Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
gehört zum Spiel, denke ich.“ Mit den Lippen fuhr er über meinen Nacken und seufzte bedauernd. „Ich gehe besser zurück. Der Tag bricht bald an.“ Er rollte sich aus dem Bett und begann sich anzuziehen. „Außerdem möchte ich nicht hier sein, wenn dein Freund kommt.“
„Wen meinst du?“ Ich setzte mich auf.
„Diesen Blonden, der dir mit seinem liebeskranken Blick überallhin folgt“, neckte Valek mich.
„Cahil?“ Ich lachte verächtlich. „Er glaubt, Janco sei mein Liebster. Du hast mehr Grund, auf mein Pferd eifersüchtig zu sein. Es hat mir das Herz gestohlen.“
Valeks amüsierter Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht. „Wie heißt er?“
„ Sie heißt Kiki.“
Valek schüttelte den Kopf. „Nicht das Pferd. Der Blonde.“
„Cahil.“
„Cahil Ixia? Der Neffe des Königs? Er lebt?“ Valek schien verwirrt.
„Ich dachte, das wüsstest du“, entgegnete ich.
Ich hatte geglaubt, Valek hätte Cahil am Leben gelassen, als er in Sitia war. Doch dann erinnerte ich mich an Cahils Bemerkung, dass Valek vergessen habe, die Leichen zu zählen, nachdem er die königliche Familie umgebracht hatte. Mit wachsendem Entsetzen erkannte ich meinen Irrtum.
„Valek, bring ihn nicht um.“
„Er ist eine Bedrohung für den Commander.“ Valeks Augen blickten fest entschlossen, und seine Miene war wie versteinert. Unnachgiebig. Kompromisslos.
„Er ist mein Freund.“
Durchbohrend musterte Valek mich mit seinem Mörderblick. „Sobald er mehr als eine bloße Bedrohung wird, ist er tot.“
Valek hatte geschworen, den Commander zu schützen, und nur seine Liebe zu mir hielt ihn davon ab, Cahil noch in dieser Nacht umzubringen. Valeks Loyalität war grenzenlos. Hätte der Commander ihm befohlen, mich zu töten, hätte Valek es sofort getan. Zu unserem Glück hatte der Commander ihm diesen Befehl nicht gegeben.
„Ich bin froh, dass der Commander innerhalb der Grenzen von Ixia sicher ist.“ Valeks Miene wurde weich, und er lachte. „Er macht Urlaub. Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der die Jagd auf Sandspinnen als entspannend empfindet.“
„Hast du keine Angst, dass er gestochen werden könnte?“ Allein der Gedanke an die giftigen Spinnen verursachte mir eine Gänsehaut. Sie waren so groß wie kleine Hunde und sprangen mit tödlicher Schnelligkeit. Doch dann fiel mir ein, dass der Commander ja in Wirklichkeit in der Gästesuite der Zitadelle war.
„Nein. Bei einem Messerkampf kann ich den Commander immer noch nicht besiegen. Mit einer Sandspinne wird er allemal fertig. Hinterhältige Royalisten sind eine andere Sache. Ich werde ein Auge auf Cahil haben müssen.“
Mir war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Valek herausgefunden hatte, dass Cahil sein Königreich zurückerobern wollte. Wie würde ich mich dann verhalten? Meine Überlegungen erinnerten mich an eine Bemerkung von Cahil, die mir zu denken gegeben hatte.
„Valek, hast du deine Statuen zurückgelassen, wenn du jemanden getötet hast?“
„Ah, du hast Gerüchte aus Sitia gehört.“ Valek lächelte.
Ich nickte. „Aber ich glaube nicht unbedingt alles, was ich höre.“
„Das ist gut. Obwohl es mir peinlich ist, zugeben zu müssen, dass eines von ihnen wahr ist. Ich war jung, vorwitzig und dumm und genoss es, als ‘Todeskünstler’ berüchtigt zu sein. Manchmal habe ich sogar schon vor der Tat eine Statue zurückgelassen, damit mein Opfer sie findet.“ Bei der Erinnerung daran schüttelte er den Kopf. „Diese Leichtsinnigkeit hätte mich einmal fast das Leben gekostet, also habe ich es dann bleiben lassen.“
Er küsste mich, und einen Moment lang klammerte ich mich fest an ihn. Ich wünschte, wir hätten weglaufen und Seelen stehlende Magier sowie Cahil einfach vergessen können. Leider war uns das nicht vergönnt. Offenbar hatte uns das Schicksal dazu bestimmt, uns mit Gefangenen, Betrügern und Mördern beschäftigen zu müssen. Abgesehen davon würden wir uns wahrscheinlich schnell langweilen, wenn wir in Sicherheit lebten und nichts hätten, worüber wir uns Sorgen machen müssten. Trotzdem sehnte ich mich manchmal nach einem solchen Leben.
Zögernd ließ ich Valek los. Mit einer Kopfbewegung deutete er zur Tür. Ich öffnete sie und verwickelte den Wächter in ein Gespräch. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, lastete die Dunkelheit schwer auf meinem Herzen, und die Kälte drang mir in die Knochen. Valek hatte mich verlassen.
Am folgenden Morgen gingen Irys und ich zum Markt. Der trübe,
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