Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
passte mir besser als die einer Vorkosterin und fühlte sich wie eine zweite Haut an. Der Commander wollte meine Unterstützung und die Ratsmitglieder meinen Tod. Vor einem Jahr war es genau andersherum gewesen. Bei dem Gedanken konnte ich mein Lachen doch nicht länger zurückhalten.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte Dilana sich.
    Ich trat hinter dem Wandschirm hervor. „Die Hosen sind ein bisschen groß.“
    Sie griff nach dem Hosenbund, raffte den Stoff zusammen und markierte ihn mit Kreide. „Bis zum Mittagessen sind sie passend.“
    Ich zog mich wieder um, bedankte mich bei ihr und lief hinaus, um nach Kiki und den anderen Pferden zu sehen. Die Stallungen des Commanders lagen neben dem Hundezwinger. Die Tiere teilten sich eine Übungswiese. Die Weiden für die Pferde erstreckten sich entlang der Burgmauern.
    Kiki döste in ihrer makellos sauberen Box. Ich schaute nach den anderen Pferden. Ihr Fell glänzte im Sonnenlicht. Sie schienen zufrieden und gut versorgt zu sein. Ich machte den Stallburschen und -mädchen ein Kompliment für ihre ausgezeichnete Arbeit. Mit einem Kopfnicken bedankten sie sich, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Sie benahmen sich wie Erwachsene, und ich fragte mich, ob sie auch ihren Spaß hatten.
    Auf dem Rückweg zur Burg entdeckte ich Porter, den Hundetrainer des Commanders. Er führte die Hunde niemals an der Leine, denn sie gehorchten ihm aufs Wort. Ich blieb stehen und sah zu, wie er mit einem Rudel junger Hunde arbeitete. Überall auf dem Trainingsplatz waren Leckereien versteckt, und er lehrte die Hunde, sie aufzuspüren. Da sie noch so jung waren, vergaßen sie oft, was sie zu tun hatten, aber sobald Porter die Aufmerksamkeit eines Tieres hatte, berührte er dessen Nase und befahl: „Such!“
    Dermaßen angespornt, nahm der Hund Witterung auf und stürzte geradewegs auf den Leckerbissen zu. Beeindruckend. Porter bemerkte mich und nickte mir kurz zu. Rand war ein guter Freund von ihm gewesen, und ich erinnerte mich an ein Gespräch, das ich vor langer Zeit mit Rand über Porter geführt hatte.
    Rand hatte den Gerüchten über Porters magische Verbindungen zu den Hunden keinen Glauben geschenkt. Und da es keinen Beweis dafür gab, hielt Rand auch dann noch zu ihm, als alle anderen den Umgang mit dem Hundetrainer vermieden. Solange Porter sich nützlich machte und keinerlei Aufsehen erregte, war sein Arbeitsplatz beim Commander gesichert.
    Trotzdem hätte ich gerne etwas über seine vermeintliche Zauberkraft in Erfahrung gebracht. Falls er über Magie verfügte und sie einsetzen konnte, ohne ertappt zu werden, gab es vielleicht noch andere Menschen in Ixia, die es ihm gleichtaten. Porter hatte bereits vor der Machtübernahme des Commanders lange Jahre für den König gearbeitet. Damals hatte er ausreichend Zeit gehabt, seine Fähigkeit einzusetzen und gleichzeitig zu verbergen. Vielleicht bestand seine Macht auch lediglich darin, mit den Hunden zu kommunizieren.
    Es gab eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich zupfte einen Faden aus der Kraftquelle und stellte eine Verbindung mit einer der jungen Hündinnen her. Mit grenzenloser Energie und unbändiger Begeisterung nahm sie eine Fährte nach der anderen auf. Vergeblich versuchte ich, mit ihr zu kommunizieren. Entweder beachtete sie mich nicht, oder sie hörte mich nicht. Ein Geruch von etwas Weichem, Musartigem stieg ihr in die Nase, und auf der Suche nach dem Wurm begann sie, die Erde aufzuwühlen. Als eine freundliche und besorgte Stimme nach ihr rief, hörte sie sofort damit auf und rannte zu Porter zurück.
    Er gab allen Hunden einen Lederknochen zum Kauen und füllte ihre Wasserschalen, die in einer Reihe aufgestellt waren. Ich projizierte mein Bewusstsein in ihn und ertastete seine zuoberst liegenden Gedanken. Sie beschäftigten sich mit den täglichen Aufgaben, waren aber durchzogen von einem Gefühl des Unbehagens. Warum war sie hier? Was wollte sie?
    Ixia helfen , sprach ich in seine Gedanken.
    Er zuckte zusammen, als sei er ins Bein gebissen worden, und starrte mich wütend an.
    Du kannst mich hören, nicht wahr? Die Gerüchte sind also wahr .
    Er kam auf mich zu. Prüfend ließ ich meinen Blick über das leere Gelände wandern. Obwohl ich mich sehr gut auf Selbstverteidigung verstand, wurde mir schlagartig klar, dass dieser große, kräftige Mann trotz seines grauen Haars ein Respekt einflößender Gegner war. Nur wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen.
    „Du bist also hier, um Ixia zu helfen?“, grollte Porter.

Weitere Kostenlose Bücher