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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und nicht allzu sauber. Er sah dem Eigentümer niemals ins Gesicht. Der Eigentümer sandte einmal einen langen abschätzenden Blick zu Bet herüber. Aber Terry Sowieso war pfiffig genug gewesen, ihr Frühstück bar zu bezahlen, so daß Bet irgendein Gast hätte sein können und der Eigentümer nichts gegen Terry in der Hand hatte.
    Der Tote war ein Dockarbeiter, lebte seit zwei Jahren auf Thule, hatte vor kurzem seine Stellung verloren. Seine Firma hatte zugemacht. Er hatte seitdem für die Station gearbeitet.
    Sein Kontrolleur hatte ihm gestern für drei Tage Lohn abgezogen, weil er während der Dienstzeit getrunken hatte.
    Es hieß, ihm sei die Luftröhre eingedrückt worden.
    Es hieß, man überprüfe Fingerabdrücke. Natürlich. Und wenn man an ihre kam, konnte sie zugeben, dort gewesen zu sein.
    Terry sagte vielleicht aus, sie habe die ganze Nacht in der Bar gesessen. Terry sagte vielleicht aus, sie hätten eine Prügelei gehabt, wenn es ihr gelang, sein Interesse wachzuhalten.
    Bet schlürfte vorsichtig einen Löffel nach dem anderen. Der Kopf tat ihr weh. Der ganze Körper tat ihr weh. So etwas hatte sie noch nie getan, sich ficken zu lassen, nur um ein Bett und eine Mahlzeit zu bekommen. So dreckig war’s ihr noch nie gegangen, nicht einmal auf Pell.
    Aber nächste Woche sollte ein Schiff kommen. Nachdem Wochen seit dem letzten Schiff vergangen waren, kam ein Schiff namens
Mary Gold,
und verdammt, sie hatte die Absicht, an Bord zu gehen.
    Sie würde jetzt alles tun, alles, um von Thule wegzukommen.

3. KAPITEL
    Die Frau, die Ely ›Nan‹ nannte, sah von ihrem Schreibtisch im äußeren Büro hoch und stand nach einem einzigen Blick auf Bet ruckartig auf.
    »Gefallen«, behauptete Bet, denn ihr Auge wurde blau, das hatte sie in der Toilette der Bar festgestellt. Sie sah schauderhaft aus, sie hatte den Reißverschluß des Kragens ganz zugezogen, um die Kratzer an ihrem Hals zu verdecken, sie war immer noch wackelig auf den Beinen, und sie roch nach Schweiß und nach wer weiß sonst noch. Aber sie war pünktlich. Sie schrieb sich am Schreibtisch ein und ignorierte Bets Starren so lange.
    Dann hob sie den Kopf.
    »Madam, mir wurde schwindelig, und da bin ich gefallen. Es tut mir leid. Ich habe heute morgen gefrühstückt. Ein freundlicher Mann hat mir etwas zu essen gegeben. Es wird mir gleich besser gehen.«
    »Ach du lieber Gott«, sagte die Frau mit schockierter, bestürzter Stimme und stand einfach da, so daß Bet sich Auge in Auge mit dieser Stationsfrau wiederfand, dieser aufrechten, respektablen Stationsfrau, die sie mit einem Anruf bei den Behörden töten konnte. »Gott. Setzen Sie sich.«
    »Ich bin hier, um zu arbeiten«, erklärte Bet. »Mr. Ely hat gesagt, er werde mich bezahlen.«
    »Sie sollen sich setzen!« befahl Nan scharf und zeigte auf einen Stuhl hinter der Theke. Und als Bet saß, brachte Nan ihr Coca und Waffeln.
    Bet nahm sie. »Danke«, sagte sie demütig, denn ihr war klar, daß sie im Augenblick nicht in der Position war, einen Streit anzufangen. »Madam, ich möchte den Job wirklich.«
    Das war gebettelt. Aber ihr blieb nichts anderes mehr übrig.
    »Ich werde das Krankenhaus anrufen«, sagte Nan.
    »Nein.« Bets Herz raste plötzlich. Sie hätte beinahe ihre Coca verschüttet. »Nein. Tun Sie das nicht.«
    »Sie sind nicht gefallen«, stellte Nan dunkel fest.
    Bet blickte hoch und begegnete bei dieser trockenen, unscheinbaren Frau mehr gesundem Menschenverstand, als sie erwartet hatte. Nan beschuldigte sie nicht. Sie wußte nur verdammt gut, daß ein Sturz ein Gesicht nicht auf diese Weise zurichtete. »Ich bin an einer Mauer entlanggeschrammt. Eine schlimme Nacht. Bitte. Ich möchte keinen Ärger. Das sind nur Kratzer. Geben Sie mir eine Chance. Ich werde hinten in den Büros arbeiten. Da erschrecke ich die Klienten nicht.«
    »Lassen Sie mich mit Mr. Ely reden. Wir werden Sie irgendwie versorgen.«
    »Keinen Arzt. Bitte.
Bitte,
Madam.«
    »Bleiben Sie hier.«
    Nan ging. Bet saß da und trank die Coca. Sie tat ihrem zerrissenen Mund weh; der Zucker biß sich in einen losen Zahn. Bet hielt den Becher mit beiden Händen, kämpfte die aufsteigende Panik nieder, hielt den Blick auf den Gang mit den Glaswänden gerichtet, wo die Privatbüros waren, versuchte, nicht an Telefone und Sicherheit und die Damentoilette von heute nacht zu denken.
    Ihr Herz schlug in harten, schmerzhaften Stößen, von denen ihr schwindelig wurde. Ely kam mit Nan zurück und sah auf sie hinab. »Eine Wand, so?

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