YANKO - Die Geschichte eines Roma
freu’ mich ja... aber ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Du, Jenny und ein Kind... Es ist mir einfach zu viel... Ich bin genervt, schlecht gelaunt und hab’ zu nix Lust.“ „Und das geht schon seit Wochen so!”, fügte Ron dazu. „Warum redest du nicht mit Jenny? Weiß sie von deinen anderen Kindern?“ „Nein...”
Unnötige Frage, dachte sich Ron, ich hätte es wissen sollen. Wer weiß schon alles über diesen Mann, und wie bekomme ich ihn nur zum Reden?
Noch während er das dachte, stand Yanko auf und verschwand wortlos im Schlafzimmer. Ron blieb noch eineWeile kopfschüttelnd am Kamin sitzen und dachte weiter nach. Schließlich folgte er Yanko ins Schlafzimmer. Dort fand er ihn noch angezogen im Bett liegen.
Yanko murmelte in ein Kissen, als er Ron reinkommen hörte: „Ron, lass mich einfach. Ich kann dir nicht sagen, warum es so ist. Es ist eben so!” Ron legte sich wortlos neben ihn und nahm ihn in die Arme. Er hatte jetzt keine Lust zu streiten. „Hey... Ist ja gut... Es ist alles gut!“ Yanko ließ sich von Ron umarmen und fühlte sich wiedermal leer und matt.
Am nächsten Abend lag Jenny schon im Bett, als Yanko in ihr Zimmer kam. Er zog sich aus und legte sich neben sie. Er wollte nur noch schlafen und drehte sich sogleich um. Er fühlte sich hundemüde.
Jenny hasste es, genauso wie Ron wenn Yanko so drauf war. Es war natürlich auch in letzter Zeit einfach sehr viel gewesen, was auf Yanko eingebrochen war, und sie verstand schon, dass er ab und zu seine Ruhe brauchte, um alles zu verarbeiten. Aber sie hatte sich auch vorgenommen nicht aufzugeben, wusste sie doch aus eigener Erfahrung, dass es auch gut tat über die schlimmen Dinge zu reden, auch wenn es noch so schwer war. Doch es war momentan fast unmöglich so nah an Yanko heranzukommen, denn er verstummte manchmal regelrecht, und konnte die Gefühle, die in ihm waren überhaupt nicht in Worte fassen. Aber mal ehrlich, wer konnte das schon so richtig?, überlegte sie und nahm dann trotzallem ihren ganzen Mut zusammen und fragte ihn schließlich zum hundertsten Mal: „Yanko, was ist los mit dir? Du bist seit Tagen so seltsam!”, und hielt anschließend gespannt den Atem an. Sie vernahm allerdings nur ein kurzes mürrisches: „Bin müde.” Aber sie wollte ja nicht aufgeben. „Was ist los?”, bohrte sie nochmal.
Da drehte sich Yanko plötzlich so blitzschnell um, dass sie zusammenzuckte. Er sah Jenny nur kurz an und schleuderte ihr genervt die folgende Erklärung entgegen: „Ich weiß es nicht! Ich versuche ja alles unter einen Hut zu bekommen, aber ich komme einfach nicht hinterher. Mit meinen Gedanken bin ich bei Fam, mit meinem Körper bei Ron und da, wo ich sein sollte bin ich nicht! Ich kann mich einfach nicht auf dich und unser Kind konzentrieren!... Es tut mir leid!... Ja... Und dann entschuldige ich mich dauernd, weil ich es niemandem Recht machen kann... Ich weiß nicht was ich tun soll... Ich fühle mich wie im Nebel.“ Liebevoll streichelte Jenny seine Brust und war froh, dass er überhaupt etwas gesagt hatte, und sie war auch etwas überrascht davon, wie klar und schnell er sich eben ausgedrückt hatte. Doch Yanko nahm grob ihre Hand weg. „Sorry! Ich kann das nicht mehr!”, stellte er trocken fest und stand auf. Schnell raffte er seine Sachen zusammen und ging zu Ron ins andere Zimmer. Jenny schossen die Tränen in die Augen, und sie fühlte sich auf einmal wie gelähmt.
Ron wachte auf, als Yanko sich zu ihm legte. Wortlos nahm Yanko ihn einfach in den Arm und schlief sofort ein.
Plötzlich flog die Tür auf, und Jenny stürmte ins Zimmer und schrie: „Du machst es immer, wie es dir gerade passt! Aber dass du mal vorher auf die Idee kommen könntest, was passieren kann, wenn eine Frau mit einem Mann ins Bett geht, nein, das wäre ja zu viel verlangt, bei jemandem der so überanstrengt ist, wie du! Du bist jedenfalls gut aufgehoben bei einem Mann! Der kann wenigstens nicht schwanger werden!“ Yanko und Ron drehten sich verwundert zu ihr um. Yanko war sofort wieder genervt und setzte an etwas zu sagen, doch Jenny unterbrach ihn unbeirrt. „Ich bin noch nicht fertig! Ja... Ich wollte dich am Tag vor meiner Hochzeit verführen,aber in Sheddy warst du es und nicht nur einmal! Verdammt Yanko!!!” Yanko riss sich zusammen, was ihm äußerst schwer fiel und sagte so ruhig, wie möglich: „Jenny... Hey... Komm her! Setz dich, bitte!“ Jenny beruhigte sich etwas und setzte sich schließlich auf die Bettkante.
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