Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
bekam eine Gänsehaut und versuchte den Gedanken an Folter und Vergewaltigung zu vertreiben.
Natürlich könnte ich Irys und die anderen informieren. Sie würden Ferde eine Falle stellen. Aber sie würden mich nicht in seine Nähe lassen. Und deshalb würde die Falle gar nichts nützen.
Oder ich sagte Irys kein Wort und ging allein zum Treffpunkt. Ihre Warnung kam mir in den Sinn. Anschaulich hatte sie mir geschildert, was geschehen würde, wenn Ferde sich meiner magischen Kräfte bemächtigte. Er wäre dann einflussreich genug, um Sitia in seine Gewalt zu bringen.
Sollte ich Opal opfern, um Sitia zu retten? Ich hatte mir geschworen, das nicht geschehen zu lassen. Und was konnte Ferde, wäre Opal erst einmal gestorben, davon abhalten, eine andere Magierin dazu zu bringen, ihm ihre Seele zu geben? Nichts.
Ich bemühte mich, mein Wissen um die neue Situation hinter vordergründigen Gedanken zu verbergen. Zwar hatte Irys ihr Versprechen gehalten, nicht in mein Bewusstsein einzudringen, aber nun, wo das Wohl von Sitia auf dem Spiel stand, wäre ich nicht überrascht, wenn sie sich nicht länger daran hielte.
Ich blickte Valek an. Er ließ sich durch Magie nie nicht täuschen.
„Ihr Leben ist wichtig“, beantwortete ich seine Frage. „Aber den Mörder zu fangen ist unbedingt notwendig.“
„Wie kann ich dir helfen, Liebes?“
26. KAPITEL
V alek und ich schmiedeten einen ersten Plan, um Opal zu retten, und nachdem er sich verabschiedet hatte, um zur Delegation von Ixia zurückzukehren, spürte ich eine neue Entschlusskraft in mir. Am folgenden Tag übte ich, meine magischen Kräfte unter Kontrolle zu halten, und bereitete mich mit intensivem Training auf meine Begegnung mit Ferde vor.
Irys, Roze und Bain hatten die Wohnung durchsucht, in der nach Aussagen von Fisk der Mann mit den roten Händen lebte. Die Zimmer waren jedoch verlassen, und nach dem Müll auf dem Boden zu urteilen, hatten es die Bewohner sehr eilig gehabt wegzukommen. Entweder hatte ihm jemand einen Hinweis gegeben, oder er hatte gespürt, dass die Meister-Magier in seine Nähe kamen. So oder so waren sie in einer Sackgasse angelangt, was den Plan, den Valek und ich geschmiedet hatten, zunichte machen konnte.
Unterdessen hatte ich begonnen, meinen Teil meiner Abmachung mit Zitora zu erfüllen und ihr als Gegenleistung für die Kleidung, die sie mir gegeben hatte, Techniken der Selbstverteidigung beizubringen. Von dem Unterricht profitierte ich auch selbst, weil ich vieles wiederholte.
Der Regen vom Tag zuvor hatte große Pfützen auf dem Übungsplatz hinterlassen, und so waren wir, nachdem wir die Grundübungen durchexerziert hatten, von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Zitora war eine gelehrige Schülerin, die die Tricks und Kniffe der Selbstverteidigung schnell verinnerlichte.
„Ich befreie mein Handgelenk aus deinem Griff, indem ich deinen Daumen hochdrücke?“, fragte Zitora.
„Ja. Er ist das schwächste Glied.“ Ich stöhnte auf, als sie ihren Arm wegzog. „Perfekt. Und jetzt zeige ich dir, wie du nicht nur dein Handgelenk befreist, sondern deine Hand so drehst, dass du den Arm deines Angreifers zu packen bekommst und brechen kannst.“
Ihre Augen leuchteten erfreut auf, und ich musste lachen. „Alle halten dich für so sanft und nett. Ich habe schon fast Mitleid mit dem ersten, der glaubt, das ausnutzen zu können. Aber nur fast.“
Wir trainierten eine Weile, und ihre Bewegungen wurden immer sicherer.
„Das ist ein guter Anfang“, sagte ich schließlich. „Diese Tricks werden dir nützlich sein, wenn du gegen einen Stärkeren kämpfen musst. Wenn du es allerdings mit einem durchtrainierten Gegner zu tun bekommst, musst du andere Taktiken anwenden.“
Zitora schaute über meine Schulter, und ihre goldbraunen Augen wurden groß. „Du meinst, ich könnte es mit einem wie ihm aufnehmen?“
Ich drehte mich um. Lässig schlenderte Ari über den Übungsplatz, dicht gefolgt von Janco. Sein ärmelloses Trainingshemd und seine kurzen Hosen ließen seine Muskeln ausgezeichnet zur Geltung kommen. Janco war zwar schmaler als sein Kumpel, aber dafür machte er Aris Stärke mit seiner Schnelligkeit wett. Sie hatten ihre Streitkolben mitgebracht und begrüßten uns mit einem breiten Grinsen. Meine Beschützer blickten unbehaglich drein und wussten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten. Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihnen, an ihrem Platz zu bleiben.
„Ja“, beantwortete ich Zitoras Frage. „Mit dem
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