YANKO - Die Geschichte eines Roma
das mit Dolores viel einfacher wäre. Sie war immerhin die Mutter seines Sohnes, und sie war sogar seine Frau. Doch er konnte sein Herz nicht dazu bewegen sich in diese Frau wirklich zu verlieben.
Yanko hatte schon den ganzen Tag getrunken und war betrunken hierhergekommen, und es war ihm ganz egal gewesen, ob es seine Mutter bemerken würde oder nicht. Minerva hatte es natürlich schon längst gemerkt und war total entsetzt und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf. Sie suchte nach einer Erklärung in Johns Augen. John allerdings schaute nur achselzuckend zurück und sagte nur leise zu ihr: „Lass ihn! Er wird schon wieder damit aufhören!“ „Ich habe nur solche Angst, dass er sich auch zu Tode säuft, wie dein Bruder!”, flüsterte sie besorgt. „Und wenn schon... Es ist sein Leben! Er ist alt genug, und er weiß was er tut. Es ist ja nicht das erste Mal!” „Wie redest du auf einmal?“ Minerva warentsetzt. Mary legte John beruhigend eine Hand auf den Arm, doch John wehrte sie ab. „John, bitte!“, flehte sie leise. Aber John wollte nicht ruhig sein und sagte zu Minerva unabsichtlich so laut, dass es die anderen auch hörten: „Mein Gott! So hör doch auf dir ständig Sorgen um Yanko zu machen! Ok, dass es ihm momentan nicht so gut geht, ist nicht zu übersehen! Aber wem geht es schon immer gut?... Und wenn es ihm gut geht, dann darf es ihm nicht gut gehen, weil er es aus einem falschen Grund ist, z.B. weil er mit Ron glücklich ist...“
Als Yanko das hörte, sprang er unvermittelt auf. Er hatte Kenia noch auf dem Arm, die ihn ganz verwundert anschaute. „Stopp jetzt! Es reicht! Alle beide!”, rief er vehement. Aber John war offenbar heute nicht Willens zu schweigen. „Ist doch wahr! Oder nicht?“, rief er Yanko zu. „Ja schon, aber du musst Mum auch verstehen!”, versuchte Yanko zu schlichten und schaute von einem zum anderen.
Mabel stand fast beiläufig auf und fragte die Kinder, ob sie noch ein Dessert wollten. Sie kannte die Art, wie sich in der Familie ein Streit anbahnte, obwohl es selten vorkam, und sie wollte die Kinder aus der Bahn haben. Yanko setzte Kenia auf dem Boden ab, und die anderen Kinder sprangen sofort auf und folgten Mabel in die Küche.
Yanko setzte sich wieder, und am Tisch herrschte auf einmal ratloses und angespanntes Schweigen. Keith sah Yanko strafend an, und Yanko war gleich wieder auf hundertachtzig. „Was???“, fauchte er Keith an. „Du weißt genau, was ich meine! Genau das!!!“, fauchte Keith zurück. Plötzlich wurde Yanko laut und wütend. „Oh, hört alle unseren Boss! Wenn er es so will, bitteschön! Ich sollte noch hinzufügen, dass ich ein unverbesserlicher Fremdgeher bin...“ Yankos Blick streifte Dolores und Jenny, wobei Dolores dabei leicht errötete. „Und dass ich mir die Hand mit einem Messer selbst verletzt habe,weil ich nicht mehr wusste, wie ich alles unter einen Hut bringen soll, und wie ich das alles aushalten soll. Aber jetzt weiß ich, da ja eh alles falsch ist, was ich tue, brauche ich mich nicht weiter drum zu kümmern, denn alle meine Gefühle sind ja nur Verwirrungen, und ich hätte gleich meinen großen Bruder um Rat fragen sollen, damit ich nicht vom Weg abkomme... Leute, wenn ihr Probleme habt, dann wendet euch vertrauensvoll an ihn!... Oh, lieber Bruder, es tut mir ja so leid, dass ich so unsensibel war und betrunken hier in dieses Haus gekommen bin!” Yanko schnappte sich eine Flasche Wein, stand auf und prostete in die Luft. „Prost Dad!”, rief er und trank direkt aus der Flasche.
John amüsierte sich etwas, erkannte aber durchaus den Ernst der Lage. Alle anderen waren entsetzt und schauten ihm fassungslos zu. Dolores wollte andauernd aufstehen und zu Yanko rübergehen, doch Jenny hinderte sie erfolgreich daran und raunte ihr leise zu: „Lass ihn! Er beruhigt sich schon wieder! Komm setz dich wieder!”
„Yanko, bitte!“, flehte Minerva plötzlich. Keith schüttelte nur entgeistert den Kopf, lehnte sich im Stuhl zurück und versuchte Herr der Lage zu werden. Yanko stand immer noch mit der Flasche in der Hand am Tisch und schaute sie alle herausfordernd an.
Keith hasste es, wenn Yanko so drauf war, obwohl es nicht oft vorkam, aber dann war es völlig unmöglich mir ihm vernünftig zu reden. „Yanko, komm, bitte!”, bat er ihn zur Vernunft und versuchte so ruhig wie möglich zu wirken.
„Das habt ihr aber schön einstudiert!“, rief Yanko, und zu Dolores und Jenny gewendet fragte er: „Und ihr? Nicht
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