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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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die tiefe Verzweiflung, die immer noch völlig isoliert in ihm saß, und er machte sich diesmal auch keine Mühe, sie vor sich selbst zu verbergen.
    Spät in der Nacht holte er seine Decke und legte sich zu den spärlichen Überresten von Fam in die Erde. Behutsam breitete er die Decke über sie beide aus und träumte davon mit ihr in ihrem alten Haus in Sheddy im Bett zu liegen und sie im Arm zu halten.
    Am nächsten Tag, und auch die darauf folgende Nacht blieb er wo er war und stand nur kurz auf, wenn er pinkeln musste. Das Pferd, was Black Wolf ihm geschickt hatte, graste in der Zeit friedlich in der Nähe.
    Erst am zweiten Morgen stand Yanko schließlich auf, legte den Anhänger wieder zurück zu ihr und fing an das Grab behutsam wieder mit Erde zu füllen.
    Am Nachmittag stand er dann relativ ruhig mit dem fertig bepackten Pferd am Zügel am Grab und nahm still von ihr Abschied.
    Schließlich schwang er sich auf das Pferd und ritt langsam davon.
    Niemand konnte sie ihm wegnehmen, auch wenn sie jetzt wussten wo ihr Grab lag. Er trug sie so tief in seinem Herzen, dass er sich wunderte überhaupt noch Platz für jemand anderen darin zu haben.

E ine Woche später war Yanko gerade dabei seine Tasche zu packen, als ein Auto bei ihm vorfuhr.
    Es war der Hauptkommissar. Er klopfte an der Haustür, die wie so oft offen stand. Yanko kam auf ihn zu, und sie gaben sich zur Begrüßung die Hand. „Guten Tag, Inspektor!” „Guten Tag, Mr Melborn! Wie geht es Ihnen? Ich habe heute von der Gerichtsmedizin den endgültigen Bericht bekommen. Alle Untersuchungen sind so weit abgeschlossen. Ich habe da allerdings noch eine Frage an Sie! Sie wollen verreisen?“ begann der Hauptkommissar, und Yanko hatte das Gefühl sein Blick durchbohre ihn bis ins Mark. Yanko deutete auf einen Stuhl auf der Veranda. „Bitte setzen Sie sich doch! Ja... ähm... Ich will morgen Früh nach San Francisco fliegen.“ „Hatten Sie eigentlich niemals das Gefühl gehabt, dass an dem tragischen Tod Ihrer Frau etwas nicht stimmen könnte?“, fragte ihn der Hauptkommissar und setzte sich an den Tisch. Yanko setzte sich ihm gegenüber. „Nein, nie!”, sagte er schlicht. „Wieso Ihre Frau und nicht Sie?“, stellte der Hauptkommissar in den Raum und lehnte sich ein Stück über den Tisch. „Das hat Ihnen der Bastard natürlich nicht erzählt! Hören Sie, dieses Schwein hat nicht nur den Überfall auf die Indianer damals zu verantworten, sondern hat sich auch noch an meine Frau rangemacht. Sie hat aber Nein gesagt, und das hat ihm nicht gepasst. Er hasst mich, weil Fam mich wollte, und weil ich ein Gypsy bin!“ schleuderte ihm Yanko entgegen. „Dann hätten Sie eigentlich ja doch darauf kommen können!“, gab der Hauptkommissar provozierend zurück. „Aber das alles habe ich damals nicht gewusst... Verdammt!“ „Und...“, begann der Hauptkommissar, doch Yanko unterbrach ihn vehement und fast unverschämt: „Was denn noch? Glauben Sie im Ernst, dass dieses Arschloch noch am Leben wäre,wenn ich das damals gewusst hätte? Damals hätte ich ihn umgebracht... und zwar gerne!“
    Der Hauptkommissar stand auf. „Es tut mir leid, aber das musste ich noch wissen! Vielen Dank, Mr Melborn! Auf Wiedersehen!” Yanko stand auch auf, und sie gaben sich wieder die Hand. „Ja... Auf Wiedersehen!“ sagte Yanko mürrisch und war mit einem Schlag total genervt und schlecht gelaunt. Seine Nerven lagen blank, und er wollte nur so schnell wie möglich hier weg.

E inen Monat danach brachte der Regen Jenny mit.
    Sie saß auf der Treppe, die zum Sommerhaus führte. Yanko bemerkte sie erst, als er schon fast direkt vor ihr stand. Er war beladen mit Werkzeug und Klamotten, was er aus seinem Auto ausgeladen hatte. Den Koffer neben ihr sah er dann kurz darauf. Sie stand auf, als Yanko näher kam und nahm ihm ein paar Sachen ab. „Hi Jenny! Was machst du denn schon wieder hier?”, grinste er ihr entgegen. Sie gingen hinauf, und Yanko legte die Sachen auf den Verandatisch und umarmte sie erst einmal. Jenny begann etwas unsicher: „Ich... Ja... ähm...“ „Was ist denn los? Na, komm erst mal rein!“, sagte Yanko und hielt ihr die Tür auf.
    Sie gingen hinein, und Yanko setzte Wasser für Kaffee auf. Jenny stand unsicher in der Küche und war sichtlich nervös. Yanko bemerkte es und legte seine Arme auf ihre Schultern und schaute sie dabei prüfend an. „Was ist passiert? Na los, spuck’s schon aus!” Jenny holte tief Luft und sah ihm dann fest in die Augen.

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