YANKO - Die Geschichte eines Roma
angespornt.
Zu später Stunde verließen sie die Tanzfläche und holten sich etwas zu trinken. „Mein Name ist Janina. Und wer bist du? Und woher kannst du so verdammt gut tanzen?”, stellte sie sich ihm vor. „Ich bin Yanko.“, sagte er, und sie gaben sich lächelnd die Hand. „Ich war beim Zirkus und hatte mal eine Tanzschule. Und du? Du tanzt auch toll!“ fuhr Yanko fort. „Ich liebe es eben, habe mal ein bisschen Unterricht genommen. Und jetzt tanze ich hier öfter mal am Wochenende zum Leute animieren und zur Auflockerung des Abends. Man verdient echt gut hier, und der Laden ist in Ordnung, keine Erotik oder Ausziehen oder sowas, wirklich nur tanzen... Hast du nicht Lust mit mir an den Wochenenden, meistens samstags, hier zu tanzen?”, fragte sie ihn unvermittelt. Yanko lachte kurz auf. „Naja... Lust hätte ich schon... Was gibt’s denn?“, wollte er gleich wissen. „Das müssen wir mit dem Chef abklären... Komm!“ Und ehe er sich versah, nahm sie seine Hand und zog ihn quer durch den Raum auf einen Tisch zu, der etwas abseits stand.
Und fünf Minuten später hatte Yanko einen sehr gut bezahlten Tanzjob in der Tasche. Kurz darauf stellte er Rondann Janina vor und hielt ihm stolz den Vertrag unter die Nase. Ron schüttelte nur grinsend den Kopf. Typisch, dachte er nur und verließ nach einigen weiteren Tänzen zusammen mit Yanko in der Morgendämmerung den Club.
Wieder zu Hause angekommen legten sie sich gleich ins Bett. Ron schlief sofort ein, doch Yanko drehte sich ein paar Mal herum, stand wieder auf, zog sich was über und setzte sich kurz auf die Veranda. Dann zog er seine Schuhe an, schnappte sich eine Decke und lief den Berg hinauf.
Am nächsten Mittag fand Ron ihn am Ufer eines Sees, in eine Decke gehüllt, liegen. Yanko wachte auf, als er das Geräusch herannahender Schritte hörte. Ron setzte sich neben ihn und sie schauten gemeinsam eine Weile auf den klaren Bergsee hinaus. „Ich werde morgen fahren!”, sagte Yanko schließlich. „Willst du, dass ich mitkomme?”, fragte Ron, obwohl er schon wusste, dass Yanko das ohne ihn machen wollte. „Nein!“, hörte er auch nur und nickte. Yanko schaute Ron kurz an, stand dann auf, nahm seine Hand und zog ihn hoch. „Danke Ron! Komm, lass uns was frühstücken!” Yanko nahm seine Decke, und dann setzten sich beide auf das Pferd mit dem Ron gekommen war und ritten zurück zum Sommerhaus.
O bwohl es erst früher Morgen war, brannte die Sonne schon erbarmungslos. Der Hubschrauber brachte sie alle hoch in die Berge. Yanko, Black Wolf und sechs weitere Männer. Der Staatsanwalt, Henk Morrisson und ein Polizist, ein Gerichtsmediziner, jemand von der Spurensicherung und der Hauptkommissar von der Mordkommission waren dabei. Sie landeten auf der kleinen Lichtung. Als alle dann ausgestiegen waren, schaltete der Pilot den Hubschrauber ab.
Der Hauptkommissar kam auf Yanko zu und schaute ihn mitfühlend aber auch prüfend an. „Wie geht es Ihnen, Mr Melborn?“, wollte der Hauptkommissar wissen. „Mir ging es schon mal besser!”, gab Yanko ihm knapp zur Antwort und wünschte sich weit weg von hier zu sein. Die Vorstellung gleich mit so vielen Leuten zu Fam zu gehen, schnürte ihm die Kehle zu. „Sie haben wirklich Mut! Das ist bestimmt nicht leicht!”, sagte der Hauptkommissar etwas unbeholfen. „Mut? Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig!”, antwortete Yanko etwas zynisch. „Warum haben Sie damals gelogen?”, stach der Hauptkommissar plötzlich zu. Yanko musterte ihn kurz und spürte instinktiv, dass es jetzt wichtig war ihm zu sagen, wie es genau gewesen war. Er wollte ihn nicht überzeugen, aber er hatte auch keine Lust darauf, dass der Kommissar ihn irgendwie verdächtigen könnte Fam umgebracht zu haben.
„Ich musste sie ja irgendwie vor den Tieren schützen... Wir waren zu Fuß unterwegs gewesen... Es hätte einfach zu lange gedauert... Als ich dann zu Hause war, konnte ich mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder hierher zu gehen...!“, erklärte er ihm schließlich. Der Hauptkommissar klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. „Nun gut, bringen wir es hinter uns!”, sagte er knapp, und Yanko war sich nicht sicher, was der Kommissar wirklich über ihn dachte.
Aber sollte er doch denken, was er wollte, ihm war es auch irgendwie egal. Ihn störte am allermeisten, dass überhaupt so viele Fremde hier auf seinem – ihrem gemeinsamen, heiligen Platz waren, und dass auf einmal sein Platz, um mit seiner Frau allein zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher