Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
untersuchen, indem ich seine dunkelroten Wunden durch meine Zauberkraft betrachtete. Sie begannen heftig zu pulsieren, als ich mich darauf konzentrierte.
Ohne Vorwarnung hörte Stonos Herz auf zu schlagen, und seine Seele verließ seinen Körper. Instinktiv atmete ich seine Seele ein und verstaute sie in einem sicheren Winkel meines Bewusstseins. Ich ignorierte seine wirren Gedanken und konzentrierte mich auf seine Verletzungen. Es zerriss meinen Magen förmlich vor Schmerzen, als sich tausend scharfe Messer tief in meine Eingeweide hineinbohrten. Ich umklammerte meinen Unterleib und rollte mich zu einem Ball zusammen. Blut lief über meine Hände und Arme und tropfte zu Boden. Die Luft wurde durchdrungen vom heißen Gestank der Körperflüssigkeiten.
Ich bemühte mich, die Schmerzen wegzuschieben, aber sie blieben bei mir, bohrten sich durch mein Rückgrat und zu meinem Herzen. Leifs Stimme dröhnte in meinen Ohren. Er wollte etwas. Irritiert von seiner Hartnäckigkeit, richtete ich meine Aufmerksamkeit einen Moment lang auf ihn. Seine Energie floss durch meinen Körper. Wir konnten dem Vormarsch der Schmerzen Einhalt gebieten, aber wir konnten sie nicht besiegen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis unsere Kraft versiegen und wir die Schlacht verlieren würden.
Mondmanns schicksalsergebene Stimme drang in mein Bewusstsein. Man kann dich wirklich nicht allein lassen! Wie konntest du nur glauben, dass du alleine mit der Macht des Kirakawa-Rituals fertigwerden würdest ?
Ich habe nicht …
Gewusst? Nachgedacht? Spielt das jetzt noch eine Rolle ?
Mondmanns blaue Energie verband sich mit Leifs Kraft, und gemeinsam schafften wir drei es, die Schmerzen zu verbannen.
Ich griff nach Stono und legte meine Hand auf seinen weichen Bauch. Kehr zurück , befahl ich seiner Seele. Ein Prickeln und Stechen lief durch meinen Arm hindurch. Als ich sein Keuchen hörte, zog ich meine Hand zurück.
Zu erschöpft, um mich zu bewegen, schlief ich auf der Stelle ein.
Irgendwann wurde ich von einer Hand wach gerüttelt.
„Theobroma?“ Wie aus weiter Ferne drang Leifs Stimme in meine Schläfrigkeit.
Meine Gedanken arbeiteten sich durch einen dichten Nebel. „Rucksack“, murmelte ich.
„Wo?“
Leif schüttelte mich erneut. Ich schlug gegen seine Arme, aber er ließ nicht locker.
„Wo?“
„Rucksack. Im Dschungel. Schlange.“
„Ich hole ihn“, erbot Chestnut sich.
Seine leiser werdenden Schritte wiegten mich erneut in den Schlaf.
Eine widerlich schmeckende Flüssigkeit riss mich aus dem Schlummer. Hustend und würgend richtete ich mich auf und spie aus.
„Du musst den Rest auch noch trinken“, befahl mein Vater.
Er hielt mir einen Becher hin.
„Was ist das?“ Ich umklammerte das Trinkgefäß. Der grünliche Inhalt roch wie Brackwasser.
„Annona-Tee. Gibt dem Körper die Kraft zurück. Jetzt trink.“
Ich zog eine Grimasse und hielt den Becher an meine Lippen. Aber ich brachte es nicht über mich zu trinken.
Esau seufzte. Sein schulterlanges graues Haar war blut- und schmutzverkrustet. Er sah älter aus als fünfzig. Müde ließ er Schultern herabhängen. „Yelena, ich würde gerne nach Hause gehen. Deine Mutter muss ja umkommen vor Sorge.“
Das war ein Argument. Der Geruch der Flüssigkeit ließ mich schaudern. Mit Todesverachtung trank ich den Tee. Die Flüssigkeit brannte in meiner wunden Kehle, aber nach einigen Minuten fühlte ich mich wacher und gestärkt.
Die Sonne stand hoch am Himmel, und die Lichtung war menschenleer. „Wo sind denn alle hin?“, erkundigte ich mich.
„Das erzähl ich dir auf dem Heimweg.“ Brummelnd erhob Esau sich.
Mein Rucksack lag in meiner Nähe. Ich kontrollierte den Inhalt, ehe ich ihn auf meinen Rücken schnallte. Mein Streitkolben lag auf der Erde neben einem deutlich erkennbaren großen Kreis, der vom Feuer versengt war. Ich hob den Kolben hoch und fuhr mit der Hand über das schwarze Holz. Er schien unversehrt zu sein. Das überraschte mich, denn ich war fest davon überzeugt, dass der Flammenmensch meinen Streitkolben im Laufe des Kampfes in einen Haufen Asche verwandelt hatte.
Heiße Angst überkam mich, als ich an den Flammenmenschen dachte. Diese Art von Zauberkraft war mir noch nie zuvor begegnet. Auf den Kampf mit ihm war ich vollkommen unvorbereitet, und mir fiel niemand aus Sitia ein, der es mit seiner Kraft aufnehmen konnte. Aber wie war das mit Ixia? Meine Gedanken wanderten zu Valek. Würde seine Unempfindlichkeit gegen jegliche Magie ihn vor dem
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