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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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machen, als eine lange Anrichte an der hinteren Wand meine Aufmerksamkeit erregte.
    Darauf waren mehrere merkwürdig geformte Flaschen aufgebaut, die durch geschwungene Glasröhren miteinander verbunden waren. Unter einigen der Gefäße befanden sich unangezündete Kerzen. Beim Anblick der Versuchsanordnung musste ich an Reyads Laboratorium denken. Die Erinnerung an seine Sammlung von Glasgefäßen und metallenen Instrumenten verursachte mir eine Gänsehaut. Schweiß rann mir in den Nacken, und mein Herz krampfte sich zusammen, als vor meinem inneren Auge Bilder auftauchten, in denen ich an ein Bett gefesselt war, während Reyad sich die perfidesten Foltermethoden ausdachte. Ich schalt mich selbst für meine lebhafte Fantasie. Es war geradezu lächerlich, dass der Anblick von ähnlichen Objekten mir noch zwei Jahre später Angst einjagen konnte.
    Zögernd trat ich näher. In einigen der Flaschen brodelte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit. Ich nahm eine davon in die Hand und schüttelte sie. Ein intensiver Geruch nach Äpfeln stieg mir in die Nase. Erinnerungen an Schaukeln und Lachen stiegen in mir hoch, doch die Bilder verschwammen, als ich mich darauf zu konzentrieren versuchte. Enttäuscht stellte ich die Flasche zurück.
    In den Regalen hinter dem Tisch waren weitere Flaschen und Röhren aufgebaut. Der Apparat sah aus wie ein Destillierkolben zur Herstellung von Alkohol. Vielleicht handelte es sich bei der Flüssigkeit um Apfelschnaps wie jenen, den General Rasmussen vom Militärdistrikt 7 in Ixia zur Versammlung der Generäle beim Commander mitgebracht hatte.
    Ich hörte meine Mutter zurückkommen und drehte mich um. In der Hand hielt sie ein Tablett mit klein geschnittenen Früchten, Beeren und Tee. Sie stellte das Mittagessen auf den schmalen Tisch vor der Couch und bedeutete mir, mich zu ihr zu setzen.
    „Du hast also meine Destillieranlage entdeckt“, sagte sie beiläufig, als ob jeder in Zaltana eine solche Vorrichtung in seinem Wohnzimmer hatte. „Riechst du etwas, das dir bekannt vorkommt?“
    „Brandy?“, riet ich.
    Ihre Schultern sanken ein bisschen tiefer, aber sie lächelte weiter. „Versuch’s noch einmal.“
    Ich hielt meine Nase über eine der mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllten Flasche und atmete tief ein. Das Aroma umgab mich wie eine Hülle aus Behaglichkeit und Sicherheit; es schnürte mir allerdings auch die Kehle zu und nahm mir einen Moment lang die Luft. Bilder schossen mir durch den Kopf. Mal sprang ich umher, mal lag ich auf dem Rücken, und ich konnte kaum atmen. Doch plötzlich wurde mir ganz leicht im Kopf.
    „Yelena, setz dich hin.“ Meine Mutter packte mich am Ellbogen und führte mich zu einem Stuhl. „Du darfst es nicht so tief einatmen. Es ist sehr intensiv.“ Beruhigend legte sie die Hand auf meine Schulter.
    „Was ist es denn?“, wollte ich wissen.
    „Mein Apfelparfüm.“
    „Parfüm?“
    „Du erinnerst dich also nicht.“ Ihr Lächeln erstarb, und ihre Enttäuschung war nicht zu übersehen. „Ich habe es immer benutzt, als du ein Kind warst. Es ist mein meistverkauftes Parfüm. Sehr beliebt bei den Magiern im Bergfried. Nachdem du verschwunden warst, habe ich es nicht mehr über mich gebracht, es zu benutzen.“ Wieder berührte sie ihren Hals, und es sah aus, als versuchte sie, ihre Worte oder ihre Gefühle zurückzuhalten.
    Bei dem Wort „Magier“ wurde meine Kehle eng. Wieder erinnerte ich mich an meine Entführung beim Feuerfest im vergangenen Jahr. Sie hatte zwar nicht lange gedauert, aber dennoch lange genug, sodass ich mich ganz genau an die Zelte, die Dunkelheit, den Geruch von Äpfeln, den Geschmack von Asche und das Bild von Irys erinnerte, die vier Männern befahl, mich zu erdrosseln.
    „Benutzt Irys deine Parfüms?“, fragte ich.
    „Aber ja. Apfel ist ihr Lieblingsduft. Sie hat mich übrigens gestern Abend gebeten, noch ein wenig für sie zu machen. Erinnert dich der Geruch an sie?“
    „Ich glaube, sie hat es benutzt, als wir uns das erste Mal begegnet sind“, antwortete ich ausweichend. Wäre Valek nicht rechtzeitig aufgetaucht, wäre Irys’ Mordversuch geglückt. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ich zu Beginn meiner Bekanntschaft sowohl mit Irys als auch Valek nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
    „Ich habe festgestellt, dass bestimmte Gerüche mit bestimmten Erinnerungen verbunden sind. Leif und ich haben es gemeinsam herausgefunden; es war Teil seines Projekts mit dem Ersten Magier. Wir haben

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