Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Schlange gegeben hat.“
Cahil sah so selbstgefällig aus, dass ich lachte. „Janco? Wir albern herum wie Bruder und Schwester. Nein. Er hat das Geschenk nur übergeben.“
„Ich glaube dir kein Wort.“
Ich zuckte mit den Achseln. „Hier.“ Ich drückte ihm eine Drahtbürste in die Hand. „Bürste ihr die Nesseln aus dem Schweif.“ Als er zögerte, fügte ich hinzu: „Keine Bange, sie tritt schon nicht nach dir.“
Eine Weile gingen wir schweigend unserer Tätigkeit nach.
Lange konnte Cahil die Stille jedoch nicht ertragen. „Du siehst glücklicher aus, seitdem deine Freunde aus dem Norden hier sind.“
„Ich habe sie vermisst“, stimmte ich ihm zu.
„Würdest du gerne nach Ixia zurückgehen?“
„Ja. Leider ist das unmöglich, weil ich eine Magierin bin.“ Außerdem wartete dort ein unterzeichneter Hinrichtungsbefehl auf mich, doch ich hielt es für klüger, das jetzt nicht zu erwähnen.
„Nichts ist unmöglich.“ Cahil striegelte ein letztes Mal Kikis Schweif und widmete sich anschließend ihrer Mähne. „Wenn ich erst einmal über Ixia regiere und die Menschen befreie, könntest du einen Platz an meiner Seite haben, wenn du möchtest.“
Statt auf seine ungestellte Frage einzugehen, sah ich ihn nur zweifelnd an. „Glaubst du immer noch, dass die Sitianer dich unterstützen werden, nachdem sie die Delegation aus dem Norden so freundlich empfangen haben?“
Mit der Leidenschaft eines Menschen, der vollkommen von sich überzeugt ist, erwiderte er: „Mein ganzes Leben lang hat man mir gesagt, dass ich Ixia eines Tages regieren werde. Jede Unterrichtsstunde, all mein Tun und all meine Gefühle waren auf dieses eine Ziel ausgerichtet. Sogar der Ältestenrat hat mich ermutigt, Pläne zu machen, zu trainieren und auf den rechten Zeitpunkt zum Angriff zu warten.“ Cahils blaue Augen leuchteten mit einer solch brennenden Leidenschaft, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
„Und dann willigt der Norden in einen Handelsvertrag ein, und sie besuchen Sitia.“ Er spie die Worte förmlich aus. „Plötzlich ist der Commander der beste Freund der Ratsversammlung, und all meine Pläne zerplatzen wie eine Seifenblase. Keiner unterstützt mich mehr. Die Ratsherren haben nicht gemerkt, dass der Commander sie hinters Licht führt, aber wenn er zuschlägt, bin ich zur Stelle. Ich habe viele loyale Gefolgsleute, denen es ebenfalls nicht passt, dass der Rat den Herren aus dem Norden auf einmal Honig ums Maul schmiert.“
„Du brauchst ein gut ausgebildetes Heer, wenn du es mit den Soldaten des Commanders aufnehmen willst“, wandte ich ein. „Und wenn Valek …“
„Was ist mit Valek?“ Cahil packte meinen Arm. Seine Finger pressten meinen Armreif in die Haut. Vor Schmerz zuckte ich zusammen.
Kiki spitzte die Ohren. Treten?
Nein. Noch nicht.
„ Wenn Valek von deinen Plänen erfährt, wird er dir Knüppel zwischen die Beine werfen, ehe du deine Leute zusammentrommeln kannst.“
„Glaubst du im Ernst, dass er mir Knüppel zwischen die Beine werfen kann?“, fragte er verächtlich.
„Ja.“ Ich entzog ihm meinen Arm, aber mit seiner anderen Hand umklammerte er mein Handgelenk und schob mit der freien meinen Ärmel hoch, sodass der Schlangenreif sichtbar wurde. Ehe ich mich zur Wehr setzen konnte, ließ er meinen Ärmel los und riss mir den Kragen hinunter. Mein schwarzer Schmetterlingsanhänger aus Stein schwang durch die Luft. Die silbernen Punkte, die genauso aussahen wie die auf dem Körper der Schlange, funkelten im Sonnenlicht.
„Na, du musst es ja wissen“, sagte Cahil und ließ mich los. Plötzlich sah er mich mit einem Blick an, als sei ihm gerade ein ungeheuerlicher Gedanke gekommen.
„Als Vorkosterin des Commanders hast du doch jeden Tag mit Valek zusammengearbeitet. Er musste dir alles über Gifte und ihre Verwendungsmöglichkeiten beibringen.“ Angewidert starrte er mich an. „Marrok hat mir gesagt, dass der Mörder der königlichen Familie eine schwarze Statue zurückgelassen hat, in der silberne Punkte glitzerten. Es war die Visitenkarte des Attentäters. Erst nachdem der Commander die Herrschaft über Ixia übernommen hatte, wurde Valek als Mörder entlarvt.“
Ich fuhr fort, Kiki zu striegeln. „Deine Folgerungen sind nicht logisch, Cahil. Sie basieren auf einer Gutenachtgeschichte, die umso interessanter und fantastischer wird, je öfter man sie erzählt bekommt. Valek ist nicht der Einzige, der solche Dinge aus Stein anfertigt. Denk mal darüber nach, ehe
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