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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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zusammenpresste. „Du hättest sie sterben lassen sollen“, schimpfte sie mit ihm. „Dann hätten wir eine Magierin weniger, die unserem Land mit ihrer unglaublichen Dummheit Schaden zufügt.“
    „Das ist zu hart geurteilt, Roze“, beschwichtigte Bain sie. „Obwohl ich, was die Dummheit angeht, mit dir einer Meinung bin. Kind, warum hast du das bloß allein versucht?“, fragte Bain mich.
    Ich konnte mich nicht einmal verteidigen, denn ich war sogar zum Reden zu geschwächt – ganz zu schweigen davon, mein Verhalten zu erklären.
    „Weil sie vorwitzig und dumm ist“, antwortete Roze an meiner Stelle. „Nur weil sie Tulas körperliche Wunden geheilt hat, glaubt sie wohl, eine allmächtige Magierin zu sein und alles tun zu können. Als Nächstes wird diese dumme Gans wahrscheinlich darum bitten, die Meisterprüfung machen zu dürfen.“ Roze schnaubte verächtlich. „Vielleicht besinnt sie sich eines Besseren, wenn wir sie in die Kaserne für die Frischlinge stecken. Dort kann sie sich erst einmal mit dem Grundwissen der Magie vertraut machen, während sie die Böden schrubbt, wie es alle neuen Schüler tun.“
    Ich warf Irys einen Blick zu. Die Strafe, die Roze in Aussicht stellte, klang ziemlich abschreckend. Irys schwieg, aber ihre Missbilligung war deutlich zu spüren. Ich wappnete mich für ein Donnerwetter.
    Stattdessen rief Opal: „Tula ist aufgewacht!“
    Sofort richtete sich alle Aufmerksamkeit auf Tula, und erleichtert schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete, waren die Magier aus meinem Blickfeld verschwunden.
    „Du verhältst dich immer noch eigensinnig und tollkühn wie ein Raubtier, das außer Kontrolle geraten ist“, sagte Leif. „Offenbar hat Ixia dich doch nicht vollkommen verändert.“ Er erhob sich unsicher und ging mit weichen Knien zu den anderen, die neben Tulas Bett standen.
    Ich rätselte über seine Worte. Bedeuteten sie etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Ich hatte keine Ahnung. Doch dann riss mich Rozes raue Stimme aus meinen Gedanken. Sie bombardierte Tula mit Fragen nach ihrem Angreifer, aber Tula antwortete nicht. Meine Kehle schnürte sich zusammen. Tula war nicht in der Lage, Rozes Verhör durchzustehen. Glücklicherweise schaltete Hayes sich ein.
    „Lass ihr etwas Zeit“, sagte er.
    „Wir haben keine Zeit“, antwortete Roze.
    Eine dünne heisere Stimme fragte: „Wer sind all diese Leute? Wo ist Yelena? Ich kann sie nirgendwo sehen.“
    „Sie ist hier“, sagte Opal. „Sie ist total erschöpft, weil sie dir geholfen hat.“
    „Hayes, hol ein paar Helfer und lass diese Närrin in ein anderes Zimmer bringen“, befahl Roze. „Für heute hat sie genug Unheil angerichtet.“
    Als Hayes Anstalten machte, ihren Worten Folge zu leisten, sagte Tula: „Nein. Ihr anderen geht. Alle. Euch erzähle ich gar nichts. Yelena bleibt bei mir. Mit ihr will ich reden.“
    Entrüstetes Gemurmel breitete sich im Zimmer aus, als die anderen Zauberer erregt miteinander zu diskutieren begannen. Endlich erklärte Roze sich bereit, ein zusätzliches Bett für mich bringen zu lassen. Hayes und Irys hoben mich vom Boden auf und ließen mich einfach auf die Matratze fallen. Irys hatte noch immer nichts gesagt. Ihr Schweigen machte mir Angst.
    „Kind“, sagte Bain zu Tula. „Ich verstehe, dass du dich fürchtest. Das Zimmer war voller Fremder, als du aufgewacht bist.“ Er stellte ihr jeden einzelnen vor. „Der Ersten Magierin und Leif musst du unbedingt von deiner Entführung erzählen. Dann werden sie den Täter auch finden.“
    Tula zog sich die Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Ich erzähle es nur Yelena und sonst niemandem. Sie wird sich um ihn kümmern.“
    Rozes höhnisches Lachen hallte schmerzhaft in meinen Ohren wider. „Sie kann ja nicht einmal reden. Wenn dein Entführer in dieses Zimmer käme, würde er euch beide töten.“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf. „Du kannst nicht klar denken. Morgen früh komme ich wieder, und dann wirst du mit mir reden. Komm, Leif.“ Mit Leif im Schlepptau rauschte Roze aus dem Zimmer.
    Hayes gestikulierte die anderen ebenfalls aus dem Raum. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, hörte ich, wie Bain Irys anwies, einen zweiten Wächter für den Abend anzufordern. Eine gute Idee. Falls Goel kommen sollte, würde ich ihn ohne Unterstützung kaum daran hindern können, sein Versprechen, mich zu foltern, einzulösen.
    Der Gedanke an meine Hilflosigkeit jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Tula ging es ebenso.

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