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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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das dienstjüngste Mannschaftsmitglied, und es mußte Personal entlassen werden. Da blieb ich hier, aber seit etwa sechs Monaten waren die Gelegenheiten, anderswo anzuheuern, rar.«
    »Wir brauchen eigentlich niemanden«, sagte Fitch.
    »Ich bin verzweifelt.« Bet spannte den Unterkiefer an, atmete flach. »Ich mache die Dreckarbeit. Ich verlange keinen Anteil.«
    Eine lange analysierende Musterung vom Kopf bis zu den Füßen und wieder zurück – als schätze er das Gute und das Schlechte an dem, was er betrachtete, ab.
    »Ich weiß nicht«, meinte Fitch endlich und wies mit einer knappen Geste auf die Rampe. »Sprechen Sie mit dem Kapitän.«
    Bet war ganz erstarrt vom Stehen in der Schleuse, in dieser trockenen Kälte, die Wasserdampf in weißen Rauhreif auf den Oberflächen verwandelte und die Knie steif machte, so daß sie ihr den Dienst verweigerten, als sie über die Schwelle in die düsteren Eingeweide der
Loki
trat. Im Ring (es sah aus, als gebe es nur einen Korridor) waren die Knie dann in der Schlotterphase angelangt, so daß Bet wie betrunken das enge Branddeck hinunterstolperte. Ein einziges Licht brannte, und abgesehen von den Luken, die wahrscheinlich in die unteren Laderäume führten, stand nur eine einzige Tür offen.
    Bet erreichte sie, sah den blonden, ziemlich kleinen Mann hinter dem Schreibtisch. Einfacher brauner Jumpsuit. Durch die kardanische Aufhängung des Fußbodens war eine kniehohe Stufe entstanden. Bet blieb im Korridor stehen und rief hinauf:
    »Ich suche nach dem Kapitän.«
    »Sie haben ihn gefunden«, antwortete der Mann und blickte von dem Schreibtisch auf sie herunter. Also stieg sie mit Hilfe des Zehenhaltes im Rand des Decks hinauf und duckte sich unter der Tür weg.
    »Bet Yeager, Sir.« Fitchs Name hatte sie hineingebracht. Jetzt zitterte sie heftig, ihre Zähne versuchten zu klappern, nicht allein von der Kälte. »Maschinistin. Frachter-Erfahrung. Suche nach einer Heuer, Sir.«
    »Sind Sie gut?«
    »Jawohl, Sir.«
    Ein langes Schweigen. Helle Augen musterten sie. Eine dünne Hand drehte sich mit der Fläche nach oben.
    Bet faßte in die Tasche und zog ihre Mappe heraus. Sie gab sie ihm und bemühte sich, ihre Hand nicht zittern zu lassen.
    Er öffnete die Mappe, faltete das Papier auseinander, las es ohne Ausdruck, sah auf die Rückseite, auf die letzten paar Unterschriften – das tat jeder. Faltete es wieder zusammen und gab es ihr zurück.
    »Wir sind kein Frachter«, stellte er fest.
    »Jawohl, Sir.«
    »Und vielleicht sind Sie keine Raumfahrerin.«
    »Doch, Sir.«
    »Sie wissen, was wir sind?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    Ein sehr langes Schweigen. Dünne Finger drehten den Schreibstift immer wieder rundherum. »Welcher Rang?«
    »Dritter, Sir.«
    Wieder Schweigen. Der Schreibstift drehte sich weiter. »Wir bezahlen nicht nach Norm. Sie bekommen hundert pro Tag, wenn Sie ausscheiden. Punkt. Der Bordruf geht zehn Stunden vor dem Ablegen hinaus. Mein Name ist Wolfe. Irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Sir.«
    »Das ist die richtige Antwort. Vergessen Sie es nicht. Sonst noch etwas?«
    »Nein, Sir.«
    »Bis dann, Yeager.«
    »Jawohl, Sir«, sagte sie. Und zog den Kopf ein und ging, hinunter von dem Deck, den Korridor entlang, aus dem Schiff, immer noch wie betäubt.
    Sie dachte darüber nach, ob sie in das Stellenvermittlungsbüro gehen solle. Sie hätte so gern einen Drink gehabt, sie wäre so gern mit ein bißchen Geld in der Tasche in den Dockanlagen umhergelaufen und in die Bars gegangen, um die Kälte aus den Knochen zu bekommen, aber sie war der Lofci-Mannschaft fremd, und sie konnte Rittermans Karte nicht benutzen.
    Deshalb kehrte sie in die Wohnung zurück und machte sich einen Steifen.
    Die
Loki
war kein Frachter. Damit hatte der Kapitän die Wahrheit gesagt. Bet war immer noch erschüttert, die alten Nerven reagierten immer noch.
Loki war
kein Name, den sie kannte, aber der Name brauchte vor sechs Monaten nicht
Loki
gelautet zu haben oder ebenso so wie vor einem Jahr. So, wie es von innen aussah, war das Schiff eins von den ganz, ganz alten, ein kleiner Zerstörer mit übergroßen Tanks da, wo die Geschosse hätten sein sollen, ein Ding, das von Natur aus übergroße Maschinenanlagen hat – an Tanks ist einfach zu kommen, sie sind leicht zu montieren, sogar auf einer unzulänglichen Werft wie Viking, die drei solche Schiffe gebaut hatte, von denen die Flotte wußte – Schiffe, die sich vor bestimmten Sprungpunkten auf die Lauer legten und dann mit den

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