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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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auch noch ein: Komm Yanko, bitte!?... Nein?“
    In diesem Moment kam Mabel aus der Küche zurück und blieb erst einmal an der Tür stehen. Yanko machte zu ihr eine einladende Handbewegung. „Komm rein, Mabel! Bitte setzdich doch! Hier ist es gerade sehr amüsant!“ Mabel starrte Yanko skeptisch an, setzte sich dann aber wieder auf ihren Platz neben Keith und fragte, was hier überhaupt los sei. „Familientheater vom Feinsten! Und was denkst du so über mich? Na komm, sag’s schon! Was passt dir nicht? Sind dir vielleicht meine Haare zu lang?”, fuhr Yanko in seinem Zynismus fort, den er absolut beherrschte.
    Mabel schaute fragend von einem zum anderen. Doch nur ihr Schweigen war die einzige Antwort. Yanko setzte sich wieder und trank weiter aus der Flasche und wurde immer betrunkener. „Hmm... Nichts zu sagen?!... Oh, mir fällt da noch etwas ein! Ich sollte ein Glas nehmen, und es tut mir leid, dass ich euch nicht auch schon längst etwas nachgeschenkt habe!”
    Yanko schien immer mehr in Fahrt zu kommen und hatte offensichtlich auch etwas Spaß an der ganzen Vorstellung. Keith versuchte weiterhin ihn zu beruhigen. „Yanko, es stimmt doch gar nicht! Du machst nicht alles falsch!... So’n Quatsch! Und das weißt du genau! Davon hatten wir es doch so oft, als wir in Europa waren! Ich verstehe dich nur momentan nicht!“ „Klar weiß ich das! Und es ist äußerst wichtig, dass du auf jeden Fall alles verstehst. Und das andere erkläre ich dir dann sofort, wenn ich es selbst verstanden habe! Aber vielleicht muss ich mich ja gar nicht erst selbst verstehen. Du verstehst mich ja eh besser als ich!” „Du bist echt ein sturer Esel!”, rutschte es Keith heraus, worüber er sich aber nicht wirklich ärgerte, denn eigentlich hätte er ihm eine verpassen sollen, dafür, dass er die Dreistigkeit und die Respektlosigkeit besessen hatte, betrunken beim Familientreffen zu erscheinen und noch mehr, seitdem sie wussten, dass ihr Dad sich zu Tode gesoffen hatte, und ihre Mutter das mit Sicherheit nicht gut verkraften würde.
    „So, ich bin stur? Bei was denn? Hä?”, provozierte Yanko ihn erneut und schien wirklich keine Lust zu haben irgendetwas einzusehen.
    Keith konnte seine Wut nicht länger aufhalten. „Zum Beispiel, dass du nicht aufhören kannst darauf herumzureiten!“, warf er ihm vor. Yanko lachte zynisch auf. „Wer hat denn wieder damit angefangen sich aufzuspielen und meinte, er muss mich dauernd auf meine Fehler aufmerksam machen? Ich kenne meine Fehler sehr gut, da brauch’ ich dich nicht dazu! Du führst dich auf, wie der alte Oberboss der Artíste – so nach dem Motto: Egal, was du machst, es ist falsch, denn ich habe sowieso immer Recht!... Friss deine Scheiße selbst!”, fluchte er noch auf Romanes dazu. „Hey, verfluche mich nicht so! Und hör auf so zu reden! Du spuckst auf dein eigenes Volk! Das ist nicht fair! Ich finde es nur respektlos Mum gegenüber hier so beschissen voll zu erscheinen!”
    Yanko entschuldigte sich darauf ernsthaft bei seiner Mutter und fauchte Keith danach erneut sarkastisch an: „Und Keith, ich weiß, dass ich ein Versager bin, und es tut mir leid, dass ich so unhöflich war, und es tut mir leid wenn ich dich enttäuscht habe, dass ich es nicht geschafft habe, alles ohne Saufen hinzukriegen. Im Gegensatz zu dir, der ja alles so wunderbar im Griff hat und nur gepflegte Weine trinkt, und das auch nur zum Abendessen... Wirklich kultiviert... Es tut mir außerdem leid, dass ich dir durch meine Anwesenheit so viel Kummer bereite!“ Yanko trank einen großen Schluck, bevor er noch hinzufügte: „Und Miko hab’ ich auch nicht festhalten können... und Fam konnte ich auch nicht retten... Leck mich, verfluchter Bastard!”
    Keith schaute seinen Bruder bestürzt an und wusste überhaupt nicht, wie er darauf reagieren sollte und rang nach Worten. „Was hat das denn jetzt mit Miko zu tun?... Es ist passiert... Du weißt warum! Halt deinen Mund jetzt!“ „Ja, ich weißwarum, aber du willst es mir ja nicht glauben, weil du denkst ich wäre betrunken gewesen, wegen Dad und hätte ihn deswegen verfehlt. Aber ich war nicht betrunken!”, fauchte Yanko ihn an, und Keith hatte das Gefühl, dass seine Worte sich wie Messer in seinen Körper bohrten. „Du hast aber nach Alkohol gerochen!“, entgegnete er bestimmt.
    „Jungs, jetzt ist Schluss! Es war ein Unfall, und Miko hat es gut überstanden!“, mischte sich Minerva jetzt energisch ein und schnäuzte sich in ein Taschentuch.

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