Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Hätte er ein Nackenfell gehabt, hätte es sich in diesem Moment bestimmt gesträubt. „Du kannst uns helfen, indem du uns in Ruhe lässt.“
Damit meinte er weder sich noch seine Hunde. Ein Bild von anderen Ixianern jagte blitzartig vorüber.
„Es gibt doch bestimmt etwas, das ich tun kann?“
„So wie du etwas für Rand getan hast? Nein, vielen Dank. Alles, was du für uns tun kannst, führt uns doch bloß ins Verderben.“ Er drehte sich um, aber dennoch bekam ich seine Worte noch mit: Oder in die Sklaverei .
Unvermittelt überfiel mich kalte Furcht. Gab es möglicherweise jemanden in Ixia, der Zauberer gegen ihren Willen benutzte? Warum überraschte mich das? Zauberei und Korruption gingen Hand in Hand. Würde die Magie auch mich verderben? Ich hatte meine Zauberkräfte eingesetzt, ohne mir groß Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Meine Verbindung mit Porter konnte seinen Tod bedeuten, und ich hatte es lediglich getan, um meine Neugier zu befriedigen. Wenn ich jetzt schon so fahrlässig mit der Magie umging, wie würde ich sie in Zukunft handhaben? Würde sie unverzichtbar für mich werden wie eine Droge? Vielleicht wäre es doch am besten, ganz auf Zauberei zu verzichten.
Als ich in die Burg zurückkehren wollte, hörte ich Kikis Wiehern. Ich eilte zu den Ställen zurück, aber Kiki hatte bereits die Tür geöffnet und kam mir im Gang entgegen.
Fuß schmerzt , sagte sie.
Sie folgte mir zum Übungsgelände und hielt ihren rechten Vorderhuf hoch, damit ich die Sohle untersuchen konnte. In ihrem Strahl steckte ein Stein.
Wann ist das passiert ?
Nachts. Hat da noch nicht wehgetan .
Als ich sie im Sonnenlicht sah, schien sie mir auf einmal nicht so gut gepflegt zu sein, wie ich geglaubt hatte.
Sie schnaubte. Lavendelmädchen soll aufpassen .
Du hältst also nicht viel von dem Stallburschen ?
Zu grob. Auf dich gewartet .
Du bist ziemlich verwöhnt .
Ich ließ Kiki im Hof zurück, um meinen Pickel und die Bürsten zu holen.
Sie hob ihr Bein, und ich entfernte den Stein. Anschließend striegelte ich ihr kupferfarbenes Fell. Mir wurde warm, und ich legte meinen Mantel ab. Als ich fertig war, klebten Strähnen von Pferdehaaren an meiner schweißnassen Kleidung.
Du bist wunderschön, und ich brauche ein Bad, sagte ich zu ihr. Koppel oder Box ?
Box. Schlafenszeit .
Und was ist mit deinem Schlaf, bevor ich dich versorgt habe ?
Vorschlaf .
Ach, das Leben eines Pferdes! Ich füllte ihren Eimer mit frischem Wasser. Beim Hinausgehen wäre ich fast mit Porter zusammengestoßen.
„Du gehst sehr gut mit dem Pferd um“, meinte er.
Ich spürte, dass er mehr zu sagen hatte, und wartete.
„Vielleicht kannst du uns ja wirklich helfen.“ Er ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Ein paar Stallburschen arbeiteten in der Nähe. Er senkte die Stimme. „Heute Abend ist ein Treffen in Castletown. In der Pfirsichstraße dreiundvierzig, Hintertür. Komm während des Abendessens. Sag aber keinem, wo du hingehst.“
22. KAPITEL
M it ausladenden Schritten ging er fort. Eigentlich wollte ich an diesem Abend schon auf dem Weg nach Sitia sein. Ein Besuch bei Porter brachte meinen Zeitplan zwar vollkommen durcheinander, andererseits schien der Termin zu wichtig zu sein, um ihn zu ignorieren.
Nach meinem Abstecher zu den Ställen kam ich gleichzeitig mit dem Boten zu den Gästezimmern zurück. Der Commander wollte sich mit uns am Nachmittag im Besprechungsraum treffen. Tauno lief wie ein gefangenes Tier im Zimmer auf und ab, wobei er ständig in der Nähe der Fenster blieb.
„Warum gehst du nicht hinaus?“, schlug ich ihm vor. „Die Soldaten drehen gerade ihre Trainingsrunden um das Burggelände. Wenn du willst, kannst du dich ihnen anschließen.“
Überrascht blieb er stehen. „Ich kann diesen Raum verlassen, ohne dass ein Berater mit mir kommt?“
„Der Berater begleitet dich, damit du dich in der Burg zurechtfindest. Es ist eine Aufmerksamkeit des Commanders seinen Gästen gegenüber. Wenn du alleine unterwegs bist, schauen dich die Leute unter Umständen schief an. Ansonsten kannst du dich frei bewegen, solange du dich an öffentlichen Orten aufhältst. Sieh nur zu, dass du zum Treffen wieder zurück bist.“ Ich erzählte ihnen von der Einladung des Commanders.
Auf dem Sofa neben Mondmann saß Marrok. Er durchbohrte uns mit seinen Blicken, als versuchte er, den Inhalt unseres Gesprächs zu entschlüsseln.
„Interessant, dass du Berater als eine Aufmerksamkeit betrachtest. Für Tauno sind
Weitere Kostenlose Bücher