YANKO - Die Geschichte eines Roma
starrte weiter in die Ferne und schrie in den Wind.
I n den Wochen danach, irrte Yanko nachts ziellos durch die Straßen von San Francisco und ging von einem Pub zum nächsten und betrank sich willenlos. Tagsüber saß er allein in seinem Hotelzimmer und zappte wahllos im Fernsehprogramm herum. Er wollte allein sein. Obwohl Janina das nicht so wirklich verstehen konnte, nahm sie es dennoch geduldig hin. Irgendwann würde er bestimmt wieder zu ihr kommen. Die Hauptsache für sie war, dass er überhaupt da war und wenigstens mit ihr tanzte.
Der Whisky war wieder sein ständiger Begleiter geworden, und er kaufte sich ihn flaschenweise. Aber er bekam es hin zu den Tanzterminen relativ nüchtern zu sein, denn er wollte nicht, dass Janina mitbekam, dass er wieder trank. Und außerdem wollte er tanzen, und das Geld war schließlich auch nicht zu verachten.
Irgendwann an einem dieser Tage im Hotel, klingelte sein Handy. Es war Dolores. Er murmelte ein „Hi, was gibt’s?“ auf Spanisch und hatte Mühe deutlich zu sprechen. „Hi Yanko! Nichts Besonderes... Ich wollte nur wissen wie es dir geht...“, hörte er Dolores fragen und hätte am liebsten sofort wieder aufgelegt. Sie sollten ihn einfach alle in Ruhe lassen.
„Mir geht’s gut!“, log er und fragte direkt nach Manuel. „Alles ok mit ihm! Yanko... wann bist du wieder in Sheddy?“, wollte Dolores dann wissen, denn sie vermisste ihn doch sehr. „Weiß noch nicht genau... In ein paar Tagen...“, murmelte er. „Ich wollte dich fragen, ob du eventuell Lust hast dann mit mir mal essen zu gehen... Vielleicht nächstes Wochenende? Da übernachtet Manuel nämlich bei Keith.“, fragte sie ihn und hatte dafür ihren ganzen Mut zusammen genommen. Müde antwortete er ihr: „Ja... können wir gerne tun... Ich meld’ mich, wenn ich zurück bin, ok?“ „Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du klingst so merkwürdig!”, fragte sie plötzlich besorgt.„Jaja... bin nur etwas müde! Bis dann!“, sagte Yanko genervt und hoffte, dass sie es schluckte. Sie tat es. Sie sagte noch, dass sie sich sehr darauf freuen würde, und dann legten sie auf. Yanko ließ sich nach hinten auf das Bett fallen und fühlte sich total erschlagen.
E in paar Tage später war er wieder zurück in Sheddy und wurde morgens von seinem Handywecker geweckt. Yanko fuhr aus dem Schlaf, den er endlich in den frühen Morgenstunden gefunden hatte und griff als erstes zu der Whiskyflasche, die neben seinem Bett stand und nahm einen Schluck. Dann sah er müde auf das Display. Dort stand: TERMIN 9 UHR PFERD. Er drückte es genervt weg, nahm noch einen Schluck, und während er sich umdrehte, murmelte er, dass die ihn alle mal am Arsch lecken können. Er wollte nur noch seine Ruhe und endlich schlafen.
Am nächsten Nachmittag lag Yanko immer noch im Bett. Sein Blockhaus war total unaufgeräumt, überall lagen Sachen und Kleidungsstücke herum, und es türmten sich leere Bier- und Whiskyflaschen.
Keith hatte seinen Bruder schon länger nicht mehr gesehen und machte sich deshalb spontan entschlossen auf den Weg zu ihm. Er klopfte an die Haustür und nachdem ihm keiner aufmachte, ging er einfach hinein und erschrak.
„Yanko?... Yanko, wo bist du?”, rief er ihn in ihrer Sprache. Doch nur die Stille antwortete ihm. Keith öffnete schließlich leise die Tür zu Yankos Schlafzimmer. Dort sah er seinen Bruder schlafend im Bett liegen und neben dem Bett ein paar leere Whiskyflaschen. Keith war total entsetzt und brauchte erst ein paar Sekunden um sich wieder zu fangen. Dann setzte er sich auf das Bett und rüttelte Yanko kräftig an der Schulter. „Yanko, wach auf! Hey, komm schon! Yanko, na los! Komm zu dir!... Yanko!!“ Yanko wachte zögerlich auf und rieb sich die Augen. Als er dann seinen Bruder am Bett sitzen sah, drehte er sich sofort wieder um. „Lass mich in Ruhe!”, murmelte er und zog sich die Decke über den Kopf. Keith rüttelte ihn erneut. Er war auf einmal sehr klar und bestimmt.„Oh nein! Du stehst jetzt sofort auf, gehst duschen und dann redest du!!!” Yanko murmelte etwas Unverständliches in die Decke. „Los jetzt!!!” Keith riss ihm die Decke weg und zog ihn an einem Arm hoch. Yanko ließ es widerwillig geschehen. Er war einfach noch viel zu betrunken, um sich zu wehren.
Keith schob ihn in die Dusche und stellte das kalte Wasser an. Yanko schüttelte sich, denn das Wasser war jetzt im Winter so richtig saukalt, aber es machte ihn doch mit einem Schlag wacher und nüchterner. Keith
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