YANKO - Die Geschichte eines Roma
Danke! Und dir?“ Nancy fühlte sich etwas beschämt und zu ihrem eigenen Erstaunen plötzlich den Tränen nahe. „Nun ja, ganz gut!“, begann sie zögernd. „Ich... ähm... wollte dir nur sagen... Ich habe nichts gegen euch... Es ist nur... mein Mann, verstehst du? Er kann nicht anders! Er mag dich sehr, aber das ist zu viel für ihn... Es tut mir leid!“, versuchte sie ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Yanko wunderte sich nur und schaute sie neugierig und aufmerksam an und bemerkte schlicht: „Er hat einfach zu viel Angst!“ Nancy schniefte etwas und putzte sich dezent die Nase. „Ich...“ Sie schaute sich kurz um, um sicher zu gehen, dass ihr auch niemand zuhörte, doch sie musste es ihm einfach sagen. „Ich habe euch einmal hier drin gesehen... zusammen... Ich... es...“ Sie schaute beschämt zur Seite und flüsterte fast: „Es sah wunderschön aus!“ Yanko verzog kurz traurig seine Mundwinkel zu einem Lächeln. „Es ist wunderschön!“ Nancy fasste sich wieder etwas und fuhr fort: „ Du musst wissen, ich bin hier fast die Einzige, die so denkt. Für mich bist du immer noch der gleiche Mensch, aber das sehen die Meisten hier nicht so!... Seid ihr denn glücklich in San Francisco?“ „Ja... aber es ist nicht mein Zuhause... Es ist dort besser... mehr Toleranz, als hier... und trotzdem sind wir isoliert. Ich bin hier zu Hause und Ron auch, und das müssen sie hier eben lernen!“ Nancy erschrak. „Ihr wollt zurückkommen? Um Himmels willen, tut das nicht! Sie werden euch das Leben hier zur Hölle machen!!“ Yanko rührte mit dem Löffel in seinem Kaffee herum. „Besser zu Hause in der Hölle, als irgendwo in einer stickigen Stadt!“
Nancy legte Yanko ihre Hand auf den Arm. „Ich fühle mit dir, Yanko!...“ Eigentlich hatte sie sich geschworen niemals auchnur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, aber irgendwie bahnte es sich in ihr unaufhaltsam den Weg nach draußen. „Als Teenie war ich in meine beste Freundin verliebt...“, gestand sie ihm schließlich. „Wir haben uns heimlich im Wald getroffen und uns geküsst... Aber das darf Hugh nie erfahren, bitte!“ Yanko schaute sie amüsiert an und lächelte. „Wenn alle mit ihren kleinen und großen Geheimnissen rausrücken würden, dann sähe diese heilige Ordnung hier bestimmt ganz anders aus!“ Nancy musste auf einmal auch lachen, und Yanko küsste sie spontan auf die Backe, doch Nancy war immer noch sehr besorgt. „Seid bitte vorsichtig, mit manchen hier ist wirklich nicht zu spaßen!“ Yanko nickte. „Ja... ich weiß... Danke Nancy!“ Nancy verabschiedete sich und ging zurück zu ihrem Tisch. Yanko zahlte bald und ging ermuntert nach draußen.
Auf dem Heimweg stellte er sich vor, wie schön es wäre, wenn Ron jetzt im Blockhaus auf ihn warten würde und sie in aller Ruhe hier in Sheddy zusammen leben könnten.
Aber als er zu Hause ankam, war alles dunkel.
E in Jahr später saß Yanko in seinem Haus an der Küchentheke, als sein Handy klingelte.
Es war Ron. „Na alter Gypsy, hast du es dir überlegt? Kommst du nächste Woche?“ Yanko fühlte seine Brust eng werden. „Hey, komm du doch mal zur Abwechslung!“, schlug er vor. Ron klang gehetzt, und Yanko hätte irgendwie am liebsten gleich wieder aufgelegt. „Ich kann hier nicht weg... Der Pub... Die vielen Einladungen... Mein Amt als Interessenverwalter der Gays hier... Da ist so viel los gerade.“ Yanko schwieg und stierte dabei aus dem Fenster. Er vernahm plötzlich ein: „Bist du noch dran?“ und holte seine Gedanken von weit her wieder zurück. „Ja... Ron... aber... ich halte es in der Stadt auf Dauer einfach nicht aus... Ich liebe meine Arbeit hier und... es tut mir leid... schon bei dem Gedanken an die Stadt dreht sich mir der Magen um.“
Rons Stimmung schlug mit einem Mal komplett um, und er klang resigniert und traurig. „Dann war’s das also mit unserem Traum?!“, stellte er nur verbittert fest, und Yanko antwortete ihm apathisch: „Vielleicht würde dir das ja gar nicht so viel ausmachen. Du hast so viele neue Freunde, die gerne dort leben.“ Yanko starrte weiter aus dem Fenster und fühlte sich beschissen. Ron fuhr hoch und wurde wütend. „Jetzt reicht’s aber! Verdammt nochmal! Ich will dich!!! Verdammt!!!“ „Ron... ich kann nicht kommen... Ich pack’s nicht!“ „Hast du jemand anderen? Eine Frau? Hm?“ Yanko kamen die Worte nur schwer über seine Lippen: „Nein! Ron, bitte versuch’ mich zu verstehen! Wenn ich nicht gut auf
Weitere Kostenlose Bücher