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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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einmal nach mir umzudrehen. Auf seinem Gesicht lag ein hämisches Grinsen, und in seinen Augen blitzte ein unheilvolles Versprechen.
    Langsam atmete ich aus. Das ließ sich nicht gut an.
    Als die Männer das Lager abgebaut hatten, bestieg Cahil sein Pferd, und wir machten uns auf den Weg durch den Wald. Nach einigen Stunden lichtete sich der Dschungel, und der Pfad führte bergan. Vom Gipfel der Anhöhe aus sahen wir ein weitläufiges, von einem unbefestigten Weg durchschnittenes Tal, auf dessen linker Seite sich rechteckig angeordnete Felder erstreckten. Zur Rechten beherrschte eine gigantische Ebene die Landschaft. Jenseits des von Leben erfüllten Tals erhob sich ein Gebirgskamm, auf dessen Gipfel ich die Umrisse einer weißen Festung erkennen konnte.
    „Ist das die Zitadelle?“, fragte ich Marrok.
    Er nickte. „Von hier aus ist es noch ein halber Tagesmarsch.“ Er drehte den Kopf nach rechts, als suche er etwas.
    Ich folgte dem Blick seiner grauen Augen und bemerkte hohe Grashalme, die sich im Wind bewegten. „Das Daviian-Plateau?“
    „Nein. Das liegt weiter südöstlich“, antwortete Marrok. „Hier beginnt die Avibian-Ebene. Sie ist riesig. Man braucht zehn Tage, um sie zu durchqueren.“
    „Meine Cousine hat gesagt, auf unserem Weg zur Zitadelle müssten wir durch eine Ebene kommen, aber wir streifen sie ja nur.“
    „Der Weg durch die Avibian-Ebene ist eine erhebliche Abkürzung. Die Zaltanas benutzen sie, aber alle anderen vermeiden die Begegnung mit dem Sandseed-Clan, der die Ebene als seine Heimat betrachtet. Die Waldstrecke ist zwar ein Umweg, aber ein sicherer.“
    Gerne hätte ich mehr gefragt, aber Cahil legte an Tempo zu, als wir in die Ebene hinabstiegen. Entweder hatte er es eilig, die Zitadelle zu erreichen, oder er wollte diesen Teil des Weges möglichst rasch hinter sich lassen.
    Wir kamen an Menschen vorbei, die auf den Feldern arbeiteten, und überholten eine Karawane von Kaufleuten mit vollbeladenen, von Pferden gezogenen Wagen. Ansonsten wurde die Ebene von den riesigen, im Wind wogenden Gräsern beherrscht.
    Je näher wir der Zitadelle kamen, umso wuchtiger erschien sie mir. Nur einmal machten wir Rast, um die Pferde zu tränken und den Männern eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Als wir die gigantischen Türme erreichten, erfüllte mich die schiere Größe der äußeren Festungswälle mit Ehrfurcht. Grüne Adern durchzogen die glatten weißen Marmorwände. Trotz der sengenden Hitze fühlten sie sich kühl an, als ich mit der Hand darüberfuhr. Im Wald war mir schon heiß gewesen, aber das war nichts im Vergleich zu der Hitze, der wir nun im prallen Sonnenschein ausgesetzt waren.
    Die beiden Wächter, die neben dem offenen Tor der Zitadelle standen, traten auf Cahil zu. Nach einem kurzen Gespräch führte Cahil uns in den Innenhof. Ich blinzelte ins grelle Sonnenlicht. Eine ganze Weile ließ ich den majestätischen Anblick auf mich wirken. Die Umfassungsmauern der Zitadelle beherbergten eine große Stadt. Alle Gebäude waren aus dem gleichen weißen, grüngeäderten Marmor errichtet, aus dem auch die Außenmauern bestanden. Ich hatte mir die Zitadelle wie die Burg des Commanders in Ixia als ein großes Bauwerk vorgestellt, aber das hier übertraf meine kühnsten Fantasien.
    „Beeindruckt?“, fragte Marrok.
    Ich schloss den Mund und nickte. Als unser Trupp seinen Weg durch die Straßen fortsetzte, sah ich, dass der Ort verlassen war. „Wohnt denn hier niemand?“, fragte ich Marrok.
    „Während der heißen Jahreszeit ist die Zitadelle eine Geisterstadt. Der Rat hat sich aufgelöst, die Bewohner des Bergfrieds machen Ferien, und nur eine Rumpfmannschaft kümmert sich um die Ernte. Jeder, der es sich leisten kann, flieht in kühlere Gegenden, und die, die bleiben müssen, ziehen sich um die Mittagszeit zurück, um die Sonne zu vermeiden.“
    Man konnte es ihnen nicht verdenken. Meine Kopfhaut fühlte sich an, als würde sie brennen. „Wie lange brauchen wir noch?“, erkundigte ich mich.
    „Ungefähr eine Stunde“, antwortete Marrok. „Siehst du diese vier Türme?“ Er zeigte nach Osten. „Das sind die Bergfriede der Magier.“
    Fasziniert betrachtete ich ihre Ausmaße und fragte mich, wer wohl in den obersten Räumen wohnen mochte.
    Wir setzten unseren Weg durch verlassene Straßen fort. Teils waren sie mit Pflastersteinen befestigt, teils liefen wir über eine festgetretene Schmutzschicht. Hunde, Katzen und ein paar Hühner drängten sich auf den wenigen schattigen Flecken.

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