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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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eigentlich irgendwie ähnlich sah, denn auf den ersten Blick konnte man da nicht viel feststellen. Manuels Haut war viel dunkler als seine, und er hatte dunkelbraune Augen, die Augen von Dolores, und seine Haare waren kohlrabenschwarz. Doch seine Hände waren ganz deutlich von ihm, und auch sein Körperbau war seinem sehr ähnlich, und er war für einen Mexikaner sehr groß für sein Alter. Hadley hatte mal zu Yanko gesagt, dass er bestimmt deswegen 1,80 groß geworden sei, weil sein Urgroßvater in den USA aufgewachsen war und im Maisanbau arbeiten musste. Er hatte damals mit seinen Roma Arbeitskollegen gewettet, dass er mit achtzehn so groß sein würde, dass er über den Mais hinaus schauen könnte. Und er hatte gewonnen. Kein Mensch wusste, wie er das angestellt hatte. Über diese Geschichte musste Yanko immer noch schmunzeln. Keith war sogar noch etwas größer als er geworden.
    Als Manuel fertig gegessen hatte, sprang er auf und holte einen großen Zettel und schrieb die Namen all seiner Freunde darauf, die er gerne wiedersehen wollte und erzählte Yanko dabei ausführlichst was er über jeden Einzelnen wusste und was sie immer so gemeinsam unternommen hatten. Und Yanko bekam einen unermesslichen Hass auf die ganze Weltpolitik und auf die ungerechten und unmenschlichen Gesetze, die es den Menschen nicht erlaubten dort zu sein, wo sie sein möchten und zu jeder Zeit dorthin zu gehen, wo sie hin wollten. Er hasste Unfreiheit über alles.

A m Flughafen umarmten sie sich fest, und keiner wollte den anderen gehen lassen. Es war schon das zweite Mal gewesen, dass sie sich seit dem Feier wiedergetroffen hatten. „Wir sehen uns dann übernächstes Wochenende!“ „Und ob!... Wirst du mit ihr reden?” „Ich versuche es!” Yanko schaute ihm tief in die Augen und nickte. Er klopfte Ron leicht auf die Schulter und sagte: „Mach es so, wie es passt! Und jetzt hau ab, sonst lass ich dich nicht weg!“ Sie grinsten sich, froh darüber den anderen wieder zurückgewonnen zu haben, herzlich an.
    Dann nahm Ron seine Handgepäcktasche und ging zur Sicherheitskontrolle. Yanko sah ihm noch kurz weiterhin grinsend hinterher. Dann drehte er sich um und ging zum Ausgang. Je weiter er sich jedoch von ihm entfernte, desto nachdenklicher wurde er wieder.
    Er wollte noch nicht nach Hause fahren. Er wollte jetzt nicht Ron überall riechen und ihn nicht bei sich haben. Deshalb fuhr er erst einmal in die Stadt.
    Gedankenverloren ließ er sich durch die Straßen von Newly treiben und trank in einem Pub gleich zwei doppelte Whisky. Erst dann fuhr er mit seinem Pickup nach Hause.
    Und während er über die Landstraße heizte, legte er seine rechte Hand auf den Beifahrersitz, auf dem vor kurzem noch Ron gesessen hatte, und seine Finger krallten sich in das Polster. Plötzlich schlug er ein paar Mal kräftig auf den Sitz und schrie dabei: „Verfluchte Scheiße!!!... Was machen wir da bloß wieder?... Scheiße!!!“

Y anko öffnete die Haustür und pfefferte seine Boots in die Ecke. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Er hatte ein Pferd zugeritten und zwei andere an den Sattel gewöhnt, wobei das eine sich trotz intensivster Arbeit immer noch wie verrückt dagegen wehrte, und Yanko das deutliche Gefühl bekam, dass das Pferd noch mehr schreckliche Dinge erlebt haben musste, als sein jetziger Besitzer ihm berichten konnte. Danach war er zu einem Rancher gefahren, der sein Pferd für ein Vielseitigkeitsturnier trainieren wollte. Doch das Pferd hatte Angst in unbekanntem Gelände zu galoppieren, und so war Yanko mit ihm drei Stunden lang durch die Gegend geritten, was in harte Arbeit ausgeartet war, und er sich dabei oft nach seinem Pinto gesehnt hatte. Ihm tat das Pferd leid, denn es hatte regelrecht Panik und buckelte und scheute sehr oft nur aus lauter Angst. Am Schluss hatte es sich dann etwas beruhigt und trabte wenigstens eine Weile ohne zu erschrecken. Yanko hoffte, dass er das in den nächsten zwei Wochen hinbekommen würde, damit der Besitzer selbst auch noch genügend Zeit hatte mit seinem Pferd zu trainieren.
    Sein Haus war aufgeräumt und sauber. Vorgestern hatte er den Elan dazu gehabt, und er hatte es sogar fertig gebracht die Bettwäsche zu wechseln und Ron damit der Waschmaschine zu übergeben. Heute hätte er es nicht geschafft.
    Er zog sein Hemd aus und warf es über das Sofa. Aus der Küche holte er sich dann eine Flasche Whisky, die er auf dem Weg zum Sofa öffnete. Die Verpackungsreste ließ er einfach auf den

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