YANKO - Die Geschichte eines Roma
„Da seht ihr es! Keiner will es wissen.”, stellte Yanko fest. „Weil du dir den Fehler nicht eingestehen willst!“, konterte Keith.
Jetzt riss Yanko endgültig der Geduldsfaden, und er schlug wütend auf den Tisch, dass das Geschirr klapperte und die Soße aus der Sauciere herausspritzte, und jeglicher Spaß wich aus seinem Gesicht. Er ging zu Keith, packte ihn fest am Kragen und riss ihn hoch. „Verflucht nochmal!!! Ich sage es dir einmal noch!!! Jemand hat das Schaukelseil länger gemacht. Vielleicht war es ein Versehen, vielleicht war es Absicht. Ich weiß es nicht! Vielleicht war es Ken, der wäre ja gerne Fänger gewesen... Erinnerst du dich? Verstanden jetzt? Verdammter Idiot!!!... Fuck you!!!“ Yanko ließ Keith abrupt wieder los, und der fiel atemlos auf den Stuhl zurück. „Das... Das habe ich nicht gewusst!“, sagte er bestürzt. „Ja, weil du es nicht wissen wolltest! Lieber ist Yanko schuld, das ist bequemer!!!“, spuckte Yanko ihm die Worte ins Gesicht. „Warum hast du dann eine Fahne gehabt?“ „Weil ich danach auf den Schock einen Brandy getrunken hatte! Einen einzigen!!! Es tut mir leid, wenn ich danach bei unserer Pferdeshow gestunken habe. Ich hab’ jetzt echt die Schnauze voll davon!”
Keith schaute ihn kopfschüttelnd und nachdenklich an. Yanko atmete tief durch und ließ seinen Blick in der Runde kreisen. Minerva schnäuzte sich erneut die Nase, und John hatte einen Arm um sie gelegt. Dolores und Jenny waren immer nochfassungslos, und Mabel sah besorgt zu ihrem Mann und Yanko. Noch nie hatte sie die beiden so streiten hören, und sie war froh, dass die beiden jetzt nicht irgendwo allein waren. Sie war überzeugt davon, dass sie sich mit Sicherheit verprügelt hätten. Yanko hatte genug und stand auf. „Und im Übrigen... Ron und ich sind wieder zusammen! Gute Nacht!“, fügte er noch hinzu und schlug die Tür laut hinter sich zu.
Während Yanko davonraste, schauten sich alle ratlos und schweigend an, und Minerva standen wieder die Tränen in den Augen.
Es regnete, und Yanko hätte eigentlich gar nicht mehr fahren dürfen, aber ihm war das jetzt völlig egal, er wollte nur schnell da weg. Er drehte den CD-Player mit der Romamusik voll auf, um im nächsten Moment wütend den Radiosender einzuschalten. Er hatte gerade genug von seiner Sippe und wollte nichts mehr davon hören und sehen. Aus dem Radio dröhnte ”Born in the USA”, aber auch das drückte er gleich wieder weg. Obwohl er das Lied eigentlich mochte, nervte es ihn in diesem Moment. Kann denn nicht mal was Gescheites im Radio kommen, dachte er, drückte weiter und ließ dann den nächsten Song laufen. Yanko war immer noch total wütend und heizte den Waldweg entlang, dass der Schlamm links und rechts bis weit über die Fenster hinaus flog.
Da blinkte sein Handy auf. Er schaute erst gar nicht auf das Display, denn er war sich sicher, dass es Keith war, und brüllte sofort: „Noch nicht genug??” „Yanko?”, hörte er daraufhin nur und verstand sofort, dass das nicht Keith war. „Oh... Janina!... Sorry, ich dachte es wäre mein Bruder!” Er fuhr etwas langsamer und drehte die Musik leiser. „Wie schön! Wie geht’s dir?” „Ohne dich nur halb so gut! Und dir? Was ist denn mit Keith?“ „Es geht so... Ehrlich gesagt, nicht gut! Hatte gerade einen ziemlich heftigen Streit mit ihm.”, sagte Yanko und bemühte sich deutlich zu sprechen. „Hey... Bist dubetrunken? Was ist passiert?“ „Keith spielt sich mal wieder als der Mega-Roma-Oberboss auf, oder so... Manchmal kommt das bei ihm voll durch... Er will alles kontrollieren... Es ist zum Kotzen!” „Geht’s ihm denn grundsätzlich wieder besser?“ „Keine Ahnung! Ist mir momentan auch ziemlich egal! Dieser verdammte Hurenbock!”, schimpfte Yanko und spürte, dass er wirklich stinksauer war. „Du bist nicht besonders stolz darauf ein Zigeuner zu sein, richtig?” „Falsch! Ich bin stolz, aber manche Sachen hasse ich wie die Pest! Das ist alles!“, sagte er müde. „Es wird Zeit, dass wir uns sehen!“ „Allerdings!“ Yanko fuhr rechts ran und zündete sich eine Zigarette an. „Janina... Es ist jetzt vielleicht unpassend am Telefon, und ich bin betrunken, aber ich muss mir jetzt Luft machen...“ „Was ist denn? Spuck’s aus!“, forderte Janina ihn in ihrer so herrlich direkten, aber liebevollen Art auf. „Du hattest recht, ich muss zu mir stehen! Alles andere macht mich nur noch mehr durcheinander!... Auf jeden Fall... Es hat Ron und mich
Weitere Kostenlose Bücher