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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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über die delikate Angelegenheit von Mr Yanko Melborn Tahah und Mr Ron Dunfolk, im Hinblick auf eine mögliche Besetzung von Mr Melborn als neuer Chef des Naturschutzkomitees, sprechen. Ich bitte Sie, trotz all dem was geschehen ist, sachlich und respektvoll darüber Ihre Meinung zu äußern.“ Der erste Herr räusperte sich und klang übertrieben ernsthaft, als er seine Meinung kundtat: „Nun, ich bin der Meinung, dass wir es nicht zulassen dürfen einen Menschen mit diesem... sagen wir mal... abnormalen Verhalten, mit so einem Amt zu bekleiden!“ Sofort klinkte sich ein zweiter Herr ein, froh darüber, dass seine Meinung schon mal geäußert wurde: „Der Meinung bin ich auch! Das geht eindeutig zu weit! Es ist unmoralisch und untragbar für unsere Gemeinde und die Gesellschaft überhaupt!“
    Ein längeres Schweigen folgte, bei dem einige der Männer verstohlen auf ihre Unterlagen starrten und hofften, dass der Bürgermeister nun endlich ein Einsehen hatte und diese unsinnige und überflüssige Diskussion abbrechen würde, umzu einem anderen, sicherlich viel wichtigeren und sinnvolleren Tagesordnungspunkt zu kommen. Das sie überhaupt darüber diskutieren sollten war schon eine Zumutung. Sie wurden jäh aus ihren Träumen gerissen, als ein dritter Herr sich plötzlich zu Wort meldete: „Wir sollten uns allerdings auch darüber im Klaren sein, dass wir hier niemand anderen haben, der sich besser eignen würde! Mr Melborn kennt sich in der Natur bestens aus!“ „Das stimmt schon, aber das ist wirklich nicht zu vertreten bei seinem Lebenswandel!“, bemerkte ein weiterer Herr.
    Hugh holte tief Luft und vergewisserte sich, dass die Fenster tatsächlich schon geöffnet waren. „Meine Herren! Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich heiße seine Neigungen auch nicht willkommen, ganz im Gegenteil! Doch ist es nicht auch seltsam, dass man einen Mann, der jahrelang für diese Gemeinde so viel geleistet hat und das meistens ehrenamtlich, auf einmal nicht mehr für fähig hält, nur weil er etwas tut, was von der Gesellschaft missachtet wird? In den letzten vier Wochen war er wieder mit einer Frau zusammen und auf einmal waren alle wieder offen und freundlich zu ihm. Irgendetwas ist ja da auch nicht richtig, oder?“ Der zweite Herr stand unvermittelt auf und war sichtlich entrüstet. „Es ist doch wohl nicht in Ihrem Sinne, Herr Bürgermeister, durch die Besetzung der Stelle durch Mr Melborn zu bekunden, dass wir hier in Sheddy ein solches Verhalten billigen!!“ „Ja, das ist unmöglich!“ bekräftigte der erste Herr den zweiten und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück. Hugh wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn. „Wir würden ja nicht seine sexuellen Neigungen billigen, meine Herren, sondern sein Wissen um die Natur! Wir werden ja auch nicht nach unseren sexuellen Vorlieben eingestellt oder gewählt! Verzeihen Sie!“ Vorsichtig fragte der dritte Herr plötzlich: „Ist denn Mr Melborn überhaupt noch mit Mr Dunfolkzusammen?“ „Soviel ich weiß nicht! Ron, ich meine, Mr Dunfolk lebt jetzt in San Francisco.“, antwortete Hugh ihm. Der dritte Herr setzte sich zurecht und begann langsam: „Vielleicht wäre das ja eine Lösung... Die beiden können ja machen was sie wollen, nur nicht hier in Sheddy!“ „Nun ja... Das wäre vielleicht eine Möglichkeit! Ich halte ihn ja durchaus auch für den besten Mann auf diesem Gebiet!“, gab der erste Herr zu. Daraufhin ging ein leichtes kurzes Räuspern, Raunen und Schmunzeln durch die Reihen, und der erste Herr errötete leicht, als er selbst die Doppeldeutigkeit seiner Aussage begriffen hatte.
    Hugh schüttelte allerdings nur den Kopf. „Ich kenne ihn, darauf wird er sich nicht einlassen!“ „Dann müssen wir einen anderen Mann dafür finden!“, war die deutliche Meinung des zweiten Herren. „Ich meine, wir sollten ihm auf jeden Fall unseren Vorschlag unterbreiten.“, schlug der dritte Herr mutig vor. Hugh schwitzte und war doch erleichtert, dass sich offensichtlich ein Ende dieser leidlichen Runde abzeichnete. „Ok, und wer würde das übernehmen? Ich bin da momentan jedenfalls nicht der Richtige!“ Entschlossen meldete sich der dritte Herr. „Ich kann das übernehmen, wenn Sie einverstanden sind.“ Hugh schloss schnell seine Akte und sehnte sich nach frischer Luft. „Vielen Dank, Mr Edwards! Und viel Glück!“ Alle nickten und verließen wie auf Kommando den Raum. Keiner dachte mehr an weitere Tagesordnungspunkte. Auch

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