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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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an. „Ich danke dir sehr für deinen Mut, dass du nach Irland gekommen bist!“, sagte er aufrichtig, und Yanko räusperte sich und beugte sich etwas vor. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Stattdessen nahm er seine Hände wieder zu sich und trank einen Schluck Bier.
    „Mr Mc Ryan... ich...“, brachte er dann doch schließlich heraus. „Bitte nenne mich Arthur!“, unterbrach ihn Fams Vater. „Ok... Arthur... Ich bin überwältigt... Dich hier,... das ist einfach unglaublich! Wie sehr hatte Fam sich das damals gewünscht!“, sagte Yanko und lächelte Arthur an. „Ich weiß, es ist unverzeihlich!”, bemerkte er daraufhin und schüttelte den Kopf dabei. „Nein, es ist wie es ist... Jetzt bist du hier, das ist die Hauptsache!... Was ist passiert?“ „Meine Frau... Sie istvor zwei Monaten gestorben... Danach hatte ich mit Eileen ein sehr intensives Gespräch. Sie hat mir von Fams Briefen erzählt und... wie sehr meine Tochter dich geliebt hat... und von eurem Gespräch im CRUISES.“ Yanko schluckte und spülte die aufkommenden Tränen mit dem Whisky hinunter. „Arthur... Ich muss dir was sagen... Deswegen war ich eigentlich in Irland...“ Yanko atmete tief durch, und Arthur sah ihn erwartungsvoll an.
    „Was denn?“, fragte er und konnte sich selbst nicht begreifen, wieso er niemals hierher gekommen war. Er mochte Yanko sehr und musste jetzt bitter erkennen, dass er jahrelang auf der falschen Seite gestanden, und etwas unterstützt hatte, was eigentlich überhaupt nicht seinen Herzenswünschen entsprach. Und doch, er hatte seine Frau auch geliebt und deswegen zu ihr gestanden. Früher jedenfalls. Irgendwann dann war alles zur Gewohnheit geworden, und er wurde zu faul und zu ängstlich um zu gehen, obwohl er es am liebsten oft getan hätte. Aber das wäre schwierig geworden, man ließ sich nicht einfach so scheiden. Die jungen Leute in den Städten, ja, die machten das schon mal, aber bei ihnen war das nicht üblich. Schon so ein Gedanke allein war Sünde. Und doch spürte er deutlich, dass er etwas Wichtiges versäumt hatte zu tun. Er hatte nicht auf sich und seine Gefühle gehört.
    „Es ist wegen Fam... Ich hatte euch ja damals geschrieben, dass sie auf der Tour abgestürzt ist und deswegen gestorben ist...”, begann Yanko und spürte, wie er innerlich zu zittern begann. „Ja...” Yanko zögerte etwas, bevor er weitersprechen konnte. „Sie ist nicht einfach abgestürzt... Jemand hatte vorher auf sie geschossen... Und wie ich erst vor kurzem erfahren habe, war es ein vorsätzlicher Mord gewesen.“
    Arthur wurde auf einmal leichenblass und lehnte sich im Stuhl zurück. Er schnappte nach Luft. Dann griff er reflexartig zuseinem Whiskyglas und leerte es in einem Zug. „Oh, mein Gott!!!”, stieß er nur hervor.
    „Am Anfang dachte ich, dass es ein Versehen war, dass sie jemand mit einem Tier verwechselt hatte, oder so...”, fuhr Yanko fort. „Wie konnte das passieren?“, wollte Arthur natürlich wissen, und Yanko schwieg kurz und überlegte, denn er wollte ihm das alles so schonend wie möglich beibringen.
    „Weißt du Arthur, es gab damals schwere Konflikte zwischen einigen weißen Ranchern und den Indianern. Die Rancher hatten ein Stück Land beansprucht, das aber schon seit jeher heiliges Land der Indianer war. Sie hatten es sich schließlich gewaltsam unter den Nagel gerissen. Die Regierung hatte das zu diesem Zeitpunkt nicht interessiert. Fam war damals auch sehr engagiert gewesen und hatte sich ohne mein Wissen mit dem Anführer der Rancher getroffen und wollte mit ihm verhandeln. Dieser Bastard hatte allerdings ein Auge auf sie geworfen und schlug ihr einen Deal vor. Er würde auf das Stück verzichten, wenn sie ihn heiraten würde. Darauf hatte sich Fam aber nicht eingelassen... außerdem hasste mich der Typ, weil ich ein Roma bin – für ihn unzivilisiert und dreckig, wie die Indianer. Er wollte sich rächen...”
    Arthur war geschockt und starrte Yanko fassungslos an. „Sie dachte vielleicht, du könntest ihr aus Sorge um sie, ihr Engagement verbieten... So, wie ich früher...”, mutmaßte er matt. „Könnte sein... Arthur, wenn du willst, können wir morgen hinreiten. Kannst du überhaupt reiten?“ Arthur lachte kurz auf. „Irgendwie werde ich das auch noch hinbekommen! Wohin überhaupt?“ „Ich habe Fam in den Bergen begraben...“

G egen Mittag kamen sie an der kleinen Lichtung an, und Yanko zeigte Arthur den kleinen, hübschen Stein, der die Stelle des Grabes auf

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