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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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wieder. Er stützte seinen Kopf in beide Hände und starrte Yanko erwartungsvoll an.
    Yanko fühlte sich zum Kotzen und legte eine Hand auf seinen Bauch. Er holte tief Luft und obwohl ihm überhaupt nicht nach Reden war, zwang er sich dazu und begann stockend: „Sie... Sie denken, dass ich an Fams Tod schuld bin... Sie haben mich noch nicht einmal ins Haus gelassen... Kein Wunder, dass Fam dort damals abgehauen ist, da hätte ich es auch nicht ausgehalten!... Ich hab’ nur einmal kurz mit Eileen gesprochen... Fams Schwester...“ Keith beruhigte sich wieder etwas und fragte sich ernsthaft, warum er das nicht einfach gleich erzählt hatte. „Hast du ihnen denn sagen können, was wirklich passiert ist?” „Nein, dazu kam ich gar nicht... Eileen hätte ich es sagen können, aber irgendwie war es dann nichtmehr wichtig.“ „Und warum hast du mir das nicht gleich gesagt?”, fragte er schließlich. „Ich kann es halt immer noch nicht!“, sagte Yanko und fühlte sich einfach nur elend. „Was willst du jetzt tun? Ich meine, so wie du jetzt gerade drauf bist, machst du dich nur wieder fertig!”, sagte Keith und ließ seinen Blick dabei in der Wohnung umherschweifen.
    „Bin ich schon!”, murmelte Yanko. „Nein, das bist du nicht! Denk an deine Kinder!”, versuchte Keith ihn zu ermuntern. „Keith, mir fällt nichts mehr ein... Ich habe keine Idee mehr, was ich noch ändern und tun könnte, damit ich mich besser fühle... Keine beschissene Idee mehr...” Keith schaute Yanko besorgt an und rang nach einem Rat. „Willst du wirklich wieder so saufen, wie nach Fams Tod? Mann, lass dich bitte nicht so hängen! Wenn Mum das erfährt, bricht es ihr das Herz!“ Yanko nahm einen großen Schluck aus der Flasche, die danach schon wieder leer war. „Momentan hilft es mir nicht durchzudrehen. Weiter weiß ich nichts... Willst du auch noch eins?“ Keith schüttelte den Kopf.
    Yanko ging zum Kühlschrank und wollte sich noch ein Bier herausholen, als plötzlich Keith neben ihm stand und ihn daran hinderte die Tür ganz zu öffnen. „Hör mal! Ich bin dein Bruder, und ich liebe dich! Ich habe das jetzt schon einige Male miterlebt und habe immer versucht dir zu helfen! Ich war immer für dich da! Aber wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst, musst du allein damit zurechtkommen! Ich mache das jedenfalls nicht noch einmal mit!”, sagte er in einem solch eindringlichem Ton, dass Yanko ihm glauben musste, aber es war ihm trotzdem egal. „Damit ist man immer allein!“, war das Einzige, was er dazu sagte. Keith gab resigniert die Tür frei und blieb regungslos daneben stehen. Yanko öffnete sie ganz, doch plötzlich knallte er die Tür wieder zu und fuhr seinen Bruder wütend an. „Verdammt nochmal!!! Mann!!! Wieso schaust du dauernd nach mir? Hmm? Schau doch mal zurAbwechslung nach dir!!! Was ist denn z.B. mit dir und der Frau aus Newly? Bist du da weitergekommen? Hä?... Nein, natürlich nicht! Da müsste man ja mal was wagen und die Wahrheit sehen wollen! Und warum trinkst du schon tagsüber, hmm? Hast du vielleicht auch mal keine Antworten mehr? Jedes Mal, wenn ich mal nicht super gelaunt drauf bin, bekomme ich ein sorgenvolles und entsetztes Gesicht zu sehen! Das geht mir dermaßen auf die Nerven! Lasst mich doch einfach mal in Ruhe! Ok, dann hänge ich eben mal durch und bin tagelang betrunken und verwahrlose... ja und? Verdammte Scheiße!!!“
    Yanko ging wütend aus der Küche, schnappte sich im Vorbeigehen die halbvolle Whiskyflasche, die auf dem Wohnzimmertisch stand und nahm beim Hinausgehen einen großen Schluck. Er schlüpfte in seine Schuhe und ging auf die Veranda. Auf dem Verandatisch lag noch ein Päckchen Zigaretten. Er zündete sich eine an, lehnte sich auf das Geländer und schaute zum See hinüber. „Verdammte Scheiße!!!”, fluchte er nochmal laut vor sich hin und nahm noch einen Schluck. Er spürte die Kälte nicht, obwohl er sehen konnte, dass der See zugefroren war. Er schaute kurz in die Wohnung, konnte Keith aber nicht sehen, wie er dort sprachlos und verzweifelt, wie angewurzelt am Küchentisch saß.
    Wenig später kam Yanko mit der Flasche in der Hand wieder in die Küche zurück, und da sah er ihn ratlos dort sitzen. Yanko seufzte, stellte die Flasche ab, schob einen Stuhl neben seinen Bruder, setzte sich und legte einen Arm um ihn. „Hey... Ich will mich nicht mit dir streiten!“, sagte Yanko versöhnlich. „Du hast ja Recht... Ich... Ich sollte wirklich mal eine Entscheidung treffen,

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