Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
sie Wachposten“, entgegnete Mondmann.
Ich ignorierte den Einwand des Geschichtenwebers und beschrieb Tauno den Weg nach draußen. Obwohl ich ihm versichert hatte, dass er vor den Beratern keine Angst zu haben brauchte, öffnete er die Tür nur zögernd. Offenbar befürchtete er immer noch, dumm angemacht zu werden, sobald er den Raum verließ.
„Hat Marrok inzwischen etwas gesagt?“, erkundigte ich mich.
„Nein, aber er versteht immer mehr. Im Gegensatz zu dir.“
Wütend funkelte ich ihn an. „Was soll das denn heißen?“
Mondmann antwortete nicht. Mein Plan, meine Kumpane in Ixia zurückzulassen, um schneller nach Sitia zu gelangen, gefiel mir immer besser. Der Commander würde ein Auge auf sie haben, und ich musste mir keine Sorgen machen, verraten zu werden.
Ich schaute mich im Zimmer um. „Wo ist Leif?“
„In seinem Zimmer“, erwiderte Mondmann.
Auf mein Klopfen reagierte Leif nur mit einer knappen Antwort, ohne die Tür zu öffnen. Offenbar war er immer noch wütend auf mich. Unaufgefordert betrat ich sein Zimmer und berichtete ihm von dem Treffen. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und ließ ihn allein.
Ein schweigsames Grüppchen folgte mir in das Besprechungszimmer des Commanders. Tauno wirkte etwas gelassener, nachdem er sich beim Laufen verausgabt hatte. Mondmann sagte kaum etwas, und Leif war sauer auf die Welt im Allgemeinen und mich im Besonderen. Mein Bruder verstand sich wirklich ausgezeichnet aufs Beleidigtsein.
Der Commander hatte eine Überraschung für uns. Valek, Ari und Janco saßen an einem runden Tisch. Bei ihrem Anblick hätte ich am liebsten laut gejubelt.
„Valek informiert mich gerade über die Situation in Sitia“, erklärte der Commander. „Fahr fort.“
„Ich halte die Lage für ziemlich … ähm … einmalig.“ Valek lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Nachdenklich und mit gekräuselten Lippen musterte er meine Begleiter. Die harten Linien seines hageren Gesichts verschwanden nur, wenn er lächelte.
„Einmalig ist sehr freundlich ausgedrückt“, ergänzte Janco. Er rieb sich die Narbe an jener Stelle, wo die untere Hälfte seines rechten Ohrs gewesen war. Das tat er immer, wenn er sich Sorgen machte.
„Ich halte die Situation eher für beunruhigend“, fügte Ari hinzu.
Panik stieg in mir auf. Ari pflegte Jancos Übertreibungen mit kühler Logik zu parieren. Seine beschwichtigende Art sorgte dafür, dass sein Kumpel nicht über die Stränge schlug. Seine drahtige Figur passte zu seiner schnellen Auffassungsgabe und seinem blitzschnellen Kampfstil, während Ari besonnener reagierte und die meisten seiner Gegner an Muskelkraft übertraf.
„Beunruhigend trifft es in der Tat besser“, pflichtete Valek ihm bei. „Die Ratsmitglieder auszuschalten bedeutet keineswegs, dass bessere Anführer nachfolgen. Im Gegenteil, ein solcher Coup würde die Einwohner zu einem radikalen Krieg anstacheln. Und sie verfügen über einige neue Spieler, die die Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden könnten.“
„Spieler? Wie wäre es mit Angst einflößenden Männern? Unheimlichen Magiern? Bösen Dämonen?“ Janco schauderte.
Valek warf ihm einen warnenden Blick zu. „Ich brauche mehr Informationen, um das wahre Ausmaß der Bedrohung beurteilen und über die beste Methode, ihr zu begegnen, entscheiden zu können.“
„Warum bist du zurückgekommen?“, wollte der Commander wissen.
Dieses Mal schaute Valek mich an. „Ich benötige mehr Unterstützung. Die Lage wurde ein bisschen zu riskant – selbst für mich.“
So viel zu meinen Plänen, allein nach Sitia zu reisen.
Es wurde still im Raum, während der Commander nachdachte. „Was brauchst du?“
„Ein paar Männer sowie Yelena und ihren Bruder.“
Ich hatte damit gerechnet, dass Valek mich haben wollte. Leif dagegen war ebenso überrascht wie ich, als er seinen Namen hörte. Er sah regelrecht schockiert aus.
„Sie hat noch nicht zugestimmt, Beraterin zu werden. Deshalb kann ich ihr nicht befehlen, dich zu begleiten“, gab der Commander zu bedenken.
„Dann werde ich sie selbst fragen müssen.“ Erwartungsvoll schaute Valek uns an.
„Ja“ und „Nein“, antworteten ich und Leif wie aus einem Mund.
„Habt ihr vergessen, dass ich aus Sitia stamme? Ich kann Ixia nicht dabei helfen, Sitia zu unterwerfen“, erklärte Leif.
„Ich möchte nicht die Herrschaft in Sitia übernehmen“, erläuterte der Commander. „Ich möchte nur nicht, dass sie unser Gebiet erobern. Und ich werde Maßnahmen
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