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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Vorrang. Erbitten Einweisung an ihren Hauptliegeplatz.«
    Langsam drang das Wort
Vorrang
in das Bewußtsein der Stationsleute. Sie wirkten angespannt. Bet saß da mit hochgelegten Füßen, die Arme gekreuzt, und wußte, es würde schon noch eine Weile dauern. Ihr Herz schlug in dem bleiernen Rhythmus der Ruhe vor dem Sturm.
    Vorrang. Es gab auf Thule nur einen Liegeplatz mit einer Pumpanlage, die ein Sternenschiff bedienen konnte. Die Pumpe war zweihundert Jahre alt, und sie funktionierte noch, aber langsam, und die Tanks der Station waren weit davon entfernt, zwei Schiffe mit hohem Fassungsvermögen innerhalb einer Woche abfertigen zu können – Thules drei Boote und sein Massentreiber brauchten
Zeit,
um eine Schiffstankladung Eis hereinzuholen.
    Wenn dieses Schiff Vorrang hatte und wenn es zur Allianz gehörte, dann war es wieder in Dienst gestellt, vielleicht von Mallory persönlich hergeschickt, vorausgesetzt, es sagte die Wahrheit und schwindelte sich nicht ins Dock, um sie alle in die Hölle zu pusten.
    Und wenn es amtlich bevollmächtigt war und wenn es die drei Tage hier saß, die es wahrscheinlich brauchen würde, um Thules Tanks bis auf den Grund leerzutrinken, gab es absolut keine Möglichkeit, daß ein Frachter wie die
Mary Gold
vor Ablauf einer Woche in diesen einzigen Liegeplatz herein- und wieder hinauskommen konnte.
    Es mochte auch zwei oder drei Wochen dauern.
    Informationen tröpfelten aus der Stationszentrale. Die Zentrale bekam ein Bild auf den Schirm. »Gott«, ächzte Nan, als es erschien. Bet saß nur da, die Arme über dem nervösen Magen gekreuzt.
    Kleine Mannschaftsunterkünfte, ein nacktes, mageres Rückgrat und ein Maschinenpack, der größer als notwendig war.
    »Zum Teufel, was ist denn das?« sagte Bet zu einer Handvoll aufgeregter Zivilisten und stellte plötzlich einen Fuß auf den Boden. »Verdammt, zu welcher Klasse gehört das Ding?«
    Ely kam wieder aus seinem Büro, um den Bildschirm in diesem Raum zu betrachten, der genau das gleiche zeigte wie sein eigener. Die Menschen neigen dazu, sich zusammenzuscharen, wenn sie fürchten, sie könnten weggepustet werden.
    »O Gott, o Gott«, murmelte einer der Klienten andauernd.
    Bet stand auf. Die Kommunkation kam als Tonübertragung herein, als sei alles ganz normal, und dabei wollte ein offenkundiges Kriegsschiff andocken.
    »Bet«, fragte Nan, »was ist das?«
    »Weiß nicht«, antwortete Bet. »Weiß nicht.« Ihre Augen suchten verzweifelt die schattenhaften Einzelheiten ab, den Mittschiffsabschnitt, die riesigen Schaufeln. »Das ist irgendein Umbau.«
    »Von wem?« fragte ein Zivilist.
    Bet schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Da es ein Umbau ist, könnte es alles sein.«
    »Wessen Seite?« fragte ein anderer.
    »Könnte alles sein«, wiederholte Bet. »Ich habe das Schiff nie gesehen. Im tiefen Raum sieht man überhaupt keine Schiffe.
    Man hört sie bloß. Man spricht bloß mit ihnen im Dunkeln.«
    Sie umschlang sich fester mit den Armen und zwang sich zur Ruhe und setzte sich auf die Tischkante. Es ließ sich tatsächlich nicht sagen. Das Schiff war, was es zu sein wünschte. Ein Spuk kannte keine Loyalität.
    Doch es sah nicht so aus, als wolle es das Feuer eröffnen und die Station vernichten. Nicht, wenn es seine Tanks gefüllt haben wollte. Nicht, wenn seine Tanks tatsächlich so leer waren.
    Entweder transportierte es Masse, die man nicht sah, oder es kam von weit, weit her.
    Die Informationen liefen weiter. Die Stationsleute scharten sich vor dem Schirm zusammen, erinnerten sich an das, woran Stationsleute sich eben erinnern, die durch zuviel Hölle, zu viele Umwälzungen, zuviel Krieg gegangen sind.
    Keine Dummköpfe. Auch keine Feiglinge. Nur Menschen, die einmal zu oft auf einer Station, die überhaupt keine Verteidigungsmittel hatte, das Ziel gewesen waren.
    Bet umklammerte sich mit den Armen. Ihr Herz schlug in einer eigenen Panik, die nichts mit den Gründen der Stationsleute zu tun hatte.

5. KAPITEL
    Auf Thule dauerte es immer seine Zeit, bis man etwas ins Dock bekam – ein Minimum an Hilfsmitteln, eine kleine Station. Die Prozedur zog sich in die Länge, eine Folge von geheimnisvollen Kommunikationen zwischen dem Ankömmling und der Stationszentrale, dann wieder Stillschweigen, wenn die Computer der Station und des Schiffes miteinander sprachen und sich abstimmten. Das war normal. Die Stationsleute erkannten, daß der Ankömmling tatsächlich ankam, statt zu schießen, und das nahm ihnen ihre schlimmsten

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