Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
bin auch nicht glücklich beim Gedanken an den Tod von sechs Menschen, aber wenn ich mir überlege, was die Alternative gewesen wäre, komme ich damit ganz gut klar.“ Jedenfalls solange ich nicht zu intensiv darüber nachdachte. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. „Du hast mich gefragt, wie ich so gelassen sein kann. Ich kann es mir nicht leisten, es nicht zu sein. Ich würde auch gerne trauern, mir Sorgen machen und dann weitersehen, aber damit erreichen wir gar nichts.“
    „Und erreichen willst du viel, nicht wahr, Yelena?“, meinte Leif, als er das Zimmer betrat. „Eines der wichtigsten Dinge, die mir die Erste Magierin beigebracht hat, als ich im Bergfried anfing, lautete: Bloß keine Gefühle zeigen. Roze glaubt, ihr sei das Talent zur Zauberei gegeben worden, um etwas Sinnvolles damit anzufangen, und sie lässt sich weder durch Schuldgefühle noch Gewissensbisse von ihrem Ziel abbringen.“ Nachdenklich fuhr er sich durchs Gesicht. „Du bist ihr sehr ähnlich.“
    „Überhaupt nicht“, protestierte ich.
    „Das war ein Kompliment. Ihr seid beide intelligent. Ihr seid Tatmenschen. Geborene Anführer.“
    Dieser Meinung war ich ganz und gar nicht. Ich hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Roze. Sie war eine Tyrannin, die sich für allwissend hielt und sich nicht die Mühe machte, über Alternativen nachzudenken oder die Meinung anderer Menschen in Betracht zu ziehen. Nein, so war ich ganz und gar nicht. Oder?
    „Obwohl sie zu Wutanfällen neigt“, räumte Leif ein. „Außerdem hat sie sich geirrt, was die Richtung angeht, in die Ferde und Cahil gelaufen sind. Darüber wird sie nicht gerade erfreut sein.“
    „Das glaube ich auch“, stimmte ich ihm zu.
    „Was glaubst du auch?“ Esau betrat das Zimmer, die Arme vollbepackt mit Gefäßen.
    Nutty kam mit der Kleidung zurück, und Perl brachte ein Tablett mit Früchten und Tee. Der Morgen war schon weit fortgeschritten, als wir endlich aßen.
    „Wir brechen besser auf“, schlug Leif vor. „Wir werden uns beeilen müssen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit auf dem Markt sein wollen.“
    „Yelena, wenn du uns das nächste Mal besuchst, musst du wirklich mehr Zeit mitbringen“, bat meine Mutter. „Vielleicht, wenn du ein bisschen zur Ruhe gekommen bist.“ Sie überlegte einen Moment und fügte hinzu: „Na ja, vielleicht auch schon früher. Ehrlich gesagt glaube ich nämlich nicht, dass du so bald schon zur Ruhe kommen wirst.“
    „Weißt du das dank deiner magischen Fähigkeiten?“, wollte ich wissen.
    „Nein, Liebes. Dank deiner Vergangenheit.“ Ein Lächeln flog über ihre Lippen, ehe ihr strenger mütterlicher Ausdruck die Oberhand zurückgewann. Mit ernster Miene befahl sie mir, vorsichtig zu sein.
    Leif und ich schnallten unsere Rucksäcke um und kletterten die Leiter hinunter in den Dschungel. Er legte ein schnelles Tempo vor, und ich blieb ihm dicht auf den Fersen. Als wir kurz Rast machten, warf ich meinen Rucksack zu Boden und rieb mir den schmerzenden Rücken. Inzwischen konnte ich Reitpferde nur zu gut verstehen … Kiki!
    „Leif, bleibt dieser Pfad die ganze Strecke über bis zum Markt so gut passierbar?“
    „Wenn in den letzten Tagen keine Bäume umgestürzt sind … Die Zaltanas kümmern sich sehr um den Zustand ihrer Wege. Warum?“
    „Die Pferde.“
    Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    Ich sandte mein Bewusstsein aus und trat in Kikis Gedanken ein.
    Sie hatte sich mit Garnet und Rusalka im Wald westlich des Marktplatzes versteckt.
    Spät , sagte sie in meinen Gedanken. Schmutzig. Hungrig .
    Treffen wir uns auf dem Dschungelpfad? Dann sind wir schneller auf dem Markt. Und du wirst früher gestriegelt .
    Sofort erklärte sie sich einverstanden. Stumm wanderten Leif und ich eine Zeit lang weiter. Das Summen der Insekten nahm zu, als das Sonnenlicht schwächer wurde.
    „Ich vergesse immer, dass du mit Pferden reden kannst“, unterbrach Leif schließlich das Schweigen. „Ich glaube, damit bist du die Erste in der Geschichte von Sitia.“
    „Bist du sicher?“
    „Alle Schüler im Bergfried mussten lernen, über welche Macht die Magier in der Vergangenheit verfügten. Und Master Bloodgood hätte es bestimmt gewusst, wenn es vor dir schon jemanden gegeben hätte.“
    Bain Bloodgood, der Zweite Magier, war eine lebende Chronik auf zwei Beinen. Meine Liste von Fragen wurde von Tag zu Tag länger. Ich musste so viel über Zauberei und Geschichte lernen. Allein die Größe meiner Wissenslücken

Weitere Kostenlose Bücher