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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Daviianer im Mittelpunkt. Alle haben Angst vor ihnen, aber die Magier haben Tulas Mörder ins Gefängnis gebracht, und ich bin sicher, dass sich die Sandseeds um den Rest kümmern. Das tun sie doch ständig.“
    Ich stimmte ihm zu, aber die Tatsache, dass er immer noch glaubte, Ferde säße hinter Gittern, bereitete mir Sorgen. Das war überhaupt nicht gut. Warum hatten die Ratsmitglieder die Einwohner nicht informiert? Wahrscheinlich wollten sie sie nicht beunruhigen. Ferde war immer noch nicht bei Kräften, und sie hatten wohl gehofft, ihn schnell wiederzufinden. Sollte ich es Jaymes erzählen? Er hatte schließlich zwei weitere Töchter. Die Bevölkerung sollte auch über das Kirakawa-Ritual der Würmer Bescheid wissen. Vielleicht konnten die Menschen bei der Suche nach den Würmern behilflich sein und würden ihre Familien besser schützen. Andererseits – bestand nicht die Gefahr, dass sie in Panik gerieten und uns bei unserer Arbeit behinderten?
    Es fiel mir nicht leicht, alleine eine Entscheidung zu treffen, und einmal mehr wurde mir bewusst, wie vorteilhaft es war, eine Ratsversammlung zu haben, die über wichtige Dinge abstimmte. Auf diese Weise konnte kein Einzelner für einen falschen Beschluss verantwortlich gemacht werden.
    Um Zeit zu gewinnen, fragte ich ihn, ob seine Kinder nachts immer noch alleine arbeiteten.
    „Auf keinen Fall. Ich übernehme die gesamte Nachtschicht. Wir haben unsere Lektion gelernt. So etwas wird uns nicht noch einmal passieren.“
    „Das ist gut. Bleibt wachsam. Die Anführer des Cowan-Clans sind mit Recht besorgt, was die Daviianer angeht.“
    Kichernd kam Opal zurück. Ihr langer Rock war voller Wasserflecken, und sie schob sich ein paar feuchte Haarsträhnen unter ihr Kopftuch.
    „Wir haben eine Wasserschlacht gemacht“, erklärte sie. Ehe ihr Vater sie ausschimpfen konnte, fügte sie hinzu: „Mama hat angefangen.“
    Er seufzte, aber sein Ärger verflog sofort. Opal griff nach meiner Hand, um mich durchs Haus zu führen. Das Zimmer, das sie sich mit ihrer Schwester geteilt hatte, lag im ersten Stock des Steinhauses. Die Luft roch nach Geißblatt. Über dem leeren Bett hing Tulas Trauerfahne. Das weiße Seidenbanner war Teil des Begräbnisrituals gewesen. Die Sitianer glaubten, dass die Seele der Toten beim Hissen der Flagge in den Himmel freigesetzt wurde. Dieser Brauch war ein Trost für die Familien, den ich nur zu gut nachempfinden konnte, da ich Tulas Seele von Ferde befreit hatte.
    „Warum hängt die Fahne über ihrem Bett?“, wollte ich wissen.
    „Damit soll ihre Seele daran gehindert werden, zur Erde zurückzukehren“, erklärte Opal. „All die Dinge, derentwegen sie zurückkommen möchte, sind unter der Fahne verborgen. Dort kann sie sie nicht sehen.“
    Ich schaute unter die Fahne und entdeckte ein kleines Regal voller Glastiere. Die Figuren waren naturgetreu nachgebildet, aber ihnen fehlte das innere Feuer, das mir bei den Statuen aufgefallen war, die ich zuvor gesehen hatte.
    „Tula hat einige der Figuren verschenkt und viele andere verkauft, aber diese hier hat sie für sich behalten. Ich habe versucht, sie zu imitieren, aber meine werden immer irgendwie anders. Ich habe auch nur wenige verkauft.“ Resigniert zuckte sie mit den Schultern.
    „Du hast die angefertigt, die im Schaufenster stehen, stimmt’s?“
    „Ja.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die Ladenbesitzerin ist eine freundliche Frau. Sie wusste, dass ich heute kommen würde, und deshalb hat sie sie ins Fenster gestellt. Meine Tiere sind langweilig verglichen mit denen von Tula.“
    „Nein, Opal, sie sind erstaunlich. Wie hast du es geschafft, sie zum Leuchten zu bringen?“
    Sie legte die Hand auf ihr Herz, als könne sie nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. „Du hast das Licht gesehen?“
    „Natürlich. Tun das nicht alle?“
    „Nein!“, rief sie. „Nur ich kann es sehen – und jetzt du!“ Vor Begeisterung drehte sie sich ein paarmal um die eigene Achse.
    „Und Leif. Ihm ist es auch aufgefallen.“
    „Wirklich? Seltsam. Niemand sonst in meiner Familie oder von meinen Freunden kann das innere Licht sehen. Ich glaube, sie halten mich alle für ein bisschen verrückt, aber sie lassen mich gewähren.“
    „Wie machst du das?“
    Ausführlich erklärte sie mir die Kunst der Glasbläserei. So viel hatte ich gar nicht wissen wollen, aber zumindest hatte ich nun etwas über die grundsätzlichen Dinge erfahren.
    „Normalerweise formt man die Tiere aus einem

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