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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ängste.
    Also verlagerten sich die Aktivitäten auf die Docks. Die Menschen lösten sich ein bißchen von den verfügbaren Schirmen. Bet fuhr zum Lunch zu den Verkaufsmaschinen an den Aufzügen hinunter.
    Die Büro-Typen sahen ihr nach – als sei plötzlich jeder, der nach einem Raumfahrer aussah, wichtig geworden, ob er von diesem Schiff kommen konnte oder nicht. Sie ignorierte die Blicke, holte sich ihre Chips, ihr Sandwich und ihr Soda, steckte die Chips in die Tasche und spazierte auf Thules kleines Dock Nummer Eins hinaus. Lichter flammten weiß auf der Kranbrücke und leuchteten die Stelle aus, wo die Dockarbeiter ihre Vorbereitungen trafen. Auf Thule funktionierte selten etwas auf Anhieb.
    Bet zuckte angewidert die Achseln, sah sich diesen Hafen an, biß von ihrem Sandwich ab und trank zwischendurch von ihrem Sodawasser.
    Verdammt, dieses Schiff war ein Problem, es war ein großes Problem, es konnte sie den Hals kosten. Wahrscheinlich war es tatsächlich von der Allianz, schließlich hatte sie in dieser Beziehung zwei Jahre lang kein Glück gehabt, aber ihr Herz schlug schneller, das Blut kreiste ihr durch die Adern, wie es das lange Zeit nicht mehr getan hatte. Das verdammte Ding konnte sie umbringen. Das verdammte Ding konnte der Grund werden, daß das Gesetz sie doch noch zu fassen bekam und sie auf links drehte und für Mallory festhielt. Trotzdem war ihr zumute, als sei ein Teil von ihr, während sie hier stand, bereits auf der anderen Seite dieser Mauer, bereits auf dem Schiff – und wenn es sie umbrachte, hatte es ihr immerhin für eine Weile dieses Gefühl gegeben.
    »Scheiße«, murmelte sie, weil es ein ausgesprochen blödsinniges Gefühl war, das ihre Gedanken durcheinanderbrachte, so daß sie die Gerüche wahrnahm und die erhöhte Schwerkraft spürte, wenn das Schiff sich bewegte, und die Geräusche wieder hörte…
    Sie schluckte den letzten Bissen von ihrem Sandwich hinunter, sie betrachtete das Dock, und sie war hier, das war alles, und ihre Angst vor dem Sterben wurde größer und wurde geringer, sie wußte einfach nicht, warum.
    Aber sie ging zu Nan zurück und stellte sich mit dem Rücken zu den Einheimischen auf der anderen Seite der Theke vor Nans Schreibtisch und erklärte: »Nan, ich muß es bei diesem Schiff versuchen.«
    »Bet, es ist ein Randläufer. Wir erwarten einen Frachter – er müßte eigentlich schon da sein. Dieses Ding…«
    Als rede sie mit einer Drogensüchtigen, die einen Schuß in Sicht hat.
    Aber: »Ich muß«, sagte Bet. »Ich muß, Nan.«
    Aus Gründen, die sie ein bißchen verrückt machten, das war sicher, aber verrückt genug, daß sie den Nerv hatte – als seien die Bet Yeager, mit der es Nan und Ely zu tun gehabt hatten, und die Bet Yeager, die jetzt sprach, zwei verschiedene Personen. Immerhin war sie vernünftig genug, um zu ihren Freunden zurückzukehren, vernünftig genug, um es sich nicht mit den einzigen hilfsbereiten Menschen hier zu verderben, sollte die Sache schiefgehen.
    »Sie reichen doch meinen Antrag ein?« fragte Bet. »Nan?«
    »Ja«, brummelte Nan, und sie sah aus, als mache sie sich um Bet Sorgen, wie es in Bets ganzem Leben noch wenige getan hatten.
    Bet ging.
    Im Dock war allerhand los. Die stumpf gewordenen Oberflächen der Maschinen schimmerten unter dem Flutlicht, Mannschaften arbeiteten in Thules nachträglich für die Bedürfnisse eines modernen Sternenschiffes umgebauten Anlagen daran, die Verbindungen herzustellen.
Es
war kein Ort für Zuschauer.
    Es waren auch nur wenige da. Thules Bewohner erinnerten sich an Angriffe, an Leichen auf den Platten, an Schüsse, die durch den Qualm blitzten, und so hatten sich keine müßigen Gaffer eingefunden – nur die Leute, auf die Arbeit wartete, und der übliche Zollbeamte, mehr nicht.
    Ausgenommen Bet, die sich im Schatten der Träger hielt, die Hände in den Taschen, und aufpaßte, was sich tat. Sie sog die eisige, nach Öl riechende Luft ein, sah zu, wie auf dem hellgrauen Monitor über der Pumpenkontrolle die Zahlen vorbeitickten, und fühlte sich für eine Weile lebendig.
    Das ganze Dock donnerte von den zufassenden Greifern, hydraulische Kupplungen kreischten und quietschten, der Ladebaum stöhnte, und schließlich kehrte der Krach des Kontakts durch die Deckplatten zurück und fuhr den Zuschauern in die Knochen.
    Es war ein weiches Andocken in Anbetracht der Winzigkeit von Thules Dockkegel und der hauchdünnen Außenwand des kleinen Thule – ein verdammt kitzliges Manöver, und ein

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