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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Jeder ihrer zahlreichen Dämonen war einem anderen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ihr Versprechen, mir alles zu erzählen, lastete schwer auf meinem Gewissen. Schließlich war ich gerade erst mein eigenes Schreckgespenst losgeworden. Und nur ungern gestand ich mir ein, dass Reyad noch immer eine gewisse Macht über mich hatte. Wann immer ich an mir zweifelte, schien es ihm eine diebische Freude zu bereiten, in meinen Albträumen aufzutauchen. War er möglicherweise ihr Verursacher? Oder forderte ich ihn vielleicht sogar dazu auf?
    Ich musste diese Gedanken vertreiben. Schließlich war ich hier, um mit Tula zu reden. Doch noch während ich meine Kräfte für das Gespräch sammelte, übermannte mich die Erschöpfung, und ich versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich ein wenig besser; dennoch reichte meine Kraft gerade dazu, mich im Bett aufzusetzen. Wenigstens konnte ich Tula fragen, wie es ihr ging.
    Sie schloss die Augen, zeigte auf ihre Schläfe und sagte: „Komm zu mir.“
    Ich seufzte bedauernd. „Mir fehlt die Energie, einen Kontakt zwischen uns herzustellen, Tula.“
    „Vielleicht kann ich helfen“, sagte Leif, der an der Tür stand.
    „Nein. Geh weg.“ Schützend legte Tula die Arme vors Gesicht.
    „Wenn du nicht mit mir redest, wird die Erste Magierin kommen und die Informationen, die sie braucht, aus dir herauswringen“, erklärte Leif.
    Verwirrt blickte Tula in meine Richtung.
    „Es wird nicht angenehm sein“, warnte ich sie. „Es ist fast genauso schlimm wie das, was dein Angreifer dir angetan hat. Ich weiß, wovon ich rede.“
    Leif wandte den Blick ab. Hoffentlich fühlte er sich schuldig. Während ich ihn verstohlen beobachtete, fragte ich mich, warum er mir am Tag zuvor zu Hilfe gekommen war. Wo war sein hämisches Grinsen geblieben? Was war aus seinem Spott und seiner herablassenden Art geworden? Ich musste mir eingestehen, dass ich den Mann kaum kannte.
    Da ich keine Lust hatte, weiter über seine Motive nachzugrübeln, fragte ich barsch: „Warum hast du mir geholfen?“
    Zuerst schaute er mich grimmig an, doch dann seufzte er nur, und sein Groll verschwand. Offenbar hatte er sich dazu entschlossen, seine Gefühle zu verbergen. „Mutter hätte mich umgebracht, wenn ich dich hätte sterben lassen“, sagte er schließlich.
    Er wandte sich an Tula, doch mit einer solch schnippischen Antwort wollte ich mich nicht zufriedengeben. „Was ist der wirkliche Grund?“
    Lodernder Hass lag in seinen jadegrünen Augen, doch dann wurde sein Blick wieder sanft, als hätte jemand die Flammen seiner Feindseligkeit ausgeblasen. Flüsternd gestand er: „Ich hätte es nicht ertragen, untätig zu bleiben und dich noch einmal zu verlieren.“
    Dann brach seine mentale Verteidigungsmauer zusammen, und ich hörte seine Gedanken. Aber ich hasse dich immer noch.
    Sein Vertrauen überrumpelte mich so sehr, dass ich auf seine gereizte Reaktion nicht weiter achtgab. Ein Gefühl, selbst Hass, war besser als Gleichgültigkeit. War das vielleicht ein erster Hinweis darauf, dass die Distanz zwischen uns letztlich doch überwindbar war?
    „Was hat er gesagt?“, fragte Tula.
    „Er will dir helfen“, antwortete ich. „Tula, das ist mein Bruder. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft, dich zurückzuholen. Wenn du willst, dass ich deinen Angreifer finde, brauchen wir seine Energie.“
    „Aber wie denn? Er weiß doch …“ Schutz suchend verschränkte Tula die Arme.
    „Ich weiß bereits Bescheid“, sagte Leif.
    Mit einer Zärtlichkeit, die mich überraschte, zog er Tula die Arme vom Gesicht. Mir fiel ein, was meine Mutter über Leifs Zauberkraft gesagt hatte – dass er bei der Aufklärung von Verbrechen half, weil er die Schuld und die Geschichte eines Menschen spüren konnte. Als ich ihn jetzt zusammen mit Tula sah, wollte ich mehr über ihn erfahren und darüber, wie er seine Magie einsetzte.
    „Wir müssen ihn unbedingt finden und verhindern, dass er einem weiteren Mädchen etwas antut“, erklärte Leif.
    Sie schluckte und biss sich auf die Lippen, ehe sie nickte. Leif stand zwischen unseren Betten, nahm Tulas Hand und griff nach meiner. Ich legte mich auf die Matratze zurück und umklammerte seine Hand. Dann machte ich mir seine Energie zunutze und stellte den mentalen Kontakt zu Tula her.
    In Gedanken standen wir beide vor einem grauen Steinofen. Leifs Energie brauste um uns herum wie das Feuer unter dem Ofen.
    „Ich legte gerade Kohlen ins Feuer. Es war fast

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