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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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geschlafen.
    »Wach auf, Boß!«
    Es klang wie ein Trommelwirbel, der eine ganze Division in Bereitschaft versetzt. Ich setzte mich auf, einen Dolch unter dem Laken parat, und sah -
    »Guten Tag, Vladimir. Ist das ein Messer da in deiner Hand oder freust du dich nur, mich zu sehen?«
    »Beides«, gab ich zurück und steckte die Klinge wieder ein. Sie stupste mich an, und ich rutschte ein wenig, damit sie sich hinsetzen konnte. Wir küßten uns sachte. Dann zog sie sich zurück und betrachtete mich.
    »Was ist passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Zeit habe ich im Überfluß.«
    Ich erzählte es ihr also. Sie schüttelte den Kopf, und als ich fertig war, hielt sie mich fest.
    Jungejunge.
    »Und jetzt?« wollte sie wissen.
    Ich sagte: »Machst du mit deiner Partnerin je Sonderpreise für Freunde?«
    »Du etwa?«
    »Habe ich auch nicht geglaubt.«
    Sie drückte mich ein bißchen fester.
    »Wäre es euch beiden lieber, wenn ich gehe, Boß?«
    »Vielleicht gleich.«
    »Hmmf Die Frage war nicht ernst gemeint, falls du es bemerkt hast.«
    »Habe ich. Schnauze.«
    »Übrigens, Vladimir, Sethra gibt ein Bankett.«
    »Echt? Wem zu Ehren?«
    »Weil wir alle noch am Leben sind.«
    »Hmmmm. Wahrscheinlich werden sie dich und Norathar ausquetschen wollen.«
    »Ich gehe davon aus, daß - wie hast du den Namen erfahren?«
    Ich lachte überheblich.
    »Ich nehme an«, sagte sie, »daß ich diese Information wohl aus dir herausfoltern muß.«
    »So ist es wohl«, erwiderte ich. »Gut, Loiosh, du kannst jetzt verschwinden.«
    »Sack.«
    »Jau.«

10
    »ICH TÖTE UNGERN MEINE GÄSTE«
    Mein kann Mahlzeiten in Kategorien unterteilen. Da wäre das formelle Abendessen in eleganter Umgebung, mit sorgfältig gewählten Weinen, untermalt von beiläufiger Konversation. Dann gibt es Geschäftstreffen des Jhereg, bei denen man die Hälfte der Zeit das Essen ignoriert, weil es tödlich sein kann, wenn man eine Bemerkung oder auch nur einen Seitenblick nicht mitbekommt. Es gibt das stille, informelle Zusammensein mit einer bestimmten Person, bei dem weder das Essen noch die Unterhaltung so wichtig ist wie die bloße Anwesenheit. Wir hätten weiterhin das Sich-etwas-Reinhauen-und-Verschwinden, wo es nur darum geht, sich mit Nahrung zu versorgen, ohne sich die Zeit für Unterhaltungen oder Vergnügen zu lassen. Schließlich gibt es das »gute Abendessen«, bei dem das Essen der eigentliche Grund für die Anwesenheit ist und Unterhaltungen nur dazu dienen, es hinunterzuspülen.
    Und schließlich gibt es eine weitere Art von Mahlzeit: Wenn man um einen feinen, eleganten Tisch herum sitzt, tief im Innern des Dzurbergs, mit einer untoten Gastgeberin, einem Dragonlord und einer -lady sowie einem Team von Jhereg-Attentäterinnen, von denen eine ebenfalls eine Dragon ist, die andere aus dem Ostreich.
    Das Thema der Unterhaltungen bei einem solchen Abendessen ist nicht vorhersagbar. Die meiste Zeit unterhielt uns Morrolan mit ein paar Bemerkungen über die Zauberei, die für gewöhnlich nicht in Bücher gedruckt werden und wahrscheinlich auch nicht gedruckt werden sollten. Das gefiel mir - hauptsächlich, weil ich neben Cawti saß (zufällig? Wo Aliera dabei war? Pah!), und wir konzentrierten uns meist darauf, unsere Beine unter dem Tisch aneinanderzureihen. Loiosh ließ dazu ein paar Bemerkungen fallen, denen ich nicht die Ehre einer Wiederholung angedeihen lassen werde.
    Dann, ich war gerade abgelenkt, änderte sich die Unterhaltung. Plötzlich verwickelte Aliera die Lady, die auch als Schwert des Jhereg bekannt war, in einen neckischen Austausch über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Gewohnheiten der Dragon mit denen der Jhereg, und ich war sofort wachsam. Aliera tat nichts ohne Grund.
    »Seht Ihr«, sagte sie gerade, »wir bringen nur Leute um, die es auch verdienen. Ihr tötet jeden, für den Ihr bezahlt werdet.«
    Norathar tat überrascht. »Aber Euch bezahlt man doch auch, oder nicht? Nur in einer anderen Währung. Ein Attentäter des Jhereg wird in Gold ausgezahlt, glaube ich wenigstens - ich habe nie einen kennengelernt. Ein Dragon dagegen erhält als Lohn die Befriedigung seiner Blutgier.«
    Ich kicherte kurz. Eins zu null für unsere Mannschaft. Auch Aliera lächelte und erhob ihr Glas. Ich sah sie mir genau an. Ja, entschied ich, sie stichelte nicht nur so aus Spaß gegen die Jhereg. Sie suchte nach etwas.
    »Dann sagt mir doch«, wollte Aliera wissen, »welche Münze haltet Ihr für die bessere?«
    »Nun, ich habe noch nie

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