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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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sehen, tat es ihm gut, dass sie da war. Sie war Fam sehr nah. Und plötzlich fiel ihm auf, dass er noch nie eine Romafrau geliebt hatte. Er musste fast darüber schmunzeln, dass ihm das jetzt hier in diesem Moment aufgefallen war. Aber so schnell der Gedanke kam, so schnell verschwand er auch wieder.
    Eileen nestelte plötzlich hektisch in ihrer Handtasche herum und holte den Geldbeutel heraus und legte zwei Euro auf den Tresen. Sie hatte einfach zu große Angst mit ihm entdeckt zu werden.
    Yanko schaute ihr dabei zu und stützte seinen Kopf mit der linken Hand auf dem Tresen auf. „Und was ist mit dir?”, fragte er unvermittelt. Eileen zuckte etwas zusammen. „Was meinst du?“ „Was glaubst du? Denkst du auch, dass ich für ihren Tod verantwortlich bin?“, fragte er sie direkt und bemerkte, dass Eileen nervös wurde und sich unsicher umschaute, um sicher zu gehen, dass sie niemand hören konnte. Schließlich sah sie Yanko fest in die Augen und sagte ganz leise: „Ich glaube... Fam war wirklich sehr glücklich mit dir!“ „Und ich mit ihr!”, ergänzte er traurig. Sie sahen sich wieder eine Weile schweigend an, und Eileen gab ihm durch ihren Blick zu verstehen, dass sie ihm vertraute und ihn für unschuldig hielt.
    „Entschuldige mich bitte!“, sagte sie auf einmal. „Ich muss jetzt gehen...“ „Ja... Eileen... Falls du ja doch mal rüberkommen willst...“ Yanko kramte eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche heraus und gab sie ihr. Eileen nickte und steckte die Karte in ihre Handtasche. „Danke Yanko! Es war schön, dich mal getroffen zu haben! Auf Wiedersehen!” Eileen streckte ihm ihre Hand entgegen. Yanko nahm sie, sah sie sich kurz an und streichelte sie dann einmal liebevoll mit der anderen Hand, und Eileen wurde es auf einmal angenehm warm, und sie wäre eigentlich viel lieber geblieben. Sie hätteihm gerne von ihren Kindern erzählt, von Fams Nichte und Neffe, die ihre Schwester nie kennengelernt hatten. Genaugenommen waren es ja auch Yankos Nichte und Neffe. Sie hätte gerne mit ihm noch weiter hier gesessen und über ihre Schwester geredet. Aber sie konnte nicht, nicht jetzt. Es war einfach zu gefährlich.
    Dann drückte Yanko vorsichtig ihre Hand und sagte leise: „Es gibt so viel Ungesagtes in dieser Familie... Danke, dass du gekommen bist! Pass auf dich auf! Ja?!“ Er fand es schade, dass sie schon gehen wollte, aber irgendetwas sagte ihm, dass es keinen Sinn hatte sie zum Bleiben bewegen zu wollen. „Ja, und du auch!”, erwiderte sie. Rasch nahm sie ihre Handtasche und verließ fast überstürzt den Pub. Yanko sah ihr hinterher und fragte sich, warum sie so nervös gewesen war. Hatte sie so viel Angst? Dachte hier womöglich jeder, dass er Fam auf dem Gewissen hatte? Gut, dass die Leute hier nicht wussten wer er war. Yanko bemerkte plötzlich, dass er am ganzen Körper zitterte, obwohl es im Pub angenehm warm war.
    Der Wirt sah, dass Yanko nachdenklich und traurig vor sich hinstarrte und sprach ihn unvermittelt an. „Du siehst aus, als ob du einen Whisky vertragen könntest!” Yanko sah auf und überlegte. Nur kurz rang er mit sich, bevor er sich einen doppelten ohne Eis und ein Guinness Pint bestellte. Der Wirt nickte erfreut, kam nach einem kurzen Moment wieder und stellte Yanko die beiden Getränke vor die Nase. Er selbst hatte auch ein Glas in der Hand und prostete Yanko damit aufmunternd zu. Yanko atmete tief durch, ergriff das Whiskyglas und stieß mit dem Wirt an. Sie tranken, und Yanko musste sich kurz schüttelten. „Verfluchter Mist!... Tut gut!“, sagte er und setzte dann das Pint an und nahm einen großen Schluck.
    Drei Pints später verließ er den Pub, kaufte sich eine Flasche Whisky und fuhr im strömenden Regen hinaus zu den Cliffs of Moher. Er hatte plötzlich in dem Pub das Gefühl bekommen zu ersticken. Er musste dringend hinaus.
    Yanko wanderte hinaus an die Klippen. Fam hatte ihm oft erzählt, dass sie früher gerne hier draußen war, weil sie hier das Gefühl hatte, der Wind würde ihre Gedanken weit weg in die Freiheit tragen und sie schließlich eines Tages befreien.
    Der Wind zerzauste sein ohnehin schon verstrubbeltes Haar, und der Regen durchnässte ihn erneut und lief ihm am Körper hinunter, aber das war ihm egal. Er spürte es nicht wirklich.
    Er trank die halbe Flasche. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, und er schaute hinaus auf das Meer.
    Plötzlich erschien die Sonne zwischen den Wolken und tauchte die Landschaft in ein goldenes Licht.
    Yanko

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