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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Mädchen.«
    »Wieso haben gerade wir das Glück?« Bet meinte die Schichttag-Crew. Sie schwebten bei null ge in einem dunklen, schwindelerregenden Raum, durch den sich Rohre von einem Viertelkilometer Länge zogen, schwangen sich über die Rohre und wieder hinunter unter die Rohre wie Schnürbänder. Die Helmlampen und die Handscheinwerfer beleuchteten das ihnen nächste Stück Rohr und verloren sich in dem Abgrund, den Musa meinte.
    »Bernstein hat eine Wette verloren«, berichtete Musa.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Es geschieht Seltsameres.« Kurze Stille, in der die Suchlichter blink-blink, blink-blink machten.
    Bet hatte eine Sicherheitsleine, die sie mitnahm, wenn sie sich weiterbewegte, und von neuem festhakte. Sie hoffte inbrünstig, sie werde sich ihr niemals anvertrauen müssen. An einem Ort wie diesem durfte man es sich einfach nicht erlauben, in Begriffen von ›oben‹ und ›unten‹ zu denken, denn dann konnte es passieren, daß man von einer Stütze losgepolkt werden mußte.
    In der Flotte wußte jeder alles über lange Korridore und plötzliche Bewegungen. Der Ring eines Transporters war kein Ring, sondern ein Zylinder mit ein paar langen, langen Korridoren von vorn nach achtern, und die Korridore verliefen im Zickzack, um Abstürze zu bremsen. Trotzdem konnte es sehr tief hinuntergehen, wenn die Triebwerke pötzlich ansprangen.
    Man rannte, als sei der Teufel hinter einem her, wenn der Sicherungsalarm losging, man drückte sich in einen Winkel, hoffte, einen Ringbolzen in der Nähe zu haben, in dem man den Sicherheitsgurt festhaken konnte, man klammerte sich an, so lange die Hände es aushielten, und manchmal wurde der Schub dafür zu stark, man hoffte nur, es sei bald vorbei, und konzentrierte sich aufs Atmen. Einmal hatten nur drei Sekunden zwischen dem Alarm und einem Schub gelegen, der viel zu heftig ausfiel. Es hatte dabei einhundertzwanzig Tote gegeben, denen es nicht mehr gelungen war, sich zu sichern. O Gott, sie konnte das nicht vergessen, sie träumte manchmal davon, wie zerschmetterte Leichen an ihr vorbeifielen – und sie selbst hatte das Glück gehabt, eine feste Wand im Rücken zu haben.
    Man sah nicht in den Kern hinein und dachte dabei an ›unten‹, sonst drehte sich einem der Magen um. Vor allem, wenn man einen Kater hatte. Zur Hölle mit NG!
    »Musa.«
    »Ja.«
    »Würdest du mir etwas erzählen? – Ob wir wohl abgehört werden?«
    »Ist unwahrscheinlich. Aber möglich. Was willst du wissen?«
    »Was ist das für eine Geschichte mit NG?«
    »Wer hat zu dir davon gesprochen?«
    »Muller.«
    Ein langes Schweigen, in dem nur der Luftstrom zischte und die Anzeigen
Fing
machten. Dann: »Was hat Muller gesagt?«
    »Nichts weiter, als daß er geschnitten werde. Es habe da eine böse Sache mit der Crew gegeben, was es war, hat er nicht gesagt«
    Wieder langes Schweigen. »Hast du Ärger mit ihm?«
    »Nein. Was hat er für ein Problem?«
    »Sein Verhalten, Mädchen. Ich habe es ihm gesagt. Ich sage es ihm immer wieder. Und was er getan hat? Er hat einen umgebracht.«
    »Ist er nicht verurteilt worden?«
    »So etwas war es nicht. Er war nur nicht da, wo er hätte sein sollen, gab nicht acht auf das, worauf er hätte achtgeben müssen. Das verdammte Rohr explodierte, und ein Mann namens Cassel kam dabei ums Leben. Ein guter Mann. NG – der hatte die Gewohnheit, sich zu verdrücken, wenn es ihm so paßte, Cassel versuchte, ihn zu decken. So hat er es Cassel gelohnt.«
    »Schrecklich, so abgestempelt zu sein.«
    »Das ist nicht der einzige Grund. Ich verhalte mich anständig gegen ihn, ich fange keinen Streit mit ihm an, ich mache keinen Ärger, und Bernstein ist seine letzte Chance. Fitch hatte ihn unter Anklage gestellt, als er seinen Posten das letztemal verlassen hatte. Fitch wollte ihn in den Raum ausstoßen lassen, im Ernst. Hast du das über die Vorschriften und Rechte in der Unterkunft gelesen?«
    »Ja. Und?«
    »Glaube bloß nicht daran… Es sah aus, als sei es um NG geschehen, aber Bernstein rettete ihn, Bernstein machte einen fürchterlichen Krach beim Kapitän und sagte, steckt ihn in die Schichttag-Crew und versetzt dafür den anderen, er würde ihn nehmen. Andernfalls hätte NG den kalten Spaziergang gemacht, das ist sicher.«
    Das gab eine Menge Stoff zum Nachdenken.
    »Ist er Bernstein dafür dankbar?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. – Ich will dir was sagen. Dieser Mann ist nicht ganz da. Aber im Dienst verdrückt hat er sich nie mehr. Er gibt

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