YANKO - Die Geschichte eines Roma
lachen. Dann küssten sie sich wild und rissen sich fast die Hemden vom Leib. „Ich hatte tierisch Angst davor, dich wiederzusehen!”, gestand Ron, als er Yankos Brust streichelte. „Mann, ich auch!... Aber ich konnte es trotzdem kaum abwarten. Ich hab’ dich vermisst!... Sehr sogar!“ „Ich dich auch!... Was macht dein Arm?“ Sie krallten sich beide in den Haaren des anderen fest, und Ron liefen ein paar Tränen die Wangen hinunter. Yanko wischte sie liebevoll weg und sagte beruhigend: „Alles ok! Hey... Ich bin froh, dass du da bist! Egal, was passiert!“ Ron nickte und atmete tief durch. Er fühlte sich immer noch etwas unsicher, und als er Yankos Arm anschaute, war er entsetzt darüber, wie lang die Narbe war, die er verursacht hatte. Yanko strubbelte in Rons Haaren herum und fand es total gut, dass sie so lang geworden waren.
„Wenn du willst... Courtney ist ja ab morgen Mittag wieder weg... Vielleicht können wir uns ja dann treffen...“, schlug Ron ihm vor. „Unbedingt! Komm einfach zu mir raus!“, sagteYanko und hätte ihn am liebsten sofort mitgenommen. „Abgemacht!“
Erleichtert umarmten und küssten sie sich noch einmal. Dann brachte jeder schweren Herzens seine Kleider wieder in Ordnung. Die Sehnsucht den anderen endlich wieder zu spüren war fast unerträglich. Doch sie waren schon zu lange von den anderen weg. Es war jetzt besser wieder zu ihnen zurückzugehen. So spähte Ron schließlich um die Ecke und verschwand.
Das Fest dauerte bis in die tiefe Nacht, und Yanko übernachtete bei Keith im Gästezimmer. Er hatte noch sehr viel getrunken, damit er Rons Anwesenheit einigermaßen cool aushalten konnte. Er hatte mit Dolores herumgealbert, und sie vermutete nun, dass seine offensichtliche Hitze bestimmt etwas mit ihr zu tun gehabt hatte.
Ron hatte sich ebenfalls betrunken und musste sich regelrecht zwingen, sich zu beherrschen. Er konnte den nächsten Tag kaum noch abwarten.
Den nächsten Tag verbrachten sie dann komplett im Bett und versuchten alles nachzuholen, was sie so lange entbehrt hatten. Doch ein Tag war einfach zu kurz, und Ron verlängerte seinen Urlaub um drei weitere Tage, aber der Abschied wurde deshalb nicht leichter.
M ittags regnete es, und deswegen saßen Manuel, Kenia und Yanko im Wohnzimmer auf dem Sofa und aßen dort die Nudeln mit Soße. Kenia saß, wie immer auf Yankos Schoß und stopfte sich genüsslich die Nudeln mit der Hand in den Mund. Auf einmal legte Manuel seine Gabel in den noch halbvollen Teller zurück und schaute traurig aus dem Fenster. „Hey Manuel, was ist los? Keinen Hunger mehr?” Manuel schüttelte nur stumm den Kopf. Yanko setzte Kenia neben sich und rückte zu Manuel auf. „Was ist denn los?” Doch Manuel starrte weiter aus dem Fenster und schwieg. Auf einmal wusste Yanko was mit ihm los war und fühlte mit ihm, denn er kannte diesen Blick. „Vermisst du deine Kumpels? Du hast Heimweh, hm? Ist es das?“, fragte er ihn auf Spanisch. Manuel nickte wortlos. Yanko legte einen Arm um ihn und zog ihn zu sich, und Manuel lehnte sich an seine Brust. „Stimmt das, dass ich nie wieder nach Mexico darf und meine Freunde treffen kann?”, fragte Manuel seinen Vater. Und Yanko antwortete ihm einfühlsam: „Nie wieder, glaub’ ich nicht, aber momentan ist es leider so! Wir müssen ein bisschen Zeit verstreichen lassen. Aber du kannst deine Freunde ja mal anrufen, oder ihnen E-mails schreiben. Willst du das machen?” Manuel sprang auf und rief: „Oh, ja!!!“ „Dann musst du mir mal ihre Namen geben, dann kann ich die Telefonnummern herausfinden. Ok? Gut?” Manuel nickte begeistert, setzte sich wieder hin und aß seine Nudeln dann mit großem Appetit auf. Yanko beobachtete ihn nachdenklich und streichelte ihm mehrmals liebevoll über den Kopf.
Was ging in seinem Jungen vor? Was hatte er schon alles erlebt von dem er nichts wusste? Yanko war sich durchaus im Klaren darüber gewesen, was die Flucht für ihn bedeuten könnte. Er hatte sich trotzdem für diesen Schritt entschieden und war sich immer noch sicher, dass Manuel im Grunde auchfroh darüber war jetzt bei ihm zu sein, auch wenn er am Anfang Schwierigkeiten hatte. Vor allem in der Schule war es zunächst nicht leicht für ihn gewesen, denn zu Beginn konnte er kaum Englisch. Freunde hatte er allerdings sehr schnell gefunden und dadurch dann auch in relativ kurzer Zeit die Sprache gelernt, die von nun an zu seinem neuen Leben gehören sollte. Yanko fragte sich plötzlich, ob Manuel ihm
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