Yeager
Sie nicht im Kern herumkriechen.
Sie werden kein Deck scheuern. Keine Arbeit tun, bei der Sie sich bücken müssen. Nichts heben. Das ist ein Befehl. Ich werde es in Ihre Personalakte schreiben.«
Danach gab ihr Fletcher Spritzen erst in die Schulter, dann in drei grausam schmerzhafte Stellen am Rücken und teilte ihr mit, während Bet kurz davor war, sich zu übergeben, sie werde sie für achtundvierzig Stunden im Krankenrevier behalten.
Gott!
»Ich muß zum Dienst…«
»Sie haben einen verletzten Rücken, Miss Yeager, ganz zu schweigen von den Prellungen.«
»Madam, mir ist eine Arbeit im Sitzen zugeteilt worden. Die Abteilung ist knapp an Personal, es sind neue Leute zu uns versetzt worden…«
Fletcher kehrte ihr den Rücken und suchte wieder in dem Medikamentenschrank herum.
Gott, vielleicht steckte sie tatsächlich mit Fitch unter einer Decke.
»Dr. Fletcher, ich schwöre Ihnen, ich brauche nicht im Krankenrevier zu liegen. – Hören Sie doch, ich werde sitzen. Ich werde überhaupt nicht herumlaufen.«
Fletcher öffnete eine Packung und begann, sich irgendwelche Notizen zu machen. »Na gut, ich werde einen Handel mit Ihnen abschließen. Sie tun keine der Arbeiten, die ich eben erwähnt habe. Sie benutzen die Arme nicht. Sie sitzen und sehen auf den Bildschirm, Punkt, sonst stecke ich Sie ins Krankenrevier und stopfe Sie mit Beruhigungsmitteln voll und sorge dafür, daß Sie schlafen.«
»Ja, Madam«, antwortete Bet.
Dokumentation von wegen. Gott, Bernie, was haben Sie mir angetan?
Aber, Scheiße, es könnte alles mögliche passieren, wenn ich im Krankenrevier festgehalten würde, NG ist mit diesen Kerlen in der Technik und in der Unterkunft allein, und es braucht nur jemand Musa abzulenken, Musa braucht nur den Kopf zu drehen, NG braucht nur eine halbe Minute aus dem Auge gelassen werden, in die Nähe von Hughes oder seinen Freunden zu kommen…
Im Duschraum oder sonstwo…
»Der Drogentest bei Ihnen war negativ.« Fletcher reichte Bet zwei verschiedene Tabletten und einen Becher Wasser. Und nachdem Bet die Tabletten geschluckt hatte, sagte die Ärztin:
»Es wird nicht jetzt geschehen. Haben Sie verstanden?«
Bet starrte Fletcher einen Augenblick lang an, ließ das im Geist nochmals ablaufen, versuchte zu ergründen, was Fletcher ihr mitteilen wollte, ob es eine Falle oder eine Rettungsaktion war…
Es gab jetzt keine Möglichkeit mehr, an ihr einen gültigen Drogentest vorzunehmen – falls sich ein Grund zu einer Wiederholung der Prozedur ergeben sollte…
»Können Sie stehen?«
»Ja, Madam.« Bet ließ sich von der Tischkante rutschen, entschlossen, nicht zusammenzuzucken, und zog sich an, schnell, denn der Ruck hatte einen Schweißausbruch zur Folge gehabt, und sie fürchtete, Fletcher werde das zum Vorwand nehmen, sie doch noch dazubehalten.
Ich will nichts wie weg von hie!
Aufnahmen. Auswertung der Aufnahmen. Spritzen. Tabletten. Je länger das alles dauerte, desto länger stand Musa draußen im Flur.
Und desto länger hatten Bernie und NG keine Hilfe.
Fletcher gab ihr ein Blatt Papier und zwei Tablettenpackungen. »Sie halten sich aus Schwierigkeiten heraus«, sagte Fletcher. »Sie folgen den Anweisungen. Sie haben hier einen schriftlichen Befehl, der Sie von bestimmten Arbeiten entbindet. Tragen Sie ihn bei sich. Kommen Sie
zu mir,
wenn die Schmerzen schlimmer werden. Und ignorieren Sie sie nicht, verdammt noch mal.«
»Ja, Madam.«
»Eine dieser Tablettenpackungen ist für NG. Der Idiot hat sie nicht abgeholt. Sorgen Sie dafür, daß er sie auch weiterhin nimmt.
Verstanden?«
Fletcher stand auf ihrer Seite, das begriff Bet plötzlich. Sie wußte jetzt, was Fletcher mit ihren schriftlichen Befehlen und ihren Spritzen und ihren Tabletten bezweckte, und sie erkannte mit einemmal, warum NG als Opfer einer Unterschiebung von Rauschgift nicht in Frage gekommen war.
»Ja,
Madam«,
sagte Bet.
Fletcher sagte jetzt gar nichts mehr, Fletcher entließ sie nur mit einem Rückhand-Winken und schrieb weiter.
Geh. Sei klug. Bleibe mit dem Kopf in Deckung.
Verdammt richtig, dachte Bet. Frohgemut vor Erleichterung ging sie in den Korridor hinaus, um Musa und Freeman abzuholen.
Dort standen nicht nur Musa und Freeman.
Auch Liu.
Bet blieb wie angewurzelt stehen. Das überrumpelte sie, und sie konnte nur denken: O Gott…
»Alles in Qrdnung?« fragte Musa sie.
»Sie hat mir Tabletten gegeben.« Bet umklammerte das Blatt Papier und die Packungen, die sie von Fletcher bekommen hatte,
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