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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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Nacht träumte er wieder von Fam. Sie liefen einen Bergpfad entlang. Auf einmal fiel ein lauter Schuss, und Fam brach zusammen. Yanko rannte zu ihr. Fam wollte aufstehen und stürzte dabei den Abhang hinunter. Yanko rutschte schnell hinterher und fand sie blutend auf einer Lichtung liegen. Er legte vorsichtig ihren Kopf auf sein Beinund streichelte verzweifelt ihr Gesicht. Dann entdeckte er die Wunde in der linken Brust, und es stockte ihm der Atem.
    „Fam... Fam... Was ist passiert? Hey... Komm schon... Wach auf, bitte! Fam...“, redete er eindringlich auf sie ein. Fam öffnete ihre Augen. Sie stöhnte und konnte kaum Luft holen. „Yanko... Yanko... Du musst weiterleben... Versprich mir das!“, flüsterte sie mühevoll. „Du darfst jetzt nicht sterben! Hörst du? Fam...“, flehte Yanko verzweifelt. „Versprich es mir! Bitte!“ Sie hatte es eilig. „Ich verspreche es dir! Oh nein... Fam... Fam...“, hörte er sich dann selbst im Schlaf rufen.
    Keith wachte davon auf, denn auch er hörte Yanko im Traum Fams Namen rufen. Plötzlich riss es Yanko schweißgebadet aus dem Traum. Keith sah ihn fragend an und legte ihm seine Hand auf den Arm. Yanko wehrte ab, legte sich wieder hin und wartete bis Keith wieder eingeschlafen war. Yanko wusste genau, dass er heute Nacht nicht mehr würde einschlafen können. Als er glaubte Keith wäre wieder eingeschlafen, stand er auf und zog sich die Jeans an und streifte sich ein Hemd über und ging barfuß hinunter in den Innenhof eine rauchen. Die Tränen und die Verzweiflung kamen zusammen mit dem alten Schmerz, und er ließ sie einfach laufen.
    Keith stand oben am Fenster und sah seinen Bruder, wie er weinend im Hof saß, und es brach ihm das Herz. Und er fragte sich ernsthaft, ob er es jemals schaffen würde, über den Tod seiner so geliebten Frau hinweg zu kommen.
    Am nächsten Morgen saßen die beiden Brüder bei herrlichem Sonnenschein auf der Hotelterrasse beim Frühstück. Yanko sah ziemlich müde und fertig aus. Er war nicht mehr ins Bett gegangen. Stattdessen hatte er sich eine Decke geholt und sich auf einen der Liegestühle an den Pool gelegt. Drinnen wäre er erstickt. Dort war er dann bis zum Morgengrauen gelegen undhatte in den Himmel gestarrt und sich vorgestellt, was Fam wohl da oben so alles machte.
    „Träumst du noch oft von ihr?“, fragte Keith ihn behutsam. „Hmm?” Yanko war mit seinen Gedanken immer noch im Himmel. „Du hast im Traum ihren Namen gerufen.“ Yanko lehnte sich erschöpft zurück und verschränkte die Arme. Er zögerte, denn was sollte er dazu noch sagen? Sollte er ihm wirklich erzählen, dass er ständig von ihr träumte, dass ihn der Schmerz manchmal noch so heftig überkam, dass er kotzen könnte, dass die Bilder, wie sie gestorben war sich in seinem Gehirn eingebrannt hatten, und dass er sich auch nach so vielen Jahren nichts sehnlicher wünschte, als die Zeit noch einmal zurückdrehen zu können, um an jenem Tag etwas anders zu unternehmen. Vielleicht hätten sie dann ihr Vorhaben geändert, oder die Kugel hätte ihn erwischt. Und dass er sich wünschte, er wäre niemals mit Fam nach Sheddy gegangen. Sollte er ihm das alles jetzt sagen?
    „Ja.”, sagte er stattdessen einfach. „Vielleicht solltest du doch mal nach Irland zu ihren Eltern! ” Yanko schaute Keith kurz an, dann wendete er den Kopf ab, wie wenn er damit die Gedanken an Fam abschütteln wollte, während er gedankenverloren an dem Ring an seinem rechten kleinen Finger drehte. „Ich vermisse sie immer noch, ist doch verrückt, oder?“, sagte er leise. „Nein, warum? Sie war die Liebe deines Lebens!” „Gibt es nur eine?“ „Ich weiß es nicht, aber sie war jedenfalls eine, oder?“ „Absolut!!!” Yanko trank schweigend seinen Kaffee, essen konnte er jetzt nichts.
    Keith schmierte sich nachdenklich einen Toast und belegte ihn mit Schinken und Käse und biss hinein. Besorgt betrachtete er seinen Bruder, der sich schon die dritte Zigarette angesteckt hatte und sich ständig die Augen rieb.
    Yanko streckte sich und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. „Was willst du heute machen?”, fragte er Keithunvermittelt. „Nein, so kommst du mir nicht davon! Jetzt bist du dran! Wie geht’s dir?”, setzte Keith vehement dagegen. „Mhmm, nicht jetzt! Bitte! Nein, nein!!! Was machen wir heute?“, wehrte sich Yanko leicht genervt. „Wir gehen in ein Reisebüro und buchen dir von Athen aus einen Flug nach Dublin! Ich würde da ja gerne auch mitkommen, aber solange

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