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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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Yanko nahm ihre Hand. „Hör zu! Es ist einfach momentan alles zu viel für mich... Ich brauche etwas Zeit, bitte!” Yanko zitterte innerlich und wollte am liebsten mal wieder davonrennen. Jenny nickte und schaute kurz zu Ron. Ron atmete tief durch und sagte auf einmal fast gelassen: „Jenny, komm leg dich zu uns, dann muss sich heute niemand mehr entscheiden.“ Er war müde und hatte diese Situation einfach satt. Hauptsache es war gleich Ruhe. Jenny blickte wortlos und noch leicht wütend von einem zum anderen. Schließlich legte sie sich neben Yanko, und so schliefen sie dann in dieser Nacht.
    Am nächsten Morgen war Yanko verschwunden.
    Auf dem Küchentisch fand Ron eine Nachricht von ihm.
    Bin nach Deutschland, um meinen Sohn zu suchen.
    Hab mit dem Hauptkommissar gesprochen, die Verhandlungen
    sind frühestens in drei Wochen, bis dahin bin ich wieder da.
    Ich war die ganze Nacht wach und habe nachgedacht.
    Dann war es mir auf einmal klar, dass ich das tun muss.
    Umarme und küsse euch!
    Yanko
    Ron setzte sich mit dem Zettel in der Hand auf die Veranda und rauchte. Da kam Jenny noch etwas schlaftrunken nach draußen. „Guten Morgen! Hast du Yanko gesehen?”, fragte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen, Jenny! Hier lies!“ Ron reichte ihr den Zettel, und sie las ihn. Dann ließ sie erschöpft ihren Arm sinken und seufzte tief. Siesetzte sich neben Ron, und sie schauten einen Moment lang gemeinsam schweigend über die Wiese.
    „So ist er eben! Du weißt nie, was er im nächsten Moment tut.”, versuchte Ron etwas Tröstendes zu sagen. Er wusste nicht, ob er damit Jenny, oder mehr sich selbst damit aufmuntern wollte. „Ich glaube, er auch nicht... Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt einen Sohn hat.“, sagte sie seufzend. „Hat er dir immer noch nichts davon erzählt?... Oh verdammt, Yanko!... Er hat zwei Kinder... Stefan in Deutschland müsste jetzt ungefähr zwanzig Jahre alt sein. Die Mutter von ihm hatte von Yanko nix mehr wissen wollen, als das Kind da war. Die wollten keinen Zigeuner in der Familie! Sie war wohl auch irgendwie krank, hatte viele Drogen genommen und so... Er hat Stefan das letzte Mal gesehen, da war Stefan zwei Jahre alt... Und Manuel ist wohl irgendwo in Mexico. Ähnliche Geschichte... nur dort war zur Abwechslung mal nur seine Hautfarbe schuld gewesen, die in diesem Fall zu hell war... Ich glaube, an seiner Stelle wäre ich schon längst durchgedreht!” „Ja, wahrscheinlich... Puh... Das habe ich alles nicht gewusst... Ich kann ihn ja verstehen... aber wenn man so eng mit ihm zu tun hat, dann ist es auch nicht immer leicht mit ihm! Wenn er doch nur ein bisschen mehr reden würde!... Ron, ich werde zu meinen Eltern nach Sheddy gehen, zumindest bis das Baby da ist. Dann sehe ich weiter. Ich brauche jetzt auch etwas Ruhe!” Ron sah sie verständnisvoll an. „Ich glaube, das ist eine gute Idee. Lass ihn einfach mal! Er hat echt viel durchgemacht! Irgendwann wird er auch wieder ruhiger sein.“ „Ich wünsche es ihm von ganzem Herzen! Aber jetzt muss ich auch an mich denken!” „Auf jeden Fall! Ich hoffe, dass es dir gut dabei geht!” „Ja, danke Ron! Das hoffe ich für dich auch!... Ich gehe jetzt packen.“ Langsam stand sie auf und verschwand im Haus, und Ron ging zur Weide, um die Pferde zu tränken.

Y anko lief durch das leicht verregnete Freiburg und versuchte dabei keine unangenehmen Erinnerungen aufkommen zu lassen.
    Zuerst ging er zur Post und suchte dort im Telefonbuch den Namen Stefan Wagner. Dort fand er aber nur einen Eintrag von Hildegard Wagner. Er schrieb sich die Adresse und die Telefonnummer auf und marschierte los.
    Nach einer knappen halben Stunde stand er vor einem schicken Einfamilienhaus mit einem ordentlich gepflegten Vorgarten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, und er hatte weiche Knie, dennoch atmete er tief durch und drückte, fest entschlossen seinen Sohn zu finden und sich nicht abwimmeln zu lassen, den Klingelknopf. Es dauert nicht lange, da erschien eine ältere Frau mit einer Schürze um die Hüften gebunden, in der Tür und schaute Yanko fragend an. „Guten Tag, Sie wünschen?”, fragte die Frau höflich, und Yanko erkannte sie sofort. Er kramte all sein Deutsch, das er ja mal ziemlich gut konnte, zusammen und stellte sich vor. „Hallo Frau Wagner! Ähm... Ich weiß nicht, ob Sie mich noch kennen... ähm... Ich bin Stefans Vater... Yanko Melborn Tahah.“ Der Frau klappte umgehend die Kinnlade herunter, sie

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