Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Leben meines Sicherheitsberaters in Gefahr bringen, damit er dir hilft, an Informationen zu gelangen? Währenddessen soll ich hier tatenlos herumsitzen und hoffen, dass die Sitianer nicht angreifen, bis du herausgefunden hast, was los ist?“
So wie der Commander seine Frage formulierte, konnte man meinen, die Lage sei aussichtslos. Dennoch antwortete ich einfach nur mit einem schlichten Ja. Abgesehen davon war natürlich das Letzte, das ich wollte, Valek oder irgendjemand sonst zu gefährden. Dieses Wagnis musste ich jedoch eingehen.
Der Commander stützte den Kopf auf seine verschränkten Hände. „Die Informationen sind das Risiko nicht wert. Ich kann genauso gut die Entscheidung der Ratsversammlung abwarten und dann darüber nachdenken, was zu tun ist.“
„Aber …“
Er warf mir einen warnenden Blick zu. „Yelena, was kümmert es dich, was mit den Ratsmitgliedern passiert? Sie haben sich gegen dich gestellt. Du kannst nicht mehr nach Sitia zurückkehren. Als meine Beraterin wärst du mir hier die größte Hilfe.“
Ich dachte über dieses unerwartete Angebot nach. „Und was wird aus meinen Begleitern?“
„Sind es Magier?“ Über seiner Nase bildete sich eine kleine steile Falte.
„Alle beide.“
„Sie könnten Teil deines Stabes werden, wenn du willst. Natürlich dürfen sie ihre Magie nicht ohne meine Erlaubnis gegen einen Ixianer einsetzen.“
„Und was ist mit meiner Zauberkraft? Gelten dieselben Einschränkungen auch für mich?“
Unverwandt sah mich der Commander an. „Nein. Dir vertraue ich.“
Einen Moment lang war ich starr vor Verblüffung. Sein Vertrauen war eine Ehre, und angesichts des Verhaltens der Ratsversammlung von Sitia mir gegenüber war die Versuchung, seine Beraterin zu werden, nur zu verlockend. Wahrscheinlich wäre es einfacher, zu bleiben und Cahil von dieser Seite der Grenze aus zu besiegen.
„Antworte nicht sofort. Rede mit deinen Begleitern. Ich müsste bald etwas von Valek hören. Wir treffen uns dann wieder. Benötigst du bis dahin irgendetwas?“
Ich dachte an unsere Vorräte, die zur Neige gingen. Wenn wir abreisten, würden wir mehr benötigen. „Könnt Ihr Geld aus Sitia gegen Münzen aus Ixia tauschen?“ Ich wühlte in meinem Rucksack. Um zu finden, was ich suchte, musste ich mehrere Gegenstände herausholen, die ich auf den Schreibtisch des Commanders stellte.
„Gib sie Berater Watts. Du erinnerst dich doch noch an meinen Buchhalter?“
„Ja.“ Das Tuch, mit dem Opals Fledermaus eingewickelt war, hatte sich gelöst und am Boden meines Rucksacks verfangen. Ich griff nach dem Glastier und befreite es von seiner Verpackung. Dem Commander verschlug es den Atem.
Er starrte auf die Statue in meiner Hand, und seine Finger zuckten, als wollte er nach der Fledermaus schnappen.
„Darf ich es mal sehen?“, bat er.
„Natürlich.“
Mit einer schnellen Geste nahm er mir die Statue aus der Hand, drehte die Fledermaus hin und her und betrachtete sie von allen Seiten. „Wer hat das gemacht?“
„Meine Freundin Opal. Sie ist Glaskünstlerin in Ixia.“
„Es glüht, als sei geschmolzenes Feuer im Inneren. Wie ist ihr das gelungen?“
Nur langsam wurde mir die Tragweite seiner Worte klar. Ich starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Er sah das innere Glühen . Nur Zauberer waren in der Lage, das Licht wahrzunehmen.
Der Commander verfügte über magische Fähigkeiten!
20. KAPITEL
F ür den Commander glühte die Glasfledermaus. Und ich hatte geglaubt, nur Zauberer könnten das innere Feuer sehen. Doch ich konnte mich irren. Vielleicht hatte ich die Fledermaus bisher einfach zu wenigen Leuten gezeigt. Falls der Commander tatsächlich über magische Fähigkeiten verfügte, hätten seine Kräfte unkontrolliert gewütet, wären längst zum Ausbruch gekommen und hätten ihn umgebracht. Die Meister in Sitia hätten ihn längst entdeckt. Irys hätte es gespürt, als sie neben ihm stand.
Ich verbannte die albernen Gedanken aus meinem Kopf und erklärte dem Commander, wie das Glaskunstwerk zustande gekommen war.
„Aber was ist der Grund für das Glühen?“
Hätte ich das Wort Magie erwähnt, hätte er die Statue fallen gelassen wie ein glühendes Stück Kohle. Deshalb erzählte ich ihm, dass die Herstellung ein Familiengeheimnis sei.
Er gab mir die Glasfledermaus zurück. „Außergewöhnlich. Wenn du das nächste Mal deine Freundin triffst, bitte sie, für mich auch so etwas zu machen.“
Endlich fand ich die Münzen, nach denen ich gesucht hatte,
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