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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einen Becher Tee und wartete darauf, daß der Haupttag die Duschkabinen räumte. Dann ließ sie sich absichtlich Zeit mit dem Duschen und dem Abendessen.
    Denn McKenzie hatte etwas im Sinn. Bet hatte den Blick bemerkt, den er ihr zusandte, sobald er sie entdeckt hatte, und sie wich ihm aus. Sie setzte sich auf einen engen Platz zwischen zwei Frauen und nickte ihnen ein freundliches ›Hallo‹ zu, worauf die beiden mit steinernem Schweigen reagierten. Dann widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Eintopf. Aber McKenzie kam herüber und erkundigte sich, wie es ihr gehe.
    »Oh, gut.« Bet dachte schnell nach. »Nur muß ich noch einmal zur Dienstleistung und da Krach schlagen, es hat eine Verwechslung mit meiner Wäsche gegeben.«
    »Was ist mit heute abend?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie so freundlich wie möglich.
    Sie sah NG hereinkommen, unten am ringabwärts gelegenen Ende des Gemeinschaftsraums – verdammt! Und McKenzie konnte sich mit Recht beleidigt fühlen, wenn eine Frau ihm nach dem erstenmal, das sie miteinander geschlafen hatten, die kalte Schulter zeigte… besonders wenn Mann Nummer zwei von letzter Nacht herumlief und erzählte, sie habe McKenzie verlassen und sei in seine Koje gekommen, weil McKenzie schlappgemacht habe. Gott!
    Deshalb lächelte sie McKenzie an und kräuselte die Nase zu einem liebenswürdigen Ausdruck. »Weißt du, ich möchte dich gern beim Wort nehmen.« Sie stand mit dem Tablett in der Hand auf, versuchte nur, ihn loszuwerden. Wenigstens hatte sie den Erfolg, daß McKenzie zurücktrat und sie mit ihm reden konnte, ohne daß die beiden Frauen mithörten. »Ich bin dir die Wahrheit schuldig, Gabe. Tatsache ist, daß ich heute abend verabredet bin – nun, mich schon vorgestern für heute verabredet habe, und ich kann jetzt nicht mehr gut absagen – aber du stehst auf meiner Goldenen Liste, ehrlich. Ich bin einfach noch nicht bereit, mich an einen einzelnen zu binden. Das ist nie meine Politik gewesen.«
    Der Mann war gar nicht an der Reihe, er wollte sie gleich zweimal hintereinander haben, und er sprach sie deswegen in aller Öffentlichkeit an und zwang sie, sich zu verteidigen, wenn sie doch gar nichts Unrechtes getan hatte. Verdammt! Sie konnte sie sich aussuchen.
    »Dann danach«, sagte er.
    »He«, warnte Bet, »ich muß das auf politische Weise regeln, Gabe.«
    »Nichts, was du nicht möchtest«, sagte er.
    »Hast du
›nicht mögen‹
verstanden? Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur ein ungutes Gefühl, wenn ich mich auf der Stelle an einen einzigen binden soll. Nicht das Richtige für mich. Aber ich wähle mir meine Favoriten, nachdem sich das Neue abgenutzt hat.« Sie klopfte ihm auf den Arm, warf Geschirr und Tablett weg, drehte sich um und blinzelte ihm zu.
    »Bis dann, Schatz.«
    Bet entfloh. Sie wußte nicht, was McKenzie darüber dachte, aber wenigstens wirkte er ein bißchen besänftigt. Wieder in der Unterkunft, versteckte sie sich eine Weile in der Toilette für den Fall, daß McKenzie oder einer seiner Freunde ihr folgte, dann kam sie wieder heraus und verschwand durch die Tür, die in die andere Richtung führte, ohne auch nur den Kopf zu drehen. Erst ein gutes Stück den Korridor hinunter verlangsamte sie den Schritt.
    Verdammt! dachte sie. Ihr Herz hämmerte. Bei McKenzie wurde ihr ganz mulmig zumute. Bei der Verabredung, zu der sie ging, auch.
    Verdammt,
dachte sie,
warum tust du das, Bet Yeager?
    Darauf gab es keine vernünftige Antwort außer den Hormonen – und außer dem Abscheu vor dem Mann dahinten, der versuchte, sie mit einem Bier zu kaufen, und dem Abscheu vor dem mürrischen Schweigen der beiden Frauen und dem Abscheu vor dem, was, soviel sie mitbekommen hatte, auf diesem Schiff als Moral galt. Es gab eine Menge Eigentümlichkeiten auf diesem Schiff, dachte sie, und nur bei dem einen Verrückten hatte sie so etwas wie ein gesundes Gefühl.
    Es mochten die Hormone sein. Aber da war ihre eigene Erfahrung mit Fitch. Da war das, was Musa erzählt hatte. Und das doppelsinnige Signal von Zigeuner Muller.
    Sie lief an der Betriebs- und der Technik-Abteilung vorbei, vorbei an dem normalen Verkehr und betrat, als habe sie dort etwas zu erledigen, das Werkstattlager.
    Die Beleuchtung drinnen war auf Energiesparen eingestellt.
    Drei lange Gänge führten zwischen Behältern hindurch, und ringsumher an den Wänden waren Fässer mit Plastikmaterial für den Spritzguß und Stücke für die Presse und Stücke für den Strangguß und Schläuche und

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