Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Feuer des Flammenmenschen bewahren können? Oder würde es ihn vernichten?
„Komm, Yelena“, forderte Esau mich auf.
Ich verjagte meine düsteren Gedanken und folgte meinem Vater von der Lichtung. Er ging sehr schnell, und als ich ihn eingeholt hatte, erkundigte ich mich, was geschehen war, nachdem ich eingeschlafen war.
Er lachte amüsiert. „Du meinst, in Ohnmacht gefallen?“
„Ich hatte gerade Stonos Leben gerettet. Und deines ja wohl auch.“
Esau blieb stehen und nahm mich fest in den Arm. „Ich weiß. Das hast du gut gemacht.“
So schnell, wie er mich umarmt hatte, ließ er mich auch wieder los und setzte seinen Weg in den Dschungel fort. Ich eilte hinter ihm her.
„Was ist mit den anderen?“, wollte ich wissen.
„Du hast einen ganzen Tag lang geschlafen. Wir hielten es für das Beste, dass Leif und Chestnut Stono und Barken zur Heimstatt zurückbringen. Die Sandseeds und dieser andere Kerl aus Ixia sind nicht wieder aufgetaucht.“
Unvermittelt blieb ich stehen. „Sie könnten in Schwierigkeiten stecken.“
„Zwei Kämpfer der Sandseeds und ein Schwertkämpfer gegen drei Daviianer? Das bezweifele ich.“
„Und wie ist es gegen drei Würmer mit Curare?“
„Zum Teufel.“ Esau spie aus. „Ich wünschte, ich hätte dieses widerliche Zeug niemals entdeckt.“ Er schlug sich mit den Fäusten auf die Schenkel. „Ich hatte gehofft, dass die Vorräte, die sie den Sandseeds gestohlen haben, inzwischen aufgebraucht seien.“
„Du hast die Droge aus einer Kletterpflanze im Urwald gewonnen?“
„Ja.“
„Woher wissen sie denn, wie man mehr macht?“, überlegte ich laut.
„Und wo stellen sie es her?“ Esau sah sich um. „Vielleicht im Dschungel. Ich werde jede einzelne Kletterpflanze abschneiden, die Curare enthält, und sie verbrennen“, schwor er.
Ich legte eine Hand auf den Arm meines Vaters. „Vergiss nicht, warum du sie gesucht hast. Sie ist oft sehr nützlich. Im Moment sollten wir uns lieber um Mondmann und die anderen sorgen. Ich versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen.“
Ich sammelte Kraft und sandte mein Bewusstsein in den Dschungel, der uns umgab. Mein Geist stieß auf vielfältigste Arten von Leben. Valmure kletterten durch die Baumkronen, Vögel saßen auf den Zweigen, und andere kleine Tiere huschten durch das Unterholz. Aber Mondmanns kluge Gedanken konnte ich nirgendwo aufspüren.
Hatten die Würmer ihn hinter einem Leerschild versteckt? War er tot? Meine Suche nach Tauno und Marrok blieb ebenfalls erfolglos.
„Lass uns nach Hause gehen und überlegen, wie wir sie finden können“, schlug mein Vater vor. „Und zwar alle. Auch den Wurm, der Curare herstellt.“
Bei seinen Worten fielen mir die anderen Würmer ein, die wir mit dem Schlangenparfüm besprüht hatten. „Wir können die Wächter der Daviianer ausfragen. Sind sie in unserer Heimstatt?“
Esau zupfte an seiner befleckten Tunika, als ob er überlegte, wie er mir eine unangenehme Neuigkeit möglichst schonend beibringen konnte. „Als diese Schlange dich gepackt hatte, war sie nicht gerade glücklich darüber festzustellen, dass du keine passende Partnerin warst. Chestnut musste also seine gesamten Kräfte aufbieten, um zu verhindern, dass du verschlungen wurdest.“ Er machte eine Pause.
„Und das heißt …?“
„Er hat die Kontrolle über die anderen Schlangen verloren.“
„Die Wächter sind also tot?“
„Das ist die unangenehme Wendung der Dinge, aber es gibt auch etwas Positives“, berichtete Esau weiter.
„Und das wäre?“
„Im Moment gibt es vier sehr satte Halsbandschlangen, die den Zaltanas ganz sicher lange Zeit keine Probleme mehr bereiten werden.“
In dem kleinen Fluss, der unterhalb der Heimstatt meiner Sippe vorbeifloss, wusch ich mir so gut es ging das vertrocknete Blut ab, das an meinem Körper klebte. Schmutzig und ungepflegt wie ich war, würde sich meine Mutter bestimmt über meinen Zustand aufregen – ungeachtet der Tatsache, dass ich gesund und lebendig vor ihr stand.
Während ich die Leiter hinaufkletterte, dachte ich über die jüngsten Ereignisse nach. Möglicherweise zog eine Gruppe von Würmern aus Daviian durch den Dschungel, die Kletterpflanzen sammelten und Curare daraus gewannen. Ich hatte keine Ahnung, wohin Ferde und Cahil gegangen sein mochten oder wohin meine Freunde verschwunden waren. Außerdem lief ein Flammenmensch frei umher, der unter Umständen aus jedem Lagerfeuer in Sitia herausspringen konnte. Im Vergleich dazu war mein Leben in Ixia als
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