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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Als wir uns einem großen, quadratischen Gebäude mit mehreren Stockwerken näherten, sagte Marrok: „Das ist das Regierungsgebäude, in der die Ratsmitglieder von Sitia ihre Arbeitszimmer haben. Hier werden auch die Versammlungen abgehalten.“
    Entlang der gesamten Frontseite des Gebäudes erstreckten sich lange Stufen, die zu einem imposanten, von jadefarbenen Säulen gerahmten Eingang im ersten Stock führten. Ein paar Leute kauerten im Schatten der Halle und kamen auf uns zu, als wir vorbeigingen. Stechender Uringeruch ging von ihnen aus. Ihre Haare waren verfilzt, und die Haut unter ihrer zerschlissenen Kleidung war schmutzig.
    Ein Mann streckte seine dreckverschmierte Hand aus. „Bitte, Sir, gebt mir eine Münze.“
    Cahils Männer setzten ihren Weg fort, ohne ihn zu beachten. Der Rest der Truppe folgte ihnen entschlossen.
    „Wer ist …?“, wollte ich fragen, aber Marrok verlangsamte sein Tempo nicht. Ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten, als mich ein kleiner Junge am Ärmel zupfte. Seine braunen Augen waren von Kratzern und Schrammen eingerahmt, und sein Gesicht war schmutzig.
    „Schöne Frau, bitte. Ich habe Hunger“, sagte der Junge. „Habt Ihr eine Kupfermünze für mich?“
    Hilfe suchend sah ich mich nach Marrok um. Er war bereits einen halben Block weiter. Ich verstand nicht, warum dieser Junge Geld brauchte, aber ich konnte seinem Blick nicht widerstehen. Schnell griff ich in meinen Rucksack, zog die Münzen von Sitia heraus, die Esau mir gegeben hatte, und legte sie in seine Hand.
    Ich hockte mich vor ihn hin und sagte: „Teile sie mit deinen Freunden. Und nimm mal ein Bad. Verstanden?“
    Seine Miene erhellte sich. „Vielen Dank …“
    Noch ehe er seinen Satz beenden konnte, wurden wir von den anderen umzingelt, und ein strenger Geruch stieg mir in die Nase. Sie packten mich am Arm, zupften an meinen Kleidern und zerrten an meinem Rucksack. Der Junge vergrub die Münzen in seiner Hosentasche und schlüpfte zwischen den Beinen der anderen hindurch und hinaus aus dem Gedränge.
    „Schöne Frau, schöne Frau“, hallte es in meinen Ohren wider, bis ihre Worte von Hufegeklapper auf den Pflastersteinen unterbrochen wurden.
    „Lasst sie in Ruhe! Verschwindet!“, schrie Cahil. Drohend schwang er sein Schwert durch die Luft. „Haut ab. Oder ich hacke euch in Stücke.“
    Im Handumdrehen war die Meute verschwunden.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Cahil.
    „Ja.“ Ich strich mein Haar glatt und schnallte mir den Rucksack wieder an. „Was war denn das?“
    „Bettler. Schmutzige Straßenratten.“ Ein Ausdruck von Abscheu lag in seiner Miene. „Es war deine Schuld. Hättest du ihnen kein Geld gegeben, hätten sie dich in Ruhe gelassen.“
    „Bettler?“
    Meine Verwirrung schien Cahil zu verblüffen. „Du weißt doch wohl, was Bettler sind?“ Als ich ihm die Antwort schuldig blieb, fuhr er fort: „Sie arbeiten nicht. Sie leben auf den Straßen und betteln um Geld und Nahrung. In Ixia gibt es sie doch bestimmt auch“, meinte er nachsichtig.
    „Nein. In Ixia hat jeder Arbeit. Und um die Grundbedürfnisse aller Menschen kümmern sich die vielen Soldaten des Commanders.“
    „Und wie finanziert er das?“
    Ehe ich antworten konnte, ließ Cahil die Schultern sinken. „Mit dem Geld meines Onkels. Vermutlich hat er die Staatskasse vollkommen geleert.“
    Ich verkniff mir meine Antwort. Mir erschien es jedenfalls sinnvoller, mit dem Geld Menschen zu unterstützen, als die Schatzkiste fest verschlossen zu halten.
    „Komm jetzt.“ Cahil nahm den Fuß aus dem Steigbügel, beugte sich hinunter und streckte die Hand aus. „Wir müssen die anderen einholen.“
    „Auf dem Pferd?“
    „Nun erzähl mir bloß nicht, dass es im Norden keine Pferde gibt.“
    „Jedenfalls nicht für mich“, antwortete ich, während ich meinen Fuß auf den Steigbügel setzte und mich an seinem Arm festhielt. Er zog mich in den Sattel. Ich saß hinter ihm und wusste nicht so recht, wohin mit meinen Armen.
    Cahil wandte sich halb zu mir um. „Für wen denn?“
    „Den Commander, die Generäle und hochrangige Offiziere.“
    „Kavallerie?“, hakte Cahil nach.
    Natürlich wollte er Informationen von mir, und ich unterdrückte einen Seufzer. „Ich habe keine gesehen.“ Das war die Wahrheit, und es war mir gleichgültig, ob er mir glaubte oder nicht.
    Cahil drehte den Kopf, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. Auf einmal wurde mir ganz heiß, und ich hatte das Gefühl, ihm viel zu nahe zu sein. Seine blaugrünen

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