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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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ich ihn mit den anderen bekannt machte, und entdeckte nur wenig Ähnlichkeit mit Botschafterin Signe. Als ob sie tatsächlich bloß Cousin und Cousine und nicht und ein und dieselbe Person wären.
    An seinem durchdringenden Blick hatte sich allerdings nichts geändert. Das Herz hämmerte mir in der Brust, als er mich mit seinen goldfarbenen Augen anschaute.
    „Das nenne ich eine Überraschung, Vermittlerin Yelena. Ich nehme an, du hast einen guten Grund, das Protokoll zu umgehen“, begrüßte er uns mit hochgezogenen Brauen.
    „Einen sehr guten sogar, Sir. Ich glaube nämlich, dass Sitia einen Angriff gegen Euch im Schilde führt.“
    Nachdenklich betrachtete der Commander meine Begleiter, während er meine Worte auf sich wirken ließ. Sein schwarzes Haar war grauer geworden. Es war so kurz geschnitten, dass es aussah, als hätte Kiki es abgegrast.
    Der Commander ging zur Tür, die zum Thronsaal führte, und rief einen seiner Männer.
    „Berater Reydon, führe unsere Gäste bitte zum Mittagessen in den Speisesaal und anschließend in die Gästesuite.“ Er wandte sich an die anderen. „Die Vermittlerin wird mit mir speisen. Wir sehen euch dann später.“
    Rat suchend blickte Leif zu mir hinüber. Ich gewährte ihm Zugang zu meinen Gedanken.
    Möchtest du, dass wir bleiben? fragte er.
    Ich glaube, euch bleibt keine Wahl.
    Er ist nicht mein Commander. Ich muss nicht auf ihn hören.
    Eine kindische, dickköpfige Bemerkung. Vielleicht fühlte Leif sich ausgeschlossen. Benimm dich wie ein vorbildlicher Gast und tu, was er sagt. Ich werde dir nachher alles erzählen.
    Du bist sicher, dass du keine Unterstützung brauchst? Dieser Kerl verursacht mir eine Gänsehaut.
    Leif , warnte ich ihn.
    Widerwillig verließ er das Arbeitszimmer. Ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, warf er mir einen verärgerten Blick zu.
    Kaum waren die anderen verschwunden, bedeutete mir der Commander mit einer Handbewegung, auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Ich setzte mich und rutschte nervös auf der Kante hin und her.
    Er servierte mir eine Tasse Tee, ehe er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. Vorsichtig nippte ich an dem Getränk und prüfte, ob es auch nicht vergiftet war. Schon seltsam, wie schnell ich in meine alten Gewohnheiten zurückfiel. Immerhin stand er einem mächtigen Heer vor und hatte acht ambitionierte Generäle zu befehligen, die ihm nicht alle wohlgesonnen waren. Deshalb brauchte der Commander einen Vorkoster in seiner Dienerschaft.
    „Warum bist du gekommen?“, wollte er wissen.
    „Das habe ich Euch bereits gesagt. Sitias Absichten …“
    Mit einer hoheitsvollen Handbewegung unterbrach er mich. „Das ist nichts Neues. Warum bist du wirklich hier?“
    „Um Euch zu bitten, einen Erstschlag zu verschieben.“
    „Warum?“
    Ich zögerte, während ich über meine nächsten Worte nachdachte. Den Commander würde nur Logik überzeugen. „Derzeit herrscht unter den Ratsmitgliedern von Sitia eine große Unsicherheit. Einerseits möchten sie mit Euch Beziehungen aufnehmen und Handel treiben, andererseits fürchten sie Euch.“
    „Sie sind sehr wankelmütig, in der Tat.“
    „Aber so wankelmütig nun auch wieder nicht. Sie werden beeinflusst.“
    „Durch Magie?“ Der Commander sprach das Wort aus, als bereite es ihm großen Abscheu.
    General Brazell und Mogkan – meine Entführer – hatten mithilfe von Zauberei und Theobroma die Kontrolle über sein Bewusstsein erlangt, obwohl er Magier mit einem Bannfluch belegt hatte. Mittlerweile urteilte er nicht mehr ganz so harsch, aber dennoch hielt er Zauberer nach wie vor für nicht vertrauenswürdig. Die bislang einzige Konzession, die er gemacht hatte, war seine Zustimmung, mich als Vermittlerin nach Ixia zu senden.
    Valek vermutete, dass der Commander Zauberer fürchtete. Ich jedoch war der Meinung, dass seine Angst mehr mit dem zu tun hatte, was der Commander als seine Verwandlung bezeichnete. Er war im Körper einer Frau geboren, glaubte aber, dass er die Seele eines Mannes habe, und er hatte Angst, dass ein Magier hinter sein Geheimnis kommen und ihn entlarven konnte. Mir jedenfalls war die Anwesenheit von zwei Seelen in seiner Brust nicht verborgen geblieben, als ich mit ihm in Gestalt der Botschafterin Signe zu tun hatte.
    Während ich vor ihm saß, unterdrückte ich den Wunsch, mich in sein Bewusstsein hineinzuprojizieren. Ich vermied sogar einen nur oberflächlichen Kontakt. Es wäre eine schwerwiegende Verletzung des Protokolls gewesen.

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