YANKO - Die Geschichte eines Roma
daran so schlimm?... Was?“, forderte Yanko ihn auf Farbe zu bekennen. „Das ist gegen das ungeschriebene Gesetz, und in vielen Ländern ist es sogar Gesetz.“ Ungehalten rief Yanko: „Heißt das, dass es richtig ist nur weil es ein Gesetz ist?“ Hugh wurde plötzlich weicher und offener und klang fast väterlich. „Warum machst du das, Yanko?“ „Es ist eben so gekommen.“ antwortete er ihm schnell und genervt. Hugh suchte verzweifelt seine Fassung. „Nein, das ist... Das geht einfach nicht! Was würde der Gouverneur sagen?“ Darauf schmunzelte Yanko nur zynisch: „Naja, vielleicht hat er auch schon mal feuchte Männerträume gehabt.“ Hugh war jetzt völlig entsetzt und starrte Yanko empört an. „Also, jetzt gehst du entschieden zu weit! Reiß dich zusammen!“, rief er entrüstet. Yanko war mittlerweile innerlich auf hundertachtzig und hatte die Schnauze gestrichen voll. „Verdammt nochmal!!! Nur weil du es nicht kennst, oder nicht kennen willst!!!“, schrie er ihm direkt ins Gesicht. Ein paar Leute gingen langsam vorbei, blieben stehen und wollten sehen, was da vor sich ging. Yanko packte Hugh erneut am Kragen und drückte ihn fest gegen die Hauswand und wiederholte: „Verdammt nochmal!!! Nur weil du es nicht kennst, oder nicht kennen willst, gibt das dir nicht das Recht über andere zu urteilen! Weißt du, wie das ist, hm? Wenn dich alle, die dich vorher freundlich gegrüßt haben und auf gut Freund waren, auf einmal anglotzen und dir aus dem Weg gehen, als hättest du die Pest? Und sobald ich mit einer Frau aufkreuze, und dabei ist es dann auch egal, dass ich sie sogar betrogen habe, sind alle wieder nett. Das ist doch alles ein riesiger, scheißverlogener, verdammter Misthaufen!!!“ Yanko ließ Hugh wieder los und drehte sich um.
Da sah er die Leute drum herum stehen und begann erneut herumzuschreien: „Und was glotzt ihr so blöd? Kümmert euch erst mal um euren eigenen Kram, bevor ihr auf uns losgeht!“ Aber die Leute blieben stehen, doch keiner wagte es sich Yanko in den Weg zu stellen, um ihrem Bürgermeister zu helfen, der immer noch blutend an der Hauswand stand und fassungslos Yanko zusah. Plötzlich packte Yanko Hugh erneut und schubste ihn in die mittlerweile größer gewordene Menge hinein. Ein paar Neugierige waren in der Zwischenzeit auch aus dem Pub gekommen, um zu sehen was da los war, und wer da so herumbrüllte. Yanko blickte wild um sich, denn es reichte ihm jetzt endgültig. „Was noch? Soll ich mich ausziehen, hm?...“ Kurz entschlossen riss er sich sein Hemd vom Leib und pfefferte es auf die Straße. Die Leute starrten sprachlos und entsetzt auf ihn und konnten es gar nicht begreifen, was sich da eigentlich vor ihnen abspielte. Yanko war es scheißegal, was sie von ihm dachten, er fühlte nur eine unbändige Wut in sich. „Damit ihr sehen könnt, wie mein Schwanz jetzt aussieht, nachdem ich einen Mann gefickt habe? Wollt ihr das? Wollt ihr ihn haben... hä?“ Yanko öffnete drei der vier Hosenknöpfe, und es ging ein erstickter Schrei durch die Menge. Yanko stand jedoch einfach nur da und schaute von einem zum anderen. Minuten vergingen.
Schließlich atmete er tief durch, machte die Knöpfe wieder zu und war auf einmal ganz ruhig. Er ging einen Schritt auf die Menschenmenge zu und sagte klar und bestimmt: „Ich liebe Ron, und ich werde hier nicht weggehen, ob euch das nun passt oder nicht! Sheddy ist genauso mein Zuhause, wie eures und wie Rons!“ Yanko nahm sein Hemd, legte es sich über die Schulter und verließ den Platz.
Er hörte nicht mehr, dass sich einige Leute überzeugt zuflüsterten, dass sein aufmüpfiges Verhalten von eben bestimmt auf seine Zigeunerherkunft zurückzuführen sei.
D ie Gemeinderatssitzung verlief relativ ruhig und doch ging ein gewisses Knistern durch die Reihen. Keiner wusste so recht, wie er sich verhalten sollte, und am liebsten hätten sich einige der Herren kurzfristig entschuldigt, um dem unangenehmen Thema aus dem Weg zu gehen.
Hugh eröffnete schließlich die heikle Diskussion und fühlte sich selbst nicht besonders wohl dabei. Er konnte Yanko, trotz des Vorfalls vor einigen Tagen, irgendwie nicht böse sein, und er schätzte ihn nach wie vor. Doch er schaffte es nicht Yankos Verrücktheit, denn nur so konnte er es bezeichnen, als Realität anzuerkennen und schon gar nicht zu respektieren und hier in Sheddy zu dulden. Aber er hatte auf eine Anzeige verzichtet.
Dann schluckte er und begann: „Ich möchte heute mit Ihnen
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