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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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ihrem Leben erlebt. Sie war noch nie von Irland fort gewesen und kannte die ganzen aufregenden Dinge des Lebens nur aus ihren Büchern. Sie war zwar verheiratet gewesen und hatte zwei Kinder, aber ihr Mann war nach Brasilien fortgegangen, und seitdem wohnte sie allein mit ihren Kindern wieder bei ihren Eltern. Das Haus war ja schließlich groß genug für alle.
    Der Wirt brachte ihren Tee. Sie rührte Zucker hinein und legte den Löffel vorsichtig und fast geräuschlos auf den Unterteller.Dann nippte sie einen kleinen Schluck und nahm dann all ihren Mut zusammen, räusperte sich leicht und sprach Yanko schließlich vorsichtig an. „Entschuldigung... Ich bin Eileen... Eileen Mc Ryan... Fams Schwester...“ Yanko sah überrascht auf. Er musterte sie ein wenig und lächelte sie dann an. „Ja... Das ist nicht zu übersehen!... Hi!... Freut mich!”, sagte er und streckte ihr seine Hand hin. Sie nahm sie, erleichtert darüber, dass er sie offensichtlich nicht gleich in die selbe Schublade wie ihre Eltern steckte. „Ja, mich auch! Ich... Ich habe das alles vorhin vom Fenster aus mitbekommen... Weißt du, meine Mutter ist sehr verbittert... Sie... Sie ist sehr streng und gläubig und sehr traditionsbewusst... Sie kann es bis heute nicht verstehen, warum Fam damals abgehauen ist... Sie vermischt alles, und mit dir hat sie einen Schuldigen gefunden. Für sie bist du der schlimmste Alptraum... Und mein Vater ist ihr total hörig. Er tut alles, was sie will... Es tut mir leid!“
    Eileen zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche heraus und putzte sich damit verstohlen die Nase. Sie hatte noch nie mit jemandem so über ihre Familie gesprochen. Seit Fam weggegangen war, hatte sie niemanden mehr. Auch ihren Mann hatte sie nie als Freund empfunden, er war eben da gewesen, und plötzlich wusste sie überhaupt nicht mehr, was sie eigentlich für ihn empfunden hatte. Er war ein gute Partie gewesen, wie ihre Mutter zu sagen pflegte.
    Yanko atmete tief durch und schaute sie traurig an. „Ich habe ihnen danach zweimal geschrieben. Weil ich dachte... Naja... Vielleicht wollten sie ja doch mal nach Sheddy kommen... Es kam aber nie eine Antwort. Es gibt da nämlich etwas, was ich ihnen gerne gesagt hätte, aber jetzt denke ich, sie wollen die Wahrheit einfach nicht wissen. Mir ist das egal! Ich finde es nur Fam gegenüber nicht fair! Sie war ihre Tochter!“
    Eileen sah Yanko prüfend an und konnte es kaum glauben, dass der Mann, den ihre Schwester so geliebt hatte, jetzttatsächlich hier neben ihr saß, und sie musste Fam innerlich Recht geben, er hatte wirklich etwas Außergewöhnliches an sich. Genau konnte sie es noch nicht erfassen, aber sie fühlte sich in seiner Gegenwart unerwartet nervös und berührt. Sie musste ihm einfach mehr erzählen.
    „Den ersten Brief hat mein Vater geöffnet und uns vorgelesen. Daraufhin ist meine Mutter aufgestanden, hat den Brief genommen und ins Feuer geworfen. Den zweiten haben sie nicht einmal mehr geöffnet. Fam war für meine Mutter schon gestorben, als sie damals nach Deutschland ging! Fam hat unsere Traditionen gehasst. Sie fühlte sich eingesperrt wie in einem zugeschnürten Sack, den man kopfüber aufgehängt hätte, so hatte sie mir einmal ihre Gefühle beschrieben. Irgendwann abends kam sie nicht nach Hause... Ich wusste sofort was los war... Meine Mutter war völlig außer sich gewesen und hat erst einmal meinen Vater beschimpft und ihn dafür verantwortlich gemacht. Fam hatte mir einen kurzen Brief hinterlassen. Sie musste einfach hier raus! Damals hatte sie mir öfter geschrieben, auch von dir und wie glücklich sie mit dir sei... Und ich solle doch mal zu Besuch kommen, oder am besten auch ganz von Irland weggehen...“
    Eileen hielt inne und rieb mit den Fingern gedankenverloren an ihrem Teeglas. „Warum bist du nie gekommen?”, wollte Yanko wissen und hatte das Gefühl, dass Eileen alles andere als glücklich war. „Ich weiß es nicht... Mein Leben ist hier... Ich... Ich hatte Angst... dass meine Mutter mich dann auch verstoßen würde, wenn ich euch besuche... Später dann... Ich hatte keine Adresse...“ „Es gibt nicht viele Yankos in Sheddy!”, sagte Yanko darauf nur. Eileen schluchzte leise auf und putzte sich gleich wieder die Nase.
    Yanko konnte kaum glauben, was er da zu hören bekam. Er setzte sich auf dem Barhocker zurecht und wusste nicht was er sagen sollte. Er sah Eileen einfach nur an, und obwohl es ihnschmerzte die vielen Ähnlichkeiten zwischen ihr und Fam zu

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