YANKO - Die Geschichte eines Roma
später saßen sie dann am Flughafen in Newly im Café an einem Tisch. Jennys Urlaub war zu Ende.
Sie blickte Yanko lange in die Augen und wollte überhaupt gar nicht in dieses Flugzeug steigen, das in ungefähr einer Stunde abfliegen sollte. Sie hätte vielleicht besser gar nicht kommen sollen, aber etwas hatte sie unaufhörlich zu ihm getrieben und sie bereute es nicht, auch wenn er nicht so gewesen war wie in der Zeit, als er ihr noch zu sagte, dass er sie liebe. Doch es bedeutete ihr sehr viel ihm wieder näher zu sein. Er berührteetwas in ihrem Herzen, das Mike noch nicht einmal erahnte. Ob Yanko überhaupt wusste, dass er sie so tief berührte?
„Es war sehr schön mit dir! Ich... Wie geht’s dir?“ Yanko strich ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht und sagte: „Ich fand es auch sehr schön!“ „Liebst du ihn?“ fragte sie ihn so direkt, dass sie selbst etwas darüber erschrak. „Ja... aber du bist auch hier drin!“ antwortete er ruhig und klopfte dabei mit einer Hand sanft auf sein Herz. Wieder schauten sie sich eine Weile schweigend an. Jenny seufzte schließlich: „Was nun?“ „Ich weiß es nicht!“, sagte Yanko und lehnte sich zurück. „Bei wem willst du sein? Sei ganz ehrlich, dir zuliebe!“ Yanko schaute ihr lange tief in die Augen. „Bei ihm, aber das ist nur ein Traum... Du bist wahr! Du bist hier, und es wäre ganz einfach.“ Jenny musste schlucken. „Es wäre nicht die ganze Wahrheit!“ Yanko lehnte sich wieder vor und nahm ihre Hand. „Du hast es verdient erfüllt und glücklich zu sein. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich da gerade der Richtige bin!“ Jenny rang mit ihrer Fassung und versuchte die ganze Situation leichter zu machen. Sie würde Mike sofort wieder verlassen, deswegen hatte sie ihn auch überhaupt nicht erwähnt. War sie so berechnend? Mike gab ihr wenigstens das Gefühl, dass sie für ihn wichtig war, und er war berechnend. Sie fühlte sich sicher bei ihm. „Ich habe mich in die Stadt L.A. verliebt... Ich glaube, ich könnte hier nicht mehr leben. Das ist auch wahr... Vielleicht können wir uns ja öfter mal besuchen?“ Beide waren traurig und dagegen nützte alles reden nichts. Leise sagte Yanko: „Ja... Komm her!“ Er zog ihren Stuhl neben seinen und küsste sie lange.
Eine Stunde später sah er dem Flugzeug nach, und es liefen ihm ein paar Tränen die Wangen hinunter.
Er hasste Abschiede.
A n einem der folgenden Abende lief Yanko durch Sheddy und traf Hugh zufällig vor dem OLD RAILWAY.
Hugh begrüßte ihn erfreut: „Ah, hallo Yanko! Schön dich zu sehen! Ich habe da nämlich ein Angebot für dich! Willst du nicht das Naturschutzkomitee übernehmen? Henk hört nächsten Monat auf. Na, wie wär’s?“ „Wieso, hast du deine Meinung geändert?“, fragte Yanko bloß. Hugh schaute ihn fragend an. „Hmm, was? Was für eine Meinung? Ach, so! Das ist doch Schnee von gestern, oder? Wir machen alle mal Fehler! Du bist der beste Mann dafür! Du kennst dich da draußen aus! Du hast Kontakt zu den Indianern, und du liebst die Natur!“ „Und Ron!“ Yanko schaute ihm provozierend in die Augen. Ihm hing das Ganze so sehr zum Hals heraus, dass er am liebsten sofort auf dem Absatz kehrt gemacht hätte. Hugh erstarrte und war völlig desorientiert und stotterte nur verwirrt: „Wie... Was... Das... Du... Jenny, ihr seid doch wieder zusammen, oder?“ „Wir lieben uns, ja...“, begann Yanko. Da fiel Hugh ihm erleichtert ins Wort: „Na siehst du, es ist doch alles gut! Wann kommt sie denn wieder hierher?“
Als Yanko das hörte, riss ihm endgültig der Geduldsfaden. Er packte Hugh fest am Kragen und schob ihn rückwärts so heftig an die Hauswand, dass Hugh mit dem Kopf an die Wand knallte und anfing zu bluten. Yanko hielt ihn weiter fest und zischte ihm ins Gesicht: „Ich liebe Ron und daran wird sich nichts ändern, auch nicht, wenn ich in deinem Komitee sitze! Ist dir das klar? Ich bin ich, egal wen ich liebe! Ich würde dein Angebot gerne annehmen, wenn ich hier in Sheddy mit dem Menschen frei zusammenleben darf, mit dem ich will!“ Yanko ließ Hugh plötzlich los, zündete sich eine Zigarette an und bot Hugh auch eine an, der sie zitternd annahm. Yanko tupfte Hughs Wunde mit einem Taschentuch ab, das er ihm aus der Jackentasche gezogen hatte.
Hugh war ganz blass geworden und wusste nicht, was er von dieser ganzen Aktion halten sollte und sagte zögerlich und kopfschüttelnd: „Ich kann das nicht zulassen!“ „Warum nicht? Was ist denn
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