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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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man bezeichnete es bereits als magisches Talent, Irys dazu zu bringen, es für mich zu tun.
    Sie errichtete ihren mentalen Abwehrschild und blockte meinen Einfluss ab. „Versuch es noch einmal. Konzentriere dich dieses Mal darauf, selbst die Kontrolle zu behalten.“
    Während ich Kraft in mich einsog, warf Irys ein Kissen nach mir und traf mich damit am Bauch. „He.“
    „Du solltest es mit deiner Magie abwehren. Versuch’s noch einmal.“
    Am Ende der Unterrichtsstunde war ich froh, dass Irys ein Kissen gewählt hatte. Andernfalls wäre ich mit Schrammen und blauen Flecken übersät gewesen.
    „Ich sehe schon, du musst noch intensiver an deiner Kontrolle arbeiten“, sagte Irys, die so schnell nicht aufgeben wollte. „Ruh dich ein wenig aus. Morgen wird es besser klappen.“
    Ehe ich ging, stellte ich ihr eine Frage, die mich schon seit einigen Tagen beschäftigte. „Irys, kann ich mir den Rest von der Zitadelle ansehen? Außerdem muss ich meine Münzen aus Ixia gegen Geld von Sitia einwechseln, damit ich mir ein paar Kleidungsstücke und sonstige Dinge kaufen kann. Gibt es hier einen Markt?“
    „Ja, aber während der heißen Jahreszeit wird er nur an einem Tag in der Woche abgehalten.“ Sie überlegte. „An den Markttagen gebe ich dir frei. Kein Unterricht. Dann kannst du die Zitadelle erkunden oder tun, was immer du möchtest. Übermorgen ist Markttag. Bis dahin werde ich dein Geld umwechseln.“
    Bei der Gelegenheit konnte Irys es sich nicht verkneifen, mir den Ratschlag zu erteilen, sorgfältig mit meinem Geld umzugehen. „Solange du im Bergfried wohnst, wird für all deine Ausgaben gesorgt. Doch wenn du erst einmal die Prüfung abgelegt hast, musst du dich um dich selbst kümmern. Als Magierin verdienst du natürlich Geld“, sagte Irys. „Aber gib es nicht leichtfertig aus und verschenke es nicht.“ Sie lächelte, um ihrer Ermahnung etwas von ihrer Strenge zu nehmen. „Wir wollen es den Bettlern schließlich nicht zu einfach machen.“
    Das Bild des kleinen schmutzigen Jungen tauchte vor meinem geistigen Auge auf. „Warum haben sie eigentlich kein Geld?“, wollte ich wissen.
    „Einige sind so faul, dass sie lieber betteln als arbeiten. Andere können nicht arbeiten, weil sie körperliche oder seelische Probleme haben. Die Mediziner können auch keine Wunder vollbringen. Wieder andere sind dem Glücksspiel verfallen oder geben ihr Geld schneller aus, als sie es verdienen.“
    „Und was ist mit den Kindern?“
    „Ausreißer, Waisen oder Nachkommen von Obdachlosen. Die heiße Jahreszeit ist für sie die schlimmste. Wenn die Schule erst einmal beginnt und die Menschen in die Zitadelle zurückkehren, finden sie genügend Plätze, wo sie etwas zu essen bekommen oder übernachten können.“ Irys legte die Hand auf meine Schulter. „Mach dir um sie keine Sorgen, Yelena.“
    Auf dem Weg in meine Wohnung gingen mir Irys’ Worte nicht aus dem Kopf.
    Am Abend zeigte Cahil mir, wie ich Kiki satteln und ihr das Zaumzeug anlegen musste. Schließlich fragte er mich: „Was ist bloß los mit dir? Die ganze Zeit schnauzt du mich an.“
    Das Lavendelmädchen ist aufgebracht , pflichtete Kiki ihm bei.
    Ich war drauf und dran, mich zu entschuldigen. Doch dann überlegte ich es mir anders, holte tief Luft und überfiel ihn mit einem Schwall von Worten. „Du willst Ixia haben, damit du König sein, Steuern einnehmen, auf einem Thron sitzen und eine Juwelenkrone tragen kannst, und die Menschen werden unter dir genauso leiden wie unter deinem Onkel. Henker wie Goel werden weiter unschuldige Kinder töten, wenn ihre Eltern nicht dazu in der Lage sind, Steuern zu zahlen, damit du dir kostbare Kleider kaufen kannst, oder sie töten die Eltern und machen die Kinder zu Waisen und Bettlern.“ Mein Ausbruch endete so schnell, wie er begonnen hatte.
    Cahil starrte mich schockiert an, aber er fand schnell seine Fassung wieder. „Das will ich überhaupt nicht“, verteidigte er sich. „Ich möchte den Menschen von Ixia helfen, damit sie die Freiheit haben, die Kleider zu tragen, die ihnen gefallen, anstatt sie zu zwingen, Uniformen anzuziehen. Sie sollen heiraten können, wen sie wollen, ohne dafür eine Erlaubnis vom Bezirksgeneral einholen zu müssen. Sie sollen wohnen können, wo es ihnen passt, sogar wenn es in Sitia ist. Ich will die Krone, um Ixia von der Militärdiktatur zu befreien.“
    Seine Motive überzeugten mich nicht. Würden die Menschen wirklich freier sein, wenn er an der Macht war? Ich bezweifelte,

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