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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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brauchte ich keinen Überraschungsangriff von Goel zu befürchten, sodass ich mich voll und ganz auf die anderen Dinge konzentrieren konnte, die mir durch den Kopf gingen.
    Seit meinem Hausarrest war ich nicht mehr geritten, und wenn ich schon den Bergfried nicht verlassen durfte, konnte ich wenigstens Reiten üben. Kikis Mutter hatte sich über meinen Sattel lustig gemacht; also wollte ich lernen, ohne ihn zurechtzukommen. Was sicherlich sehr sinnvoll war: In einer Gefahrensituation hätte ich gewiss keine Zeit, Kiki zu satteln.
    Und ich brauchte ein wenig Zerstreuung. Leichtfertige Gedanken, wie ich meinen Wachen entkommen und in das Zimmer eines gewissen Beraters hineingelangen konnte, schwirrten mir unentwegt durch den Kopf. Ich versuchte, meine Sehnsucht zu unterdrücken, denn ich durfte Valeks Leben nicht aus egoistischen Gründen aufs Spiel setzen. Ich zog den Ärmel hoch und betrachtete sein Geschenk im Licht der späten Nachmittagssonne. Der Armreif fühlte sich sogar wie eine Schlange an – doch eher wie eine, die mich beschützte, statt mir gefährlich zu werden.
    Einmal mehr wunderte ich mich über seine Wahl. Vielleicht hatte er auf irgendeine Weise von meinen Albträumen voller Schlangen erfahren. Aber warum machte er mir dann ein solches Geschenk? Wäre ein Mungo nicht eine bessere Wahl gewesen?
    Kiki wartete am Gatter der Weide auf mich. Sie wieherte zur Begrüßung, und ich gab ihr einen Apfel, ehe ich über den Zaun kletterte. Meine Wächter bauten sich in gebührendem Abstand vor dem Tor auf. Allmählich kapierten sie, wie sie sich zu verhalten hatten.
    Während Kiki den Apfel fraß, untersuchte ich sie genauer. In ihrem Schweif hatten sich Nesseln verfangen. An ihrem Bauch und an ihren Hufen klebte eingetrockneter Schlamm.
    „Hat sich keiner um dich gekümmert?“, fragte ich laut und schnalzte mit der Zunge.
    „Sie hat niemanden an sich herangelassen“, antwortete Cahil. Er reichte mir einen Eimer voller Bürsten und Kämme über den Zaun. „Offenbar gewährt sie allein dir diese Ehre.“
    Ich nahm den Henkel. „Danke.“ Mit einer groben Pferdebürste begann ich, den Schmutz von ihrem Fell zu striegeln.
    Cahil stützte sich mit den Armen auf den Zaun. „Ich habe gesehen, wie du heute mit den Leuten aus dem Norden geredet hast. Kennst du einige von ihnen?“
    Ich warf Cahil einen Blick zu. Er sah sehr ernst aus. Es war also kein Zufall gewesen, dass er genau in diesem Moment mit den Bürsten aufgetaucht war. Er hatte darauf gewartet, mich mit Fragen über die Ixianer löchern zu können.
    Ich wählte meine Worte mit Bedacht, als ich antwortete: „Zwei der Wächter sind meine Freunde.“
    „Diejenigen, die dir das Kämpfen beigebracht haben?“ Cahil bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall.
    „Ja.“
    „Zu welcher Einheit gehören sie?“
    Ich unterbrach mein Striegeln und musterte ihn scharf. „Cahil, was willst du wirklich wissen?“
    Er begann zu stottern.
    „Du denkst doch nicht etwa daran, die Mission zu gefährden, oder? Willst du die Treffen sabotieren? Oder hast du vor, ihnen auf dem Rückweg nach Ixia eine Falle zu stellen?“
    Er öffnete den Mund, sagte aber kein Wort.
    „Das wäre sehr unklug“, fuhr ich fort. „Dann wirst du dir nämlich Sitia und Ixia zum Feind machen, und außerdem …“
    „Außerdem was?“, fragte er unwirsch.
    „Die Elitetruppen des Commanders bewachen die Botschafterin. Es käme einem Selbstmord gleich, wenn du versuchen solltest, sie zu entführen.“
    „Was sind wir heute wieder klug“, spottete Cahil. „Deine Sorge um meine Männer ist wirklich herzerwärmend. Bist du sicher, dass du nicht eher deine Freunde aus dem Norden schützen willst? Oder vielleicht deinen Herzallerliebsten?“
    Vermutlich hatte er bloß geraten. „Wovon redest du?“, forderte ich ihn auf, Farbe zu bekennen.
    „Ich habe dich während der Ankunft der Delegation genau beobachtet. Du hast dir zwar nichts anmerken lassen, aber ich habe gesehen, wie du den Schmetterlingsanhänger unter deinem Umhang befingert hast. Ich weiß, dass derjenige, von dem du ihn bekommen hast, sich hier aufhält. Er hat dir heute sogar ein weiteres Geschenk gegeben.“
    Damit Cahil mein Gesicht nicht sah, drehte ich mich um und beschäftigte mich wieder mit Kiki. „Wenn du schon so viel weißt, warum stellst du mir dann noch all die Fragen?“
    „Wer ist er?“ Als ich nicht antwortete, fuhr Cahil fort: „Es geht um den Mann, dem eine Hälfte vom Ohr fehlt. Derjenige, der dir die

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