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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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weiterer Grund, warum das Dock im allgemeinen leer war. Es bestand die wenn auch entfernte Möglichkeit, daß die Wand bei dem Zusammenstoß durchbrochen wurde. Aber ebenso möglich war es, daß eine Pumpe unter der Last oder aus Gott weiß welchem anderen Grund explodierte, es gab überall auf Thule Dutzende von Möglichkeiten, in Stücke gerissen zu werden. Heute passierte es nicht. Bet dachte, sie könne vielleicht – es war ein großes Vielleicht – eine Runde entlang den Verkaufsmaschinen machen und sich genug Essen kaufen und es da und dort in den Ritzen der Thule-Docks verstecken und wegzutauchen, wenn jemand entdeckte, was sich in Rittermans Schlafzimmer befand. Sie könnte dieses Schiff einfach ignorieren, auf die
Mary Gold
warten und hoffen, daß es ihr gelang, sich an Bord zu schwindeln, wenn und falls sie kam. Das war die verdeckte Karte, die sie zurückbehielt, wenn die
Loki
war, was sie befürchtete.
    Aber die
Mary Gold
war zu einer kleinen Chance geworden, zu einem Nichts von einer Chance mit zu vielen Risiken.
    Bet wartete, sie wartete zwei Stunden, bis das kleine Thule seine Versiegelungsprobleme gelöst und die
Loki
sicher an Ort und Stelle bugsiert hatte. Sie war sehr froh über die von Ritterman stammenden Kleidungsstücke unter dem Jumpsuit, die für die Kälte der Dockanlagen wie gemacht waren. Ihr Atem war immer noch als Wolke sichtbar, und die unbekleidete Haut wurde gefühllos. Bet behielt die Hände in den Taschen. Auf den Wellblechplatten hatte sich stellenweise Eis gebildet, und das leckende Siegel, aus dem Wasser oben auf die Kranbrücke tropfte, würde in fünf Tagen Dockzeit einen gewaltigen Eiszapfen erzeugt haben.
    Schließlich rastete das Rohr ein, die Luke winselte und sprang auf und entließ dabei einen Hauch warmer, anderer Luft sowie ein bißchen Druck, und natürlich war der Zollbeamte der erste, der die Rampe hinaufstieg.
    Bet fand im Winkel eines Trägers einen Platz zum Sitzen, so kalt es dort auch war, setzte sich und paßte auf, und schließlich kam der Zollbeamte wieder heraus.
    Bet erschauerte. Sie hatte das Gefühl – Gott, wieder irgendwohin zu gehören, nur wie sie da draußen hockte und sich den Hintern abfror, ebenso wie bei einem Dutzend anderer Gelegenheiten, an die sie sich erinnerte. Und es war verdammt dumm, solche Gedanken aufkommen zu lassen. Es war selbstmörderisch.
    Aber sie hatte keine Angst, da war bloß ein Flattern im Bauch, das ihr gesunder Menschenverstand und die Unsicherheit der Situation war. Sie hatte keine Angst, sie wartete nur darauf, ihren Hals zu riskieren, mehr nicht. Sie dachte darüber nach, wo sie gewesen war und wohin sie gehen konnte, und das war alles sehr weit weg von hier.
    Sie hörte, daß sich die Innenschleuse von neuem öffnete, hörte jemanden kommen. Diesmal waren es zwei von der Crew, in Zivil,
kein
Militär. Ihr Herz schlug schneller und schneller.
    Die beiden trafen mit dem Dockchef zusammen, sie tauschten all die üblichen Redensarten aus.
    Weitere Mannschaftsangehörige kamen herunter. Wieder in Zivil, nichts an ihrer Kleidung glich einer Uniform, sie hatten auch keine Familienähnlichkeit miteinander. Bet rieb sich die kalten Hände, stand von ihrem eingezwängten Platz zwischen den Trägern auf und stampfte das Gefühl in die Beine zurück.
    Dann steckte sie die Hände in die Taschen und ging auf das letzte Paar zu, das die Rampe verlassen hatte.
    »Sie da!« rief ein Dockarbeiter.
    Bet ignorierte das. Sie erreichte die beiden, nickte ihnen ein freundliches ›Hallo‹ zu – es waren ein Mann in der Wiederverjüngung und eine Frau auf dem Weg dahin, beide in braunen Overalls, nichts Auffälliges.
    Arbeitskleidung. »Tag«, sagte Bet. »Willkommen im Hafen.
    Ich halte Ausschau nach einem Schiff. Habe ich eine Chance?«
    Keine besonders freundlichen Gesichter. »Wir nehmen keine Passagiere«, antwortete der Mann.
    Bet berührte die Tasche, in der der Brief steckte. »Maschinistin. Hier hängengeblieben. Mit wem muß ich sprechen?«
    Ein langer prüfender Blick aus einem kalten, tief durchfurchten Gesicht, aus einem hohlwangigen weiblichen Gesicht mit einer auffälligen Brandwunde an der Schläfe.
    »Sprechen Sie mit mir«, sagte der Mann. »Mein Name ist Fitch. Erster Offizier.«
    »Jawohl, Sir.« Bet holte Atem und ließ die Hände wieder in die Taschen gleiten, fast als habe er ›Rührt euch!‹ gesagt.
    Verdammt, entspann dich! Das ist ein Zivilist, zum Teufel.
    »Mein Name ist Yeager. Von der
Ernestine.
Ich war

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