YANKO - Die Geschichte eines Roma
legte ihm eine Jeans, ein T-Shirt und ein paar Socken ins Bad. Dann machte er Feuer, räumte ein paar Sachen vom Küchentisch und kochte Kaffee.
Yanko kam relativ fertig angezogen aus dem Bad und setzte sich wortlos an den Küchentisch. Seine Haare waren, wie so oft noch triefend nass, und die Socken hatte er vergessen. Keith stellte zwei Tassen mit Kaffee auf den Tisch und setzte sich auch. Er blickte Yanko erwartungsvoll an. Yanko fühlte sich überhaupt nicht gut und rieb sich sein Gesicht. „Was?”, fragte er genervt. „Das will ich von dir hören! Und zwar jetzt sofort!!!”, forderte Keith und war fest entschlossen nicht eher zu gehen, bevor er erfahren hatte, warum Yanko wieder angefangen hatte zu trinken. Yanko schaute abwesend in die Tasse und drehte sie lustlos hin und her. Zynisch sagte er: „Was willst du hören? Oh, es tut mir leid!... oder: Ich mache es nie wieder!... oder: Meine psychologischen Nachforschungen haben ergeben, dass ich mich an einem seelischen Tiefpunkt befinde!... Such dir was aus!“
Keith sah ihn nur kopfschüttelnd an. Sein Herz zog sich zusammen, und er hätte am liebsten geschrien, aber er zwang sich dazu gefasst zu bleiben. „Kannst du mir nicht einmal ganz normal erzählen, was mit dir los ist?“, fragte er ihn in einem so ruhigen Ton, wie es nur möglich war. „Ich bin anscheinend nicht normal!”, warf Yanko ihm knapp vor die Füße, und Keith kroch die Wut jetzt doch langsam aber sicher den Halshinauf. „Und ich dachte wir wären uns näher gekommen! Verdammt Yanko! Dann sauf’ dich halt zu Tode, wenn du es genauso machen willst wie unser Dad!” brauste er plötzlich auf. „Lass Dad da raus!”, befahl Yanko und spürte deutlich, dass sein Körper wieder nach Alkohol verlangte.
„Was ist eigentlich in Irland wirklich passiert, hmm?”, fragte Keith plötzlich. Yanko blickte seinen Bruder kurz an, dann stand er auf und ging zum Kühlschrank. Er griff nach einer Bierflasche, die in der Tür stand. „Willst du auch eins?”, fragte er stattdessen. Keith drehte seinen Kopf, um zu sehen was Yanko meinte. Erst schüttelte er vehement den Kopf. „Ach, was soll’s, gib mir halt auch eins!“, entschied er sich dann doch noch schnell um, denn er hatte wirklich das Gefühl gleich durchzudrehen. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen seinen Bruder so zu sehen. Zu lange hatte er es mit ansehen müssen.
Yanko nahm zwei Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich wieder an den Tisch. Er öffnete beide Flaschen und schob Keith eine davon rüber und trank ohne auf ihn zu warten. Dann beugte er sich vor und sah seinem Bruder fest in die Augen. „Du säufst ja auch ganz ordentlich, oder nicht?“ begann er, und der Sarkasmus sprühte nur so aus ihm heraus, als er weiter redete. „Nur bei dir merkt man es nicht gleich, weil du ja immer so diszipliniert bist! Ja immer die Kontrolle bewahren und ja nichts durchscheinen lassen! Aber du hast ja in allem Recht! Ich sollte nicht trinken... Ich sollte die Frau heiraten, die ich liebe und nicht Dolores... nur damit sie hier bleiben kann... Verdammte Scheiße!... Ich sollte meine Träume besser in den Griff bekommen und nicht mehr von Ron träumen, denn das ist ja auch nicht normal!... Und ich sollte meinem Gehirn verbieten Gedanken an Fam zu haben, denn sie ist ja schon so lange tot, und es ist einfach unmöglich sie wiederzusehen!... Und es wäre bestimmt gut, wenn ich wiedernach San Francisco ziehe, damit ich hier draußen nicht versauere... Und ich sollte einem anständigen Beruf nachgehen, damit man keine Probleme damit hat über mich zu reden!” Yanko lehnte sich zurück und leerte das Bier in einem Zug und holte sich gleich ein zweites.
Keith war sprachlos. Er stand auf und ging kurz im Wohnzimmer auf und ab. „Weißt du was? Leck mich!”, brachte er noch wütend heraus, bevor er zur Haustür ging und sie öffnete, um zu gehen. Dann sollte er sich halt kaputt machen. Er ließ sich ja doch nicht helfen. Am liebsten hätte er ihm eine links und rechts verpasst, diesem halsstarrigen, ignoranten Bastard, dem ja anscheinend eh alles egal war. Wie konnte man sich nur so hängen lassen? Hatte er denn überhaupt keine Selbstachtung mehr? Keith war auf hundertachtzig.
Yanko drehte sich nicht um, als er ihn bat zu bleiben, und Keith knallte die Tür wieder zu und ging zurück zum Tisch. „Dann rede endlich! Verdammt nochmal!!!“ schrie er ihn wütend an, schnappte sich dabei einen Stuhl, zog ihn krachend heran und setzte sich
Weitere Kostenlose Bücher