Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
gingen wir hinaus in die Zitadelle, und ich führte Opal zum Markt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht tauchte Fisk auf und brachte uns zu einem Kleiderladen. Ich kaufte Opal einige Sachen zum Wechseln, und Fisk spielte den Fremdenführer für sie.
    Nachdem Opal sich ein wenig erholt hatte, erkundigte ich mich genauer nach Tula. Während sie sich an weitere Geschichten erinnerte, zupfte ich einen Energiefaden aus der Hülle und stellte eine mentale Verbindung zu Opals Gedanken her. Auf diese Weise erlebte ich ihre Erinnerungen mit, während sie von ihnen erzählte. Ich roch die Brennöfen in der Glasfabrik ihrer Eltern und spürte den groben Sand in meiner Hand.
    „Tula und ich haben uns immer vor Mara, unserer älteren Schwester, versteckt. Dafür hatten wir den perfekten Platz. Mara weiß immer noch nicht, wo dieser ist“, erzählte Opal lächelnd.
    Das Bild eines aus Baumästen geflochtenen Daches, durch das die Sonne helle Flecken aufs Gras malte, tauchte in Opals Gedanken auf, und der frische Geruch feuchter Erde stieg mir in die Nase.
    „Das ist es.“ Ich ergriff Opals Arm. „Halte diesen Platz in deinen Gedanken fest. Konzentriere dich darauf.“
    Sie tat wie geheißen. Ich schloss die Augen und tauchte selbst in die Erinnerung ein. Grashalme kitzelten meine Arme, während ich in der kleinen Senke hinter einer Reihe von wuchernden Büschen lag. Der süße und schwere Geruch von Geißblatt durchzog die frische Luft. Tautropfen glitzerten im Licht der Morgensonne. Sofort wusste ich, dass Tulas Seele sich an diesem Ort verbarg.
    „Komm mit.“ Ich winkte Fisk zum Abschied zu und zog Opal hinter mir her zum Bergfried. Ein Wächter stand vor Tulas Tür. Er nickte uns zu, als wir das Zimmer betraten.
    „Sollten wir nicht besser auf die Vierte Magierin und die anderen warten?“, fragte Opal.
    „Dazu haben wir keine Zeit. Ich möchte das Bild nicht verlieren.“ Mit der Rechten ergriff ich Tulas Hand; meine Linke hielt ich Opal hin. „Nimm meine Hand. Jetzt möchte ich, dass du dir vorstellst, zusammen mit Tula in eurem Versteck zu sein. Schließ die Augen und konzentriere dich, so gut du kannst. Schaffst du das?“
    Opal nickte. Ihr blasses Gesicht wirkte angespannt.
    Ich stellte den Kontakt zu Tula her. Noch immer geisterten die Schreckgespenster ihrer Folter durch den leeren Raum, aber sie schienen weniger greifbar als zuvor. Ich baute eine Verbindung zu Opal auf und folgte dem Duft von Geißblatt und der Spur der Tautropfen in ihren Gedanken.
    Unvermittelt wurden die Gespenster bedrohlicher, flogen auf mich zu und blockierten meinen Zugang. Die Luft wurde dicker und klebte wie Sirup an meiner Haut. Ich bahnte mir einen Weg durch die unsichtbare Masse und fand mich unversehens in einem Dornengestrüpp wieder. Meine Kleider blieben an den Ästen hängen, und die Stacheln ritzten meine Haut.
    „Geh weg!“, rief Tula. „Ich will nicht zurückkommen.“
    „Deine Familie vermisst dich“, sagte ich.
    Kletterpflanzen begannen, sich um meine Arme und meinen Körper zu winden und hielten mich fest.
    „Geh weg!“
    Ich zeigte ihr Opals Erinnerungen an das Leid, das ihre Familie seit ihrem Verschwinden ertragen musste.
    Das Dornengestrüpp lichtete sich ein wenig. Durch die Zweige entdeckte ich Tula, die in dem Versteck ihrer Kindheit kauerte.
    „Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen“, sagte Tula.
    „Deiner Familie?“
    „Ja. Ich habe … Sachen getan. Schreckliche Sachen. Damit er mir nicht wehtut.“ Tula schauderte. „Aber er hat mir trotzdem wehgetan.“
    Die Lianen kletterten an meinen Armen hoch und wanden sich um meinen Hals.
    „Deine Familie liebt dich immer noch.“
    „Nicht mehr, wenn er ihnen erzählt, was ich getan habe. Sie werden entsetzt sein. Ich war seine Sklavin, aber ich habe meine Aufgaben nicht zu seiner Zufriedenheit erfüllt. Nichts konnte ich ihm recht machen. Ich bin noch nicht einmal für ihn gestorben.“
    Ich unterdrückte meinen Zorn. Mein sehnlichster Wunsch war, dieses Monster sofort zu töten. Aber damit musste ich noch warten. „Tula, er ist derjenige, der diese schrecklichen Sachen getan hat. Er sollte sterben. Deine Familie weiß, was er mit deinem Körper gemacht hat. Sie möchten nur, dass du zurückkommst.“
    Sie zog sich noch mehr in sich zurück. „Was weißt du denn schon? Geh weg. Du hast keine Ahnung von dem, was ich durchmachen musste.“
    „Das glaubst du aber nur“, keuchte ich, während die Kletterpflanzen mir die Kehle zuschnürten. Ich konnte kaum

Weitere Kostenlose Bücher