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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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der Sessel. Mondmann stand an der Tür zur Wohnung.
    Ich weckte meine Mutter. „Kannst du die Sippenältesten holen? Wir müssen überlegen, was wir machen, wenn ich Esau gefunden habe.“
    Sie eilte zur Tür hinaus.
    „Wo willst du hin?“, fragte Leif.
    „Nach oben in mein altes Zimmer“, antwortete ich auf dem Weg zum Lift.
    Leif und Mondmann stiegen mit mir in die enge Kabine. Zwei dicke Taue steckten in Löchern in der Decke und im Boden. Mondmann duckte sich, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Sein Atem ging stoßweise, und er murmelte etwas über Sandseeds, die Ebene und Ersticken.
    Leif und ich zogen an den Seilen, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Wir erreichten die obere Etage und liefen einen Korridor entlang, auf dessen rechter Seite mein Zimmer lag. Ich schob den Baumwollvorhang beiseite und ließ Leif und Mondmann den Vortritt in den kleinen, vollgestopften Raum.
    Einige Jahre nach meiner Entführung hatte Esau damit begonnen, das Zimmer als Vorratslager zu nutzen. Während seiner vierzehnjährigen Sammlertätigkeit hatte er unzählige Regale mit Glasbehältern in allen Größen und Formen vollgestellt. Das bisschen Platz, das sie übrig ließen, wurde von einem schmalen Bett und einem hölzernen Schreibpult eingenommen.
    Ich legte mich auf das Bett, um meine gesamte Energie mit den Fledermäusen zu verbinden. „Versucht, alle Ablenkungen von mir fernzuhalten, und haltet euch bereit, mir zu helfen.“
    Leif und Mondmann nickten. Beide verfügten über ausreichende magische Fähigkeiten, auf die ich im Bedarfsfall zurückgreifen konnte. Ich bemühte mich, den Gedanken an Esaus Zwangslage nicht übermächtig werden zu lassen, während ich mein Bewusstsein auf die Höhlenöffnung richtete. Die Fledermäuse würden ihren Schlafplatz bald verlassen und sich auf die Suche nach Nahrung begeben.
    Mein Geist stieß auf das dunkle Bewusstsein der Tiere. Sie nahmen die Welt nicht durch Sehen wahr; vielmehr spürten sie Gegenstände und Bewegungen um sich herum. Da ich sie nicht dorthin leiten konnte, wo ich hinwollte, flog ich mit ihnen, wobei mein Bewusstsein von einer Fledermaus zur anderen wanderte, während ich versuchte, mir über meinen Standort im Urwald Klarheit zu verschaffen. Flügelrauschen und Insektengebrumm erfüllten die stille Nachtluft.
    Obwohl sich die Fledermäuse über eine Strecke von mehreren Meilen ausgebreitet hatten, blieben sie miteinander in Verbindung, sodass ich schon bald ein genaues Bild des Dschungels vor mir hatte. Es war die Sichtweise aus der Vogelperspektive ohne Farben – nur Formen, Umrisse und Bewegungen. In meinem Fledermausbewusstsein waren Bäume und Felsen nicht sichtbar, sondern stellten sich mir durch Geräusche dar.
    Die soliden Wände der Zaltana-Heimstatt fühlten sich für die Fledermäuse seltsam an. Sie vermieden die Wohnungen der Sippe, und so flog mein Bewusstsein zu ihnen hinüber, als sie östlich von der Behausung vorbeizogen.
    Enttäuscht, weil ich ihre Bewegungen nicht beeinflussen konnte, wartete ich, bis eine Fledermaus ein kleines Lagerfeuer entdeckte. Ich konzentrierte mein Bewusstsein auf dieses Tier, das durch die aufsteigende heiße Luft flatterte und nach den Insekten schnappte, die über den Flammen tanzten.
    Instinktiv mied die Fledermaus den Kontakt zu den Kreaturen weit unter sich und blieb hoch oben in der Luft. Mithilfe der Fledermaussinne versuchte ich herauszufinden, wie viele Würmer anwesend waren. Drei saßen um das Feuer, zwei hockten in den Bäumen und vier hielten Wache vor dem Lager. Einige Zelte standen nahe beim Feuer. Auf dem Boden neben ihnen lagen drei reglose Gestalten. Beunruhigt richtete ich meine Aufmerksamkeit auf sie, bis ich spürte, wie sich ihr Brustkasten hob und senkte.
    Nachdem ich ein exaktes Bild vom Standort des Lagers der Würmer in meinem Kopf hatte, zog ich mich aus dem Bewusstsein der Fledermaus zurück.
    „Es sind neun“, berichtete ich Leif und Mondmann. „Ich weiß nicht, wie viele von ihnen Fälscher sind.“
    „Wir müssten ausreichend Magier unter den Zaltanas haben, um sie zu überwältigen“, meinte Leif. „Wenn wir sie überraschen könnten, hätten wir einen Vorteil. Kannst du einen Leerschild errichten?“, wandte er sich an Mondmann.
    „Nein. Das gehört nicht zu meinen Fähigkeiten.“
    Ich setzte mich auf. Ein plötzliches Schwindelgefühl erfasste mich, und ich beugte mich nach vorn, bis der Anfall vorüber war. Die Verbindung mit den Fledermäusen hatte mich all meine Energie

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